„Erfolg und Fortschritt bedeuten lebenslanges Lernen.“
Matthias Preindl aus Niederrasen ist Professor für Elektrotechnik an der Columbia Universität in New York. Kürzlich wurde dem 30-Jährigen mit weiteren vier Südtirolern der Futura Förderpreis verliehen. Der Preis wird alle zwei Jahre an junge Südtiroler vergeben, die sich im Ausland beruflich profilieren. Träger des Preises sind die Verlagsanstalt Athesia, die Tageszeitung „Dolomiten“, die Stiftung Südtiroler Sparkasse, die Brauerei Forst, die Aspiag-Gruppe sowie der Hotelier- und Gastwirteverband.
Wie kam es zu Ihrer Professur in New York?
Nach meinem Doktorat suchte ich eine Stelle an einem Forschungsinstitut und an der McMaster-Universität in Hamilton in Kanada, wurde ich fündig. Für anderthalb Jahre arbeitete ich dort im Bereich Antriebssysteme in der Elektro-Mobilität. Ich suchte aber eine fixe Professur an einer Universität und fand sie schließlich an der Columbia Universität in New York-Manhattan, wo ich mich in einem internationalen Wettbewerb unter rund 500 Bewerbern durchsetzen konnte. Ich erhielt die Lehrstelle für Elektrotechnik und Antriebssysteme und wirke nun seit einem Jahr dort.
Was ist Ihr Aufgabenbereich?
Die Columbia Universität in New York hatte bisher keinen Lehrstuhl in Leistungselektronik bzw. Energietechnik. Meine Aufgabe besteht darin, ein Forschungslabor in diesem Bereich aufzubauen. Das größte Gewicht wird hierbei auf E-Mobilität und Effizienzsteigerung gelegt. Ich arbeite im Bereich Motoren, Antriebssysteme und Leistungselektronik und betreue die mitwirkenden Doktoranden sowie Studenten. Gerade jetzt im Januar startet ein neues Projekt zur Optimierung von Umrichtersystemen für einen neuen Antriebsstrang für Elektroautos. Gleichzeitig biete ich aber auch Kurse für ein Masterstudium an. Meine Aufgabenbereiche beinhalten also sowohl Lehre als auch Forschung. Zusätzlich muss ich mich um den Ausbau und die Finanzierung des Forschungslabors kümmern.
Wie enorm ist der Leistungsdruck an einer Top-Universität?
Der Leistungsdruck ist klarerweise vorhanden, das kann man nicht bestreiten. Es ist ein Teil vom Ganzen. Wenn man aber mit Begeisterung dabei ist, nimmt man diesen Umstand gerne auf sich. Jede neue geschaffte Hürde, immer wenn ein nächster Schritt gelingt, ist es für mich eine große Genugtuung.
Wie fühlt sich ein Baz in New York?
Meine Arbeit ist meine Leidenschaft, weshalb ich mich sehr wohl fühle. Für einen Baz ist New York natürlich eine riesige Stadt, es herrscht Trubel rund um die Uhr. Die Angebote im kulturellen Bereich nutze ich stets gern, mal besuche ich Broadway-Musicals, klassische oder Jazz-Konzerte oder bin auch gern bei Sport-Events dabei.
Was wollten Sie als Kind werden?
Ich habe als Kind viel mit Technik-Lego gespielt und wollte immer etwas konstruieren. Zum Leidwesen meiner Mutter habe ich auch das eine oder andere Küchengerät zerlegt, um dessen Funktionen zu verstehen. Dass ich im technischen Bereich etwas machen will, hat sich sehr rasch herauskristallisiert. Nach der Gewerbeoberschule in Bruneck studierte ich Elektrotechnik an der Universität Padua, wo ich dann mein Doktorstudium über erneuerbare Energien, Umrichtertechnologien und Elektromobilität abschloss. Ich wollte auch immer die Welt bereisen um andere Länder, Kulturen und Sprachen kennen zu lernen. Deshalb habe ich jedes nur mögliche Austausch-Programm, wie Erasmus usw., genutzt und war unter anderen an Unis in Zürich und Aalborg in Dänemark.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
In meiner Jugend spielte ich Klarinette und verbrachte viel Zeit beim Klettern in Kletterhallen und im Freien. Derzeit begeistere ich mich für die Fotografie. Abends nehme ich manchmal Kamera und Stativ und wandere durch New York City auf der Suche nach interessanten Motiven. Wenn ich hier in Südtirol bin, gehe ich gerne in die Berge, treffe meine Freunde und ein „Watter“ muss natürlich auch dabei sein. Südtirol ist für mich Heimat, ich komme immer gerne hierher. Im amerikanischen System sind übrigens zwei Wochen Urlaub im Jahr das Maximum, hierin ist das europäische Urlaubssystem schon weit generöser.
Wie würden Sie sich charakterisieren?
Meine Stärke ist analytisches und lösungsorientiertes Denken, das mir bei der Forschung und beim Verfassen wissenschaftlicher Artikel zu Gute kommt. Ich bin zielstrebig und manchmal auch etwas zu perfektionistisch.
Worin würden Sie eine berufliche Genugtuung sehen?
Es wäre schön, einen messbaren Beitrag zum Fortschritt im Bereich der E-Mobilität zu leisten. (IB)