Die Karwoche und das Osterfest

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Die Karwoche und das Osterfest

Gott ist in Jesus Mensch geworden und hat so Leid und Tod gelebt

Es ist das Fest der Feste. Für uns Christen jedenfalls. Wir feiern die Auferstehung Jesu Christi und seine wichtigste Botschaft: Der Tod ist nicht das Ende!

Egal ob katholische, protestantische, armenische, koptische oder griechisch-orthodoxe Christen: Sie alle feiern zu Ostern die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, wenn auch mit verschiedenen Riten und zeitlich versetzt. Als Vorläufer von Ostern gilt das jüdische Passahfest, das an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei erinnern soll und in dessen Tradition Jesus von Nazareth aufgewachsen ist. Auch wenn Weihnachten mittlerweile oft größer und festlicher erscheint, bleibt Ostern für einen Christen das Fest der Feste. Die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens lautet nämlich, dass der Tod nicht das Ende ist und es ein Leben nach dem irdischen Leben gibt. Einzig und allein darum geht es, wenn wir Ostern feiern.

DIE KARWOCHE
Mit der Karwoche beginnt die Vorbereitung auf Ostern. Das Wort „Kar“ kommt vom alt­hochdeutschen Wort „Kara“ und bedeutet „Klage, Sorge, Kummer, Trauer“. Von Donnerstag- bis Samstagabend erinnert die Kirche an das Leiden, Sterben und den Tod Jesu Christi. Der Gründonnerstag hat weniger mit der Farbe Grün zu tun. Das Worte bezieht sich vielmehr auf die Büßer, die auch „Greinende“ oder „Weinende“  genannt wurden. Aus dem „Greindonnerstag“ wurde so der Gründonnerstag. Grün  erinnert aber auch an einen vorchristlichen Brauch. Zu Ehren ihres Donnergottes Thor bzw. Donar – er gab dem Wochentag auch seinen Namen  – aßen die Germanen Nesseln mit grünem Kohl. Die Christen feiern an diesem Abend zum Gedächtnis des letzten Abendmahls festlich die Eucharistie, während am darauffolgenden Karfreitag Totenstille herrscht. Der Tag erinnert an den Tod Jesu Christi am Kreuz. Am Nachmittag um 15 Uhr zur Todesstunde Jesu versammeln sich Christen in aller Welt zu einem Wortgottesdienst. Es läuten keine Glocken, die Orgel in der Kirche schweigt. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Beerdigung meines Vaters, der an einem Karfreitag zu Grabe getragen wurde. Es gab keinen Gottesdienst, keine Musik, kein Glockengeläute. Eigentlich hatte er es sich genau so gewünscht! Auch der Karsamstag steht noch ganz im Zeichen der Trauer. Er ist der große Ruhetag zwischen Tod und Auferstehung, Kirche und Altar bleiben leer.

Der Auferstandene von Matthias Grünewald

DER TOD IST NICHT DAS ENDE
Die österliche Festzeit beginnt mit der Osternacht am Samstag, in der das Osterfeuer geweiht und die Osterkerze entzündet wird. Die Lichtsymbolik ist von großer Bedeutung, denn Christus selbst ist das Licht der Welt, das mit der Osterkerze in die Kirche hineingetragen wird. Am Ostersonntag endlich wird das Hochfest der Auferstehung des Herrn gefeiert: Im Johannes-Evangelium wird berichtet, wie zuerst Maria Magdalena frühmorgens zum Grab kommt. Sie findet es leer. Während der gesamten 50-tägigen Osterzeit bis Pfingsten wird daran erinnert, wie sich der Auferstandene seinen Jüngern zeigt. Die Freude der Christen, dass Jesus den Tod bezwungen hat, steht im Zentrum des liturgischen Geschehens.
Die religiöse Wurzel
Ostern fällt jedes Jahr auf ein anderes Datum. Auf dem 1. Konzil von Nizäa 325 wurde das Osterfest auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Das hängt mit dem Pessachfest zusammen, das die Juden zu Frühlingsbeginn in Gedenken der Errettung aus Ägypten feiern. Woher das Wort „Ostern“ kommt und was es bedeutet, ist nicht eindeutig geklärt. Die älteste Bezeichnung „Eostro“ geht auf das 8. Jahrhundert zurück und lässt sich mit „Morgenröte“ übersetzen. „Eostro“ leitet sich vom indogermanischen Wortstamm „ausos“ ab, das im Griechischen zu „eos“ (Sonne) und im Lateinischen zu „aurora“  (Morgenröte) wurde. Allen Erklärungsversuchen liegt die Vorstellung von Christus als der im Osten aufgehenden Sonne zugrunde. Einige Forscher sehen auch einen Zusammenhang mit der germanischen Frühlingsgöttin „Ostera“.

ÖSTERLICHES BRAUCHTUMÖsterliches Brauchtum
Der Brauch, zu Ostern Eier zu bemalen, verschenken und verstecken, geht auf Vorchristliches zurück. Das Ei ist in vielen Kulturen Symbol des Lebens. Im Christentum wird es zum Sinnbild für die Auferstehung. 1634 hat der Jesuit Georg Stengel das Buch  „Ova paschalium“ veröffentlicht. Es enthält nicht weniger als hundert Kapitel über das Ei. Seit dem 16. Jahrhundert bringt der Osterhase den Kindern die Eier. Dahinter steckt die vorchristliche Vorstellung  von Fruchtbarkeit und Lebensfülle. Sowohl der griechischen Liebesgöttin Aphrodite als auch der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera ist ein Hase als heiliges Tier zugeordnet. In der Ostkirche wurde er zum Symbol für Christus. Aus weltlicher Sicht galt der Gründonnerstag als Abgabe- und Zinstermin für Schuldner an die Gläubiger. Überliefert ist, dass die Schuldner mit Eiern und Hasen zahlten und dass der Schuldner bei Begleichung der Schulden ein freier Mann ist, der mit einem Hasen verglichen wurde, der nicht vom Hund gehetzt wird. In Deutschland wurde der Osterhase erst 1678 (Reformationszeit) populär. Zum „Star“ wurde er aber nicht zuletzt durch die Schokoladenindustrie.

EIER PECKEN UND FOCHATZBROT

Das Ei ist ein uraltes Symbol für das Leben

Das Osterlamm hingegen steht für Reinheit, Unschuld, Wehrlosigkeit und friedliche Lebensweise. Das Zeichen „A.D.“ heißt „Agnus Dei“, Lamm Gottes. Traditionell gehört ein Lammbraten auf die Ostertafel. Am Gründonnerstag werden traditionell auch die Ostereier gefärbt, teilweise noch nach einer alten, natürlichen Methode mit Zwiebelschalen. Ursprünglich wurden rote Eier bevorzugt. Rot ist die Farbe des Blutes. Sie ist ein Hinweis auf den Tod Christi, aber auch das Leben, das im Ei verborgen ist.  Eier waren auch beliebte Liebesboten. Wenn ein Mädchen das Osterei von einem jungen Mann annahm, durfte er hoffen, dass es seine Liebe erwidert.
Am Ostersonntag werden die Eier in einem Korb zusammen mit Schinken und Gebäck in der Kirche gesegnet. Es ist ein alter Brauch, am Osterfest Speise in die Kirche zu bringen, um sie segnen zu lassen. Vor der Kirche trifft man sich anschließend zum „Pecken“ oder „Guffen“. Zwei hartgekochte Ostereier werden von den „Gegnern“ in die Hand genommen und aufeinander „gepeckt“. Das Ei, welches ganz bleibt, hat gewonnen und beschert seinem Besitzer das Ei des „Gegners“ als Siegestrophäe. Weniger schlagkräftig geht es beim sogenannten „Fochatz“-Brauch zu. Patenkinder bekommen von ihren Paten an Ostern übergroße Brote geschenkt. Mädchen meist in Form einer Henne, Jungen in Form eines Hasen, oft mit eingebackenen Eiern und bunt verziert. Besonders freuen sich die Kleinen allerdings über harte Stellen im Brot: der eindeutige Hinweis auf ein eingebackenes Geldgeschenk.

von Josef Prantl

 

 

DAS UNERHÖRTE DER AUFERSTEHUNG
Mit Vernunft bzw. Wissenschaft lässt sich die Auferstehung nicht erklären. Die Vorstellung, dass der Tod nicht das Ende ist, hängt vom Glauben eines Menschen ab.

Eva Maria Petz

Eva Maria Pletz ist Re­ligions­pä­dagogin und unterrichtet in Me­ran Religion. Wie denkt sie über das Osterfest?
Für einen Christen müsste Ostern doch das größte Fest sein. Trotzdem wird Weihnachten immer wichtiger genommen. Warum ist das so?
Eva Maria Pletz: Nun, ich denke, das hängt wohl zum einen mit der immer größeren Kom­mer­zialisierung des Weih­nachts­festes bzw. der Weihnachts­ge­schenke zusammen und zum anderen mit der Thematik selbst. Für die Menschen ist eine Aus­einandersetzung mit Geburt wesentlich leichter, als sich selbst mit Leid und Sterblichkeit zu kon­frontieren – auch wenn am Ende ein neues Leben steht.

Wie kann man Kindern die Bedeutung der Karwoche und von Ostern erklären?
Ich würde in einer dem Kind gerechten Sprache über den Lei­dens­weg und die Aufer­steh­ung Christi sprechen. In diesem Zu­sammenhang aber auch schwie­rige und leidvolle Erfah­run­gen, die wir Menschen machen, thematisieren, z. B. den Tod als Teil des Lebens.
Wesentlich erscheint mir in Gesprächen mit Kindern jedoch, dass als zentrale Aussage am Ende die Auferstehung steht, dass wir in schwerer Zeit nicht allein sind, dass es am Ende gut ist.

Wie sehen andere Weltreligionen, wie z. B. der Islam, den Karfreitag bzw. Ostern?
Karfreitag bzw. das Osterfest spielt für Muslime in religiöser Hinsicht keine Rolle. Im Islam wird Jesus als Prophet und Ge­sandter Gottes gesehen. Als solcher ist es im muslimischen Glau­ben nicht möglich, eines gewaltsamen Todes am Kreuz zu sterben. Manche muslimischen Kinder und Jugendliche, die in unserem Kulturkreis leben und hier Kindergarten und Schule be­suchen, schließen sich jedoch so manchem österlichen Brauch­tum an, wie z. B. das Ostereier­färben.

Die Ostergeschichte von der Auferstehung ist eine Zumutung für jeden vernunftbegabten Menschen. Was entgegnen Sie dieser Aussage?
Die Auferstehung in Christus ist für Christen eine Zusage. Na­türlich muss zwischen Glauben und geschichtlichen Aussagen differenziert werden. Eine Glau­bensaussage betrifft den Gläu­bigen in allen Dimensionen seines Lebens.
So lassen wir uns in dieser kostbaren Zeit „hinein neh­men“ in das Leiden, Sterben und in die Auferstehung Christi. Gleich­zei­tig sind wir eingeladen, uns mit eigenen Lebensthemen, die vielleicht verabschiedet und verwandelt werden möchten, auseinanderzusetzen, um in einem „neuen Leben“ mit mehr Freude, mehr Liebe und mehr Mit­gefühl für uns selbst und den Mit­men­schen da zu sein.
Wir erfahren dabei, uns von Gott geliebt, gehalten und geführt zu wissen.