„Es sollte gelingen, täglich zufrieden zu sein, mit dem was man für sich und andere Menschen tut.“
Er strahlt Ruhe und Vertrauen aus und die Hingabe, für andere Menschen da zu sein. Für den 43-Jährigen war schon früh das Füreinander zum Lebensinhalt geworden. Seit knapp einem Jahrzehnt ist er Leiter der Hospizbewegung der Caritas Südtirol.
Wie kamen Sie zu Ihrem Job?
Nach der Mittelschule besuchte ich zwei Jahre die Lehrerbildungsanstalt in Bruneck und machte dann die Krankenpflegeschule. Anschließend arbeitete ich ein knappes Jahr in der Universitätsklinik Innsbruck. 1995 wurde ich in den Militärdienst berufen. Danach fand ich für sieben Jahre eine Anstellung im Altersheim Bruneck als Krankenpfleger und später als Wohnbereichsleiter. 2001 las ich eine Annonce, wo ein Koordinator für die Caritas Hospizbewegung gesucht wurde: Das war kein Zufall im Sinne des Wortes, es fiel mir zu, so sehe ich es. Die Anzeige beschäftigte mich sehr und ich spürte, dass ich einen beruflichen Neuanfang wagen will. Die erste Zeit bei der Caritas Hospizbewegung war ich Koordinator für das Puster- und Eisacktal und seit 2008 habe ich die Leitung der Dienststelle inne. Mein Arbeitsplatz ist Bozen, ich pendele täglich.
Was macht die Hospizbewegung?
Die drei wichtigsten Säulen sind Schwerkranke und Sterbende zu begleiten, deren Angehörige zu unterstützen und zu entlasten und Trauernden beizustehen. Ich sehe es gleichsam als Auftrag an unsere Gesellschaft, Menschen in diesen schwierigen Phasen zu helfen. Wir haben ein Mitarbeiternetz von 220 Freiwilligen und sieben hauptamtlichen Koordinatoren. Meine Aufgabe ist die Koordination der Mitarbeiter landesweit abzuwickeln, damit die Hospizarbeit flächendeckend funktioniert und ebenso Mitarbeiter-Ausbildungen zu organisieren. Ich mache auch Vorträge, um die Menschen für das Thema zu sensibilisieren.
Basiert die Hospizbewegung also vorwiegend im Ehrenamt?
Ja, zum größten Teil. Unsere Mitarbeiter erhalten eine intensive Ausbildung. Die Begleitung erfolgt dann je nach Bedarf bei Einzelpersonen, in der Familie oder in Pflegeheimen. Wir haben in den letzten Jahren landesweit auch die Trauercafes aufgebaut, wo sich Trauernde in der Gruppe in einem geschützten Rahmen treffen, sich gegenseitig austauschen können und von uns begleitet werden. Trauer kann nur dann bewältigt werden, wenn sie gelebt wird, sie muss gelebt werden dürfen, genauso wie die Freude. Wir schaffen den Raum und die Zeit für die Betroffenen. Dabei geht es um ein ungezwungenes Beisammensein, wo Menschen ihre Probleme im Gespräch zu bewältigen versuchen oder ganz einfach nur zuhören und sich gegenseitig eine Stütze werden. Das Trauercafe im Altersheim Bruneck ist einmal im Monat geöffnet.
Ist es für die Mitarbeiter nicht eine große Belastung?
Durch die Ausbildung lernen sie zu differenzieren. Sie bestätigen mir aber immer wieder, dass sie viel für ihr Leben lernen, vor allem bewusster im Jetzt zu leben, Werte, Prioritäten und das Wesentliche im Leben zu sehen. Natürlich gibt es manchmal emotional schlimme Fälle, die einem schon sehr nahe gehen. Unsere Mitarbeiter sind von zwanzig bis über achtzig Jahre alt, es sind Hausfrauen, Akademiker, Lehrer oder Architekten, also unterschiedliche Menschentypen jeden Niveaus. Oft geht es auch nur darum, bei einem Schwerkranken oder Trauernden zu sitzen, mit ihm ein Ratscherle zu machen oder einfach nur da zu sein, um ihm das Gefühl des Alleingelassenseins zu nehmen. Die Betroffenen finden in unseren Mitarbeitern das Vertrauen und manchmal auch das Bedürfnis, innerlich unerledigte Sachen mitzuteilen, über die man im Familienkreis nicht reden würde.
Was ist für Sie das Wesentliche im Leben?
Neben der Gesundheit ist es die Zufriedenhriz mit sich selbst und seinen Nächsten zu erlangen. Dass ich Versöhnung zu Situationen oder Menschen finde, die mein inneres Gleichgewicht entzweit haben, dass ich eine Perspektive gewinne für Sachen, die ungelöst oder unlösbar sind. Wichtig ist auch, täglich bewusst zu leben, zu genießen, und sich an auch an scheinbar unwesentlichen Dingen zu erfreuen. Jene Dinge, wofür es sich zu leben lohnt. Ganz wichtig in meinem Leben sind mir meine Frau und meine drei Kinder, die mir tagtäglich Lebenssinn und Lebensfreude schenken.
Was gibt Ihnen der Glaube?
Der Glaube und das Vertrauen zu Gott sind mir ständige und wichtige Lebensbegleiter, sie geben mir Trost und Mut, mein Leben ganz nach Gott auszurichten. Am 13. November 2016 wurde ich zum Diakon geweiht und bin seitdem im meiner Heimatpfarrei Ahornach eingesetzt und aushilfsweise auch für Rein. Diese ehrenamtliche Arbeit erfüllt mich und ich erfahre viel Dankbarkeit. (IB)