Holz zählt seit Menschengedenken zum bedeutendsten und vielseitigsten Rohstoff, der für die Herstellung von Werkzeugen, Kunstwerken, Instrumenten, Dekorartikeln, Nutzgegenständen und besonders im Baugewerbe verwendet wird.
Hölzer unterscheiden sich durch äußere Merkmale wie Farbe, Maserung und Härte. Sie sind von Natur aus lebhafter oder weniger auffällig, haben markante Maserungen, große Ringe oder Poren und beeinflussen so das Aussehen von Möbeln, Küchenfronten, Türen, Tischen oder auch Kunstgegenständen. Auch äußere Einflüsse wie Licht oder Feuchtigkeit sowie die verschiedenen Behandlungsarten können sich auf das Aussehen und die Qualität des Holzes auswirken.
Südtirol hat eine Fläche von 739.997 ha und die Hälfte davon ist Wald. Dieser besteht zu 60 % aus Fichtenbeständen, 20 % sind Lärchen, 11 % sind Kieferwälder und die restlichen 9 % bestehen aus Tannen, Zirben und Laubhölzern. Buchen, Eichen und Eschen zählen bei uns zu den häufigsten Laubhölzern. 24 % der Waldfläche wird in Südtirol als Objektschutzwald eingestuft, weil sie Siedlungen, Straßen und Infrastrukturen vor Lawinen- und Murenabgängen schützen sollen.
Holz ist für eine Sofortverwendung ungeeignet, da frisch geschnittenes Holz hohe Feuchtigkeit aufweist. In unserem Klima braucht Nadel- oder Weichholz ungefähr ein Jahr zum richtigen Trocknen. Hartholz hingegen zwei bis drei Jahre.
Die bei uns am meisten verbreitete Holzart, das Fichtenholz, ist weich, leicht und gut zu bearbeiten und wird meist für Dachstühle, Möbel, Fenster und Türen verwendet. So genannte Klangholz-Fichten haben sehr feine, enge Jahrringe und sind für die Herstellung von Instrumenten wie Geigen, Zithern, Gitarren und Klavieren sehr geeignet.
Die Lärche ist der zweithäufigste Baum in Südtirol. Sie verliert als einziger heimischer Nadelbaum ihre Nadeln im Winter. Ihr Holz ist sehr geschätzt, weil es dauerhaft und wetterfest ist und daher gerne für Brücken, Fußböden und im Außenbereich verwendet werden kann. Zudem halten Dachschindeln aus Lärchenholz über 100 Jahre lang.
Die Tanne mit ihren tiefragenden Wurzeln liebt schattige und niederschlagsreiche Lagen und ist wichtig für die Stabilität des Waldbodens. Das harzfreie Holz eignet sich bestens als Bauholz.
Die Kiefer ist bekannt wegen ihrer Genügsamkeit und Unempfindlichkeit. Sie besiedelt sowohl felsige und trockene Lagen genauso wie nasse Standorte. Ihr Holz ist weich, harzreich und witterungsbeständig. Verwendung findet das Kiefernholz im Baugewerbe, zur Herstellung von Möbeln sowie auch von Pfählen und Masten.
Die Zirbe, die an der Waldgrenze vorkommt, trotzt wie kein anderer Baum dem rauen Klima des Hochgebirges und hält auch Minustemperaturen von 40° C aus. Das Holz ist wertvoll und für Möbel, Täfelungen und Schnitzarbeiten bestens geeignet. Die wissenschaftlich belegte wohltuende Wirkung und der besondere Duft von Zirbenholzmöbeln belebten die Nachfrage nach dieser Holzart in den vergangenen Jahren.
Die Latsche ist ein sehr widerstandsfähiger, anspruchsloser Strauch, der vielerorts die Waldgrenze bildet. Ihre elastischen, gebogenen Äste legen sich an den Boden und halten jedem Schneesturm stand. Das Holz ist hart und verströmt einen angenehmen Harzgeruch. Da die Stämme und Äste nicht sehr dick werden, sind sie allenfalls zum Drechseln oder als Brennholz geeignet.
Zu den härteren Laubhölzern rechnet man die Eibe, den Ahorn, die Birke, den Birnbaum, Eichen, Eschen, Weißbuchen, Kirschbäume, Nussbäume, Platanen, Rotbuchen und Ulmen.
Zu den weicheren Holzarten hingegen zählen die Zirbelkiefern, Erlen und Linden sowie die Rosskastanien.
Holz hat im Baugewerbe trotz aller technischen Entwicklungen und des verstärkten Einsatzes von Metallen und Kunststoffen noch lange nicht ausgedient. So wurden seine einmaligen Eigenschaften und seine Qualität aufs Neue entdeckt und der Einsatz noch vielseitiger.
In den letzten Jahren wurde eine Vielfalt an Holzwerkstoffen entwickelt, die sich für die verschiedensten Anforderungen eignen. Dabei handelt es sich um Werkstoffe, die durch Zerkleinern von Holz und anschließendes Zusammenfügen der Strukturelemente erzeugt werden. Holzfaserplatten werden aus Holz, Sägenebenprodukten oder Resthölzern hergestellt. Bei Faser- und Spanplatten, Leim- und Sperrholz beruht der strukturelle Zusammenhalt im Wesentlichen auf der Verfilzung der Holzfasern und ihren holzeigenen Bindekräften, wobei auch Klebestoffe als Bindemittel eingesetzt werden.
Holzwerkstoffe werden vor allem in der Bau- und Möbelindustrie eingesetzt. Auch für Sperrholz gibt es eine breite Anwendungspalette als Baustoff. Als Dämmstoffe werden besonders Holzfaserplatten eingesetzt. Hauptabnehmerin von Spanplatten ist die Möbelindustrie, die diese sowohl zur Herstellung von Schränken, Küchen, aber auch als Gerüst für Polstergarnituren verwendet.
Ab und zu wird die Beständigkeit des Holzes angezweifelt, was unbegründet ist. Zudem ist Holz bei Erdbeben recht sicher, da es festere Bodenschwankungen gut auffängt. Das Naturprodukt Holz ist zudem ein idealer Werkstoff für Holzschnitzer. Südtiroler Schnitzereien sind weltweit bekannt und werden heutzutage nicht nur handwerklich, sondern auch industriell hergestellt.
Allerdings haben handgemachte Schnitzereien einen besonderen Wert, werden als solche gekennzeichnet und sind als Unikate weit über die Landesgrenzen hinaus geschätzt.
So leben in Südtirol nicht nur Waldbesitzer, Forstarbeiter, Förster, Holzfrächter und Sägewerke vom Umgang mit Holz, sondern auch Tischlereibetriebe, industrielle Möbelhersteller, Drechsler und Holzschnitzer. Unternehmen, die Werkzeuge und Geräte für die Forstwirtschaft und Tischlereibetriebe herstellen, leben vom Holz wie Groß- und Kleinhandelsbetriebe, die Fertigprodukte der Holzindustrie an- und weiterverkaufen.
von Wilfried Mayr