Familien sind der Garant dafür, dass unsere Gesellschaft eine Zukunft. hat. Doch neben all der Freude, die Kinder bereiten, sind sie für viele Familien eine große finanzielle Herausforderung. Mit gezielten Maßnahmen wollen Staat und Land die Familien in ihren Bedürfnissen unterstützen und vor allem die Institution Familie aufwerten.
Das Land setzt sich für Familien ein, weil es Familien braucht: Es fördert Familien mit Kindern über finanzielle Beiträge, unterstützt über die Familienagentur Körperschaften, die für Familien arbeiten, oder bietet Kinderbetreuung an sowie liefert Informationen zur frühzeitigen Stärkung der Familie. Unter dem Leitspruch „FamilyPlus“ arbeitet die Familienagentur familienfreundliche Maßnahmen aus und setzt sich für mehr Verständnis und Wertschätzung gegenüber Familien ein. Familien in all ihrer Vielfalt sollen sich in Südtirol wohl fühlen, jetzt und in Zukunft eine gute Lebensqualität vorfinden. Mit dem Jahr 2017 gibt es auf Staats- und Landesebene einige erfreuliche Neuerungen für Familien, wie den „Bonus Mamma“, den „Bonus Nido“ und den EuregioFamilyPass.
DER „BONUS MAMMA“ IST ENDLICH DA!
Am 4. Mai 2017 startete nach langem Warten die einmalige Geburtenprämie von 800 €, die an alle Familien mit Wohnsitz in Italien gewährt wird. Das Gesuch kann ab dem siebten Schwangerschaftsmonat und bis spätestens innerhalb vom ersten Lebensjahr des Kindes bei der INPS eingereicht werden. Für Eltern, die ihr Kind in die Kindertagesstätte oder zur Tagesmutter bringen, gibt es einen Bonus Nido von insgesamt 1.000 Euro vom Staat. Auch hier ist das Gesuch an die INPS zu stellen.
VIELE VORTEILE MIT DEM EUREGIOFAMILYPASS
Im Familiengesetz (LG 8/2013, Art. 9) ist die Einführung einer Vorteilskarte für Familien gesetzlich verankert. Im Zuge der Umsetzung wurde von der Landesregierung die Entscheidung getroffen, den Südtirol Pass family durch den EuregioFamilyPass zu ersetzen.
Der neue EuregioFamilyPass für Südtiroler Familien vereint drei Funktionen in einer neuen Vorteilskarte, und zwar interessante Ermäßigungen für Familien in Geschäften und Einrichtungen in Südtirol, er ist zugleich Fahrausweis für den öffentlichen Nahverkehr mit dem günstigen Familientarif und bietet demnächst außerdem auch Vergünstigungen in Geschäften und Einrichtungen in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino.
Anrecht auf die Vorteilskarte haben alle Erziehungsberechtigten mit mindestens einem minderjährigen Kind, die in Südtirol wohnen. Falls Sie bereits bisher den Südtirol Pass mit Familientarif für Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt haben, bekommen Sie den EuregioFamilyPass automatisch und kostenlos zugeschickt und müssen ihn nur noch aktivieren. Wer noch keinen Südtirol Pass mit Familientarif besitzt, kann die neue Vorteilskarte ab Juni online unter www.suedtirolmobil.info beantragen. Die Bearbeitungsgebühr beträgt 20 Euro und ist einmalig. Der EuregioFamilyPass ist bis zum 18. Geburtstag des jüngsten Kindes gültig.
DIE BALANCE ZWISCHEN FAMILIE UND BERUF
Viele berufstätige Mütter und Väter brauchen für die Organisation des Familienalltags eine Betreuung für ihre Kinder. Unterstützung für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt es vom Land: Über die Familienagentur werden Kinderhorte, Kindertagesstätten, Tagesmütter und Tagesväter finanziert. Wohin mit den Kindern, wenn die Eltern arbeiten müssen oder wollen?
Gerade die Betreuung der Kinder vor dem Kindergarteneintritt stellt für viele Familien eine große Herausforderung dar. Um die Balance zwischen Familie und Beruf zu erleichtern, unterstützt das Land über die Familienagentur professionelle, qualifizierte sozialpädagogische Einrichtungen, an die sich Familien für die Betreuung ihrer Kinder wenden können. Gelegentliche Spielangebote bieten Spielgruppen und Eltern-Kind-Zentren an. Regelmäßige Kleinkinderbetreuung gibt es hingegen in Kinderhorten, Kindertagesstätten und bei Tagesmüttern/-vätern.
Ebenso bieten einige Unternehmen betriebliche Kindertagesstätten an oder unterstützen ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, wenn sie den Dienst einer Tagesmutter oder eines Tagesvaters beanspruchen.
Zugang dazu haben Kinder im Alter zwischen drei Monaten bis zur Vollendung des 4. Lebensjahres, die noch nicht den Kindergarten besuchen.
Die Einrichtungen der Kleinkindbetreuung werden vom Land, den Gemeinden und den Familien finanziert: Um den Dienst in Anspruch zu nehmen, bezahlen die Familien einen Tarif, der von ihrer Einkommens- und Vermögenssituation abhängt.
Die Gemeinden stellen den ansässigen Familien eine gewisse Anzahl von Betreuungsplätzen zur Verfügung, die dem konkreten Bedarf entsprechen. Ist das Angebot im Gemeindegebiet nicht ausreichend, werden Plätze in anderen Gemeinden zur Verfügung gestellt. Familien können Kleinkinderbetreuungsdienste in jeder Gemeinde des Landes in Anspruch nehmen. Entscheidet sich eine Familie für ein Betreuungsangebot in einer anderen Gemeinde – trotz Verfügbarkeit eines angemessenen Platzes in der Wohngemeinde des Kindes – wird der Tarif zu Lasten der Familie um 1 € pro Stunde erhöht.
Für die Nutzung der Betreuungsangebote ist eine wöchentliche Mindeststundenanzahl vorgesehen: Dadurch soll die pädagogische Kontinuität und die Qualität des Dienstes gewährleistet werden, den Anbietern wird zugleich eine angemessene Planung ermöglicht.
Für die Betreuung von Kleinkindern in den Kinderhorten, Kindertagesstätten und bei den Tagesmüttern schreibt das Land einheitliche Mindest- und Höchsttarife vor. Familien mit Kindern müssen mit folgenden Tarifen rechnen: Für die Kindertagesstätten (Kitas) und den Tagesmütterdienst/-väterdienst gilt seit 1. Jänner 2014 ein Mindesttarif von 0,90 € pro Stunde, der Höchsttarif liegt bei 3,65 €. Übersteigt die Kinderbetreuung die 160 Stunden im Monat, zahlt die Familie die vollen Kosten des Dienstes. Im Kinderhort reicht der Tarif von 7 Euro bis zu 17 Euro pro Tag. Betreuungsstunden über oder unter dem Regelstundenangebot können anders berechnet werden. Wie viel die Familien tatsächlich bezahlen müssen, hängt von der Bewertung der wirtschaftlichen Lage laut der Einheitlichen Einkommens- und Vermögenserklärung – EEVE ab.
Informationen zu den verschiedenen Kinderbetreuungsdiensten erteilen die Gemeinden oder direkt die Einrichtungen, die Kinderbetreuungsdienste anbieten (Sozialgenossenschaft der Tagesmütter, Kita).
von Inge Rechenmacher
Der Verein Die Kinderwelt Onlus bietet in vielen Gemeinden Südtirols Betreuungsangebote für die unterschiedlichsten Altersgruppen an: Nachmittagsbetreuungen während des Schuljahres, Sommer- und Ferienprojekte für Kindergarten- und Grundschulkinder und für die ganz Kleinen auch die beliebten Spielgruppen. Drei Fragen an die pädagogische Leiterin des Vereins, Dr. Daniela Klotz, welche Möglichkeiten es in der Kleinkindbetreuung gibt.
Was ist besser für mein Kind? Die innerfamiliäre oder die außerhäusliche Betreuung?“
Diese Frage muss jede Familie für sich selbst beantworten. Die Entscheidung ist oft keine selbstbestimmte und von verschiedenen Faktoren abhängig. Wer nicht auf die eigene Familie zurückgreifen kann, kann unter verschiedenen Möglichkeiten wählen: Die Modelle Tagesmutter und Kita bieten sich vor allem für berufstätige Eltern an. Wer mehr zeitliche Flexibilität hat, greift gerne auf die beliebte Form der Spielgruppen zurück. Wesentliche Unterschiede dieser Angebote liegen vor allem im Eintrittsalter des Kleinkindes, in der Gruppengröße und in der Häufigkeit des Besuchs bzw. der Anzahl der Betreuungsstunden je Woche.
Ab welchem Alter profitieren Kleinkinder von einer Kindergruppe?
Ab zwei Jahren, bei manchen schon früher, wird das kindliche Spiel zum Mittelpunkt der Kinder, und somit ist dies sicher der ideale Zeitpunkt für eine Einbindung des Kindes in eine Kindergruppe. Deshalb ist in den meisten Spielgruppen ein Eintrittsalter zwischen 18 Monaten und zwei Jahren. In der Spielgruppe können die Kinder in einer relativ kleinen Gruppe wichtige Erfahrungen sammeln, erste soziale Kontakte knüpfen und sich mit anderen Kindern erleben.
Wie kann ich mir einen Tag in der Spielgruppe vorstellen?
Unsere Spielgruppen beispielsweise folgen nach einem pädagogischen Konzept und einem strukturierten Tagesablauf. Wir legen Wert auf themenorientiertes Arbeiten, vorbereitete Angebote und Erarbeitung von Bildungszielen, Begleitung in die Selbständigkeit und Förderung aller Sinne. Wenn die Kinder am Morgen zu uns kommen, können sie zwischen Spielecken oder Basteleien auswählen. Sobald dann alle Kinder eingetroffen sind, beginnt mit einem Morgenkreis der Spielgruppentag. In den kommenden zwei Stunden wird dann gemeinsam gebastelt, gesungen, gespielt, vorgelesen und vieles mehr. Die gemeinsame Jause und das Spielen im Freien schließen den Vormittag ab.