Gabriel Felbermayr, unter anderem Professor für reale sowie monetäre Außenwirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, war vor kurzem Redner in einem Brunecker Industriebetrieb – jetzt bewertet er die politische Trendwende in den USA und gibt uns einen Ausblick auf das noch junge Jahr.
Baz: Außenpolitisch kommen wir nicht drum rum: Donald Trump heißt der neue Präsident der USA – was kommt da auf Europa zu?
Gabriel Felbermayr: Keiner weiß, was Trump und seine Administration von den Wahlkampfansagen umsetzen wollen. Klar ist, falls die Vereinigten Staaten von Amerika eine Politik der wirtschaftlichen und politischen Isolation betreiben, wird das für uns Europäer teuer. Wenn die USA sich militärisch aus Europa zurückziehen, dann muss der Kontinent sehr viel mehr für die Verteidigung ausgeben. Und wachstumsfreundliche Handelsverträge wie TTIP sind wohl auch nicht mehr realistisch. Mit Trump droht der Welt wirtschaftliche Stagnation.
Kann die europäische Wertehaltung dieser neuen Art von Politik – populistischer Natur – standhalten?
Das ist eine gute Frage. Mein Eindruck ist, dass wir schon lange genau denselben Strömungen unterliegen, wie die USA auch: siehe Brexit, oder FPÖ in Österreich, FN in Frankreich, AfD in Deutschland, usw. Das einzige Rezept gegen diesen Populismus ist aus meiner Sicht, dass wir als Bürger Politiker ins Amt bringen, die für Wahrhaftigkeit und nicht für eine Verdrehung von Fakten und Tatsachen stehen. Dafür sollten wir Null Toleranz haben.
Abschließend Herr Felbermayr möchten wir die Gelegenheit nutzen und Sie um eine Vorhersage für 2017 bitten: Was werden Ihrer Meinung nach die brennendsten politischen Themen im heurigen Jahr sein? Und wie wirken sich diese auf einen ländlichen Raum wie das Pustertal aus?
Deutschland wählt im kommenden Herbst, früher, nämlich im April, wird in Frankreich gewählt. Wenn dort Frau Le Pen zur Präsidentin aufsteigt, gibt es die Europäische Union nicht mehr. Wollen wir hoffen, dass Frankreich, das Land der Aufklärung, nicht von der Vernunft verlassen wird. Wenn Europa zerfällt, wäre das gerade für Regionen an den Rändern ihrer Nationalstaaten eine Tragödie.
Und was wird uns wirtschaftlich erwarten?
In der Wirtschaftspolitik wird 2017 klar werden, was von Donald Trump zu erwarten ist und wie teuer seine Politik für Europa wird. Gut möglich, dass es zu einer Zinswende – zumindest in den USA – kommt, mit negativen Konsequenzen in den Schwellenländern. Bei China wird sich zeigen, ob das Land seine Schuldenkrise in den Griff kriegt. Mit einer „Politik des Weiterwurstelns“ rechne ich auf europäischer Ebene – das ist der beste Nährboden für Populismus. Es bleibt spannend…
Neues Jahr, neues Glück – vielen herzlichen Dank für das aufschlussreiche Gespräch Herr Felbermayr! (MP)