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Musik verzaubert

Konrad Plaickner und Waltraud Pircher in ihrem REKON-STUDIO in Untermais

Wenn Musik verzaubern kann, dann trifft dies auf Konrad Plaickner zu.
Der Meraner Komponist und Musikproduzent hat in den vergangenen Jahrzehnten in seinem REKON-Studio tausende Musiktitel aufgenommen, darunter viele Eigenkompositionen. Ein Großteil der „Südtiroler Musikwelt“ war schon Gast bei ihm.

Einen Brotberuf, wo er im Warmen sitzen kann, sollte er erlernen, riet ihm seine Mutter. Und so wurde Konrad Plaickner vorerst einmal Goldschmied. In der Frei­heits­straße eröffnete er in den 1950er Jahren sein eigenes Geschäft. „Es waren die besten Zeiten“, erinnert sich der heute 78-Jährige, „die Meraner Juweliere hatten alle Hände voll zu tun.“ Seine Leidenschaft galt aber der Musik. Bereits mit sechs Jahren hatte er Ak­kordeon zu spielen erlernt. Später erhielt er Unterricht in Klarinette, Posaune und Kla­vier. Woher er das musikalische Talent habe, er weiß es nicht. „Niemand in meiner Familie war wirklich richtig musikalisch“, sagt Plaick­ner. Schon in jungen Jahren nahm er aktiv am Meraner Musikleben teil. Seine ersten Sporen verdiente er sich bei der Meraner Vereinskapelle, wie die Stadtkapelle nach dem Krieg hieß. „Binnen kürzester Zeit lernte ich auf der Klarinette spielen und wurde bald schon Solist.“ Vorausgegangen waren aber Wochen stundenlangen Übens, denn „ohne Fleiß kein Preis“. Präzisionsstreben und große Professionalität sind ihm bis heute geblieben.

Dass die Musikkapelle bald zu wenig war, ist klar. Mit 25 Jahren gründete er seine eigene Big Band und hatte erste Auftritte bei Unter­hal­tungsshows im Fernsehen der RAI. „Die Pinguins waren in Meran ein Begriff“, erinnert er sich, später folgte das „Meraner Tanz­orchester“. Erste Versuche des Arrangierens und Komponierens fallen bereits in diese Zeit.

DIE GRÜNDUNG VON REKON
Der Schritt, das Hobby ganz zum Beruf zu machen, war wie der Sprung ins kalte Wasser. Das Aufnahmestudio der RAI hatte ihn in seinen Bann gezogen. „Ich wollte aber selbst Musik aufnehmen, vor allem eigene Kom­po­si­tionen“, erklärt er, wie es 1973 zur Grün­dung von REKON und des eigenen Musik­ver­lags kam. „RE“ steht für Recording und „KON“ für Konrad. „Mir fiel in der Schnelle nichts Besseres ein“, schmunzelt er. Ein Risiko war es auf jeden Fall, denn die technische Ausstattung für ein Tonstudio ging in die Millionen. Fachmännischen Rat holte er sich bei Helmuth Hendrich, dem späteren Präsidenten der Rundfunkanstalt Südtirol RAS, der die technische Projektierung der REKON-Studios in der Romstraße Nummer 50 übernahm. Noch heute befindet sich Süd­tirols damals einziges privates Aufnahme­studio an derselben Stelle. 1975 erschien die erste Langspielplatte mit dem bezeichnenden Titel „Südtirol 75“, eine Sammlung von Musikstücken unterschiedlichster Couleur aus der Feder Konrad Plaickners und Mike Frajrias.
„Seitdem hat sich in der Aufnahmetechnik einiges getan“, kommentiert der Meraner Komponist und blickt auf seinen Apple. Wo früher die 16-Spur-Tonband-Maschinen stan­den, arbeiten jetzt die Computer. Den Schritt von der analogen in die digitale Welt hat Konrad Plaickner mühelos geschafft. Die moderne Technik fasziniere ihn, die heutigen Möglichkeiten seien unglaublich. Ein Juwel schmückt den Aufnahmeraum, es ist ein „Stein­way & Sons“. „Das Klavier gönnte ich mir vor Jahren“, schmunzelt Plaickner, es eigne sich hervorragend für klassische Musik­aufnahmen.

MUSIK AUS DEM BURGGRAFENAMT GEHT IN ALLE WELT
Südtirol war um einen Exportartikel reicher. Plaickner wurde zu Südtirols bekanntestem Musikproduzenten. Die Anzahl der Ton­trä­ger, die er in den vergangenen fünf Jahr­zehnten als Musikkassette, Langspielplatte und seit 1989 als CD produziert hat, weiß er selbst nicht mehr. Im REKON-Archiv warten sie auf eine musikgeschichtliche Aufar­bei­tung. Musikkapellen, Chöre, Sänger und Musiker aus dem ganzen Land waren nicht nur einmal zu Gast bei ihm.
Neben den Studioaufnahmen kamen die Außen­auf­nah­men von Konzerten. In ganz Europa wurde die Musik aus dem Meraner REKON-Studio im Fernsehen oder Radio gespielt. Das „Or­ches­ter Konrad Plaickner“ bestritt Auftritte im In- und Ausland bei Fern­sehshows („ZDF-Sonntagskonzert“, „Der gro­ße Preis“), im Radio, auf Bällen und Ver­anstaltungen. Eine lange Zusammen­arbeit verbindet Plaick­­ner mit dem Jazz­musiker und Meraner Ehrenbürger Franco D’Andrea.

DER KOMPONIST
Als Komponist ist Konrad Plaickner vielseitig. Zahlreiche Werke schuf er für Blas­ka­pel­len und Orchester, ein Kindermusical stammt aus seiner Feder, mehrere Messen und zahlreiche Instrumentaltitel unterschied­lichster Stilrichtungen komponierte er. Vieles ist in Vergessenheit geraten; zu Unrecht, denn es ist es wert, aufgeführt zu werden. Mit dem Konzertmarsch „Algund 2002“ gewann er den 1. Preis beim gleichnamigen Kompositionswettbewerb der Gemeinde Algund im Jubiläumsjahr 2002. Ebenfalls als Sieger hervor ging er mit der „Tirol Suite“ zum Gedenkjahr 2009 und beim Lan­des­mu­sik­fest 1995 mit seinem Werk „Musica Fes­tosa“. Ein Höhepunkt war 2011 die Urauf­führung seiner Volksmesse „Lob-Dank-Ehre“ im Petersdom mit 100 Sängern und Musikern aus Südtirol. Zur Eröffnung der Meraner Thermen komponierte Plaickner eine „Meranovertüre“. Die Uraufführung lässt noch auf sich warten, es brauche dafür ein großes Symphonie­or­chester, erklärt Plaickner. Mit der Marlinger Mundart­dich­terin Maridl Innerhofer nahm er die „Süd­ti­roler Messe“ auf. Die Texte – ausnahmsweise in Hochsprache – stammen aus der Feder Innerhofers, die Musik komponierte Plaick­ner. „Gefühlte und gelebte Heimat, geprägt von Religiosität, Ehrfurcht, Tradition und Natur, die in der Musik Aus­druck finden“, bezeichnet Konrad Plaickner die Melodien seiner Messe.

ERNEUERER DER BLASMUSIK
Vielleicht ist dies auch das Charakteristische am Gesamtwerk des Meraner Komponisten. Viele seiner Werke sind in der Tradition und Heimatverbundenheit stark verwurzelt, ohne antiquiert, kitschig oder volkstümlich zu klingen. Vielleicht ist es ihm gelungen, zwischen traditioneller alpenländischer Volks­mu­sik und der Moderne eine Brücke zu schlagen. Das jüngste Projekt, freut sich Plaickner, ist eine Adaptierung von Franco D’Andreas Musik für ein Blasorchester: der Jazzpianist am Klavier im Zusammenspiel mit einem Blasorchester. Plaickner arrangiert gerade vier Sätze dazu. Überhaupt ist das Ar­ran­gement sein Metier. Auch wenn das elektronische Keyboard heute die Grundlage bei der Arbeit im Tonstudio ist, komponiert er immer noch am Klavier mit Bleistift und Papier.

WAS DIE ZUKUNFT BRINGT…
Ohne Waltraud Pircher wäre vieles nicht möglich gewesen, weiß Konrad Plaickner. Sie ist nicht nur Lebensgefährtin, sondern die rechte Hand bei REKON. Neben der Musik haben sich die beiden in letzter Zeit auch auf filmische Dokumentationen zu musikalischen Themen für die RAI konzentriert. Zudem besteht das Projekt, alle wichtigen REKON-Tonaufnahmen der vergangenen Jahrzehnte zu digitalisieren, sie der Öffent­lich­keit zugänglich zu machen und somit dem Vergessen zu entreißen.

Was die Zukunft bringt? Wer weiß es. Eine Aufarbeitung wäre Konrad Plaickners musikalisches Vermächtnis auf alle Fälle wert. „Auch wenn er in seinem Musikerleben die unterschiedlichsten Richtungen eingeschlagen hat, von der Volksmusik bis zum Jazz, und mit Vorliebe für große Orchester komponiert und arrangiert, sein ‚liebstes Kind‘ ist und bleibt die Blasmusik und alles, was mit Bläsern zu tun hat, denn dafür hat er ein Händchen“, bringt es Waltraud Pircher auf den Punkt.

von Josef Prantl

Konrad Plaickner mit Franco D’Andrea (r.)

Erste Versuche am Mischpult in den 1970er Jahren

Konrad Plaickner an der Posaune mit seiner Big Band in den 1960-er Jahren

Konrad Plaickner an der Ziehharmonika mit den „Pinguins“ bei einem Auftritt in den 1950ern

Enzo Leuzzi (Klavier) mit Konrad Plaickners Big Band

Eine Langspielplatte aus dem Hause REKON von 1975