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Ein Zaubermedikament?

Matthias Crepaz, Gastroenterologe

Bei Magenproblemen galt seit Menschheitsgedenken nur eins: Mäßigung und Verzicht. Doch dank der Magensäureblocker, auch gerne als „Magenschutz“ bezeichnet, kann wieder ohne Reue geschlemmt werden. Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am Krankenhaus Bruneck, Matthias Crepaz, sprach mit uns über die bahnbrechenden Erfolge der Säureblocker.

Eigentlich widerspricht Völlerei ganz ohne negative Folgen jeder vernünftigen Denkweise. Wenn man schon über die Stränge schlägt, im Übermaß kulinarischen Genüssen frönt oder sich wider besseren Wissens den Magen mit allzu ungesunder Kost belastet, dann hat man auch die Folgen in Kauf zu nehmen, die da wären: Völlegefühl, saures Aufstoßen, Unwohlsein, Übelkeit und Magenschmerzen. Doch sämtliche Magenbeschwerden, die einem das Leben in der Wohlstandsgesellschaft arg vermiesen können, sind heute Probleme von gestern, wie Internist und Gastroenterologe Matthias Crepaz bestätigt: „Seit gut 25 Jahren sind Säureblocker auf dem Markt. Sie nehmen die unangenehmen Symptome beinahe sämtlicher Magenbeschwerden und haben eine lange Wirkdauer. Das Präparat kennt fast keine Nebenwirkungen und ist von sehr guter Verträglichkeit. Diese bahnbrechenden Erfolge führten zu regelrechten Rezeptfluten, auch dort, wo es rein medizinisch nicht indiziert ist.“ Einst entwickelt um Magenkranken Erleichterung zu verschaffen, werde das Mittel längst nicht mehr nur bei säurebedingten Erkrankungen, wie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren oder therapieresistentem Sodbrennen, verordnet, sondern nahezu bei jeder Beschwerde im Magen-Darm-Trakt.

PROTONENPUMPENHEMMER
Säureblocker, die sogenannten Protonenpumpenhemmer (PPI), vermindern die Säurebildung im Magen. Sie lassen Magengeschwüre schnell abheilen, sind unverzichtbar bei Gastritis, heftigem Sodbrennen, als Magenschutz, wenn magenreizende Medikamente genommen werden müssen, und als Prophylaxe bei Blutungen im Magen-Darm-Trakt. „PPI sind Medikamente, die nicht – wie Antazida – im Magen direkt die Säure neutralisieren, sondern sie hemmen deren Produktion. In der Medizin sind sie ohne Zweifel ein Meilenstein. Viele schwere Magen-Darm-Leiden kommen dank PPI heute ohne chirurgischen Eingriff aus. Den Patienten bleiben langwierige Genesungsphasen erspart und die Lebensqualität wird kaum beeinträchtigt“, nennt Crepaz die vielen positiven Eigenschaften der PPI.

GRUNDLOSE PANIKMACHE
Der inzwischen eingesetzten Panikmache aufgrund des hohen Konsums kann Crepaz nichts abgewinnen: „Unser Magen produziert im Prinzip zu viel Säure, die – in Vorzeiten mal überlebenswichtig – für die heutigen Lebensmittel nicht mehr in diesen Mengen nötig ist. Auch die auf den Beipackzetteln angeführten Nebenwirkungen sind sehr unspezifisch. Allerdings gibt es keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Vor allem die Interaktion der PPI mit anderen Medikamenten ist nicht zu vernachlässigen. Gegen eine Einnahme für kurze Zeit von etwa zwei Wochen spricht nichts. Das Medikament sollte aber nur bei klarer medizinischer Indikation zur Dauerlösung werden. Und bei Sodbrennen gilt generell eine Lifestyle-Änderung: Übergewicht reduzieren, nicht rauchen, keine kohlensäurehaltige Getränke und ungesunde Essgewohnheiten ablegen.“ (SP)