Der unsichtbare Freund
1. Juni 2017
Verkaufstalente der Berufsschule L. Zuegg
1. Juni 2017
Alle anzeigen

Sich sicher fühlen

Nachrichten über Wohnungseinbrüche, Übergriffe auf Bahnhöfen, Belästigungen auf öffentlichen Plätzen verunsichern uns.

Jeder von uns kann aber selbst für die eigene Sicherheit sorgen.
Jeder von uns, der den Schrecken erlebt hat, die von Einbrechern heimgesuchte Wohnung zu betreten, erinnert sich noch lange an das Gefühl von Wut und Fassungslosigkeit. Der Verlust von gestohlenen, persönlichen Wertgegenständen sowie der festgestellte Sachschaden wirkt ernüchternd und lähmend. Was man aber noch längere Zeit nicht aus dem Kopf verdrängt, ist die Erkenntnis: Unbekannte fremde Täter haben die Privatsphäre mutwillig und rücksichtslos verletzt. Man kann sich in den eigenen Wänden nicht mehr sicher fühlen. Ängste und Albträume beeinträchtigen die Nachtruhe. Die Statistik hat Wohnungseinbrüche alle 4 Minuten erfasst.  Die für den Einbruch auserkorenen Objekte werden vorher genau beobachtet. Die einzige aktive Abwehr dagegen ist der verlässliche Hund im Haus oder eine Schar Gänse im Hof. Alle übrigen Maßnahmen gegen Einbrecher sind passiver Art – zum Schutz des eigenen Heims, welche konsequent eingesetzt werden sollten. Jeder Einbruchsschutz bleibt wirkungslos, wenn Türen nicht abgeschlossen werden. Schlüsselverstecke unter der Fußmatte oder hinter der Blumenbank sind tabu und gefundenes Fressen für spontane Gelegenheitsdiebe.

Ein Wohnungseinbruch hinterlässt Verunsicherung und Angst

Der Einbruchsschutz
Zum Standard heute sind elektrisch schließende Türfallen geworden – eventuell mit Gegensprech- samt Videoanlage oder zumindest eingebautem Sicherheits-Zylinderschloss. Haustüren sollten einen stabilen Metallrahmen und ein massives Türblatt haben und durch ein Mehrpunkt-Verschlusssystem gesichert sein. Panzerriegelschlösser betätigen solide Metallbolzen an Schloss- und Scharnierseite von Haustüren, die sich durch verstärkte Zargen in eingemauerten Ankern versperren. Die Mehrzahl der Hauseinbrüche passieren über Keller-, Garagen-, Balkontü­ren und Fenster. Sie sind die Einbruchsschwachstellen. Dagegen waren die handgeschmiedeten, stabil verankerten Fenster-Außengitter früherer Zeiten der wirksamste Schutz. Zeitgemäßer Standard in der Bautechnik heute sind zwei- bis dreifache Verbundglasscheiben in Metallrahmen mit einbruchshemmenden Rundum-Sicherheitsbeschlägen. Balkontüren- und Fenstergriffe sollten integrierte Schließzylinder aufweisen, die sich mit Einheitsschlüssel öffnen lassen. Dasselbe gilt für Schrägdachfenster. Kellerfenster und auch Lichtschächte sollten durch von innen verschraubte Stahlgitter gesichert sein.

Elektronische Warnsysteme
Moderne Funktechnik macht es möglich, durch Installation von Bewegungsmeldern mit Zeitschaltuhren dafür zu sorgen, dass das Zuhause auch bei längerer Abwesenheit keinen unbewohnten Eindruck macht. Durch einen Zufalls-Sensor gesteuert, der in unregelmäßigen Zeitabständen ein- und ausschaltet, können Rollläden auf- und wieder zulaufen, Lichter im Haus an- und ausgehen. Über ein Hausdisplay – jederzeit einsehbar über das Smartphone – kann der IST-Zustand am Hause überprüft werden. Jeder Einbruchsversuch wird sofort durch Glasbruchmelder oder Magnetkontakte an Tür- und Fensteröffnungen erkannt und  optischer sowie akustischer Alarm ausgelöst. Gleichzeitig erfolgt über Funk die Meldung beim Eigentümer wie bei der nächsten Polizeidienststelle. Der Einbruchsversuch wird für den Missetäter zum Wettlauf gegen die Zeit.
Neueste Module elektronischer Haustechnik ersetzen die herkömmlichen Schlüssel durch einen Chip mit gespeicherter „Zutrittskontrolle“. Nur bei Über­einstimmung des Geheimcodes öff­nen sich Türen. Alle wichtigen Funktionen eines so genannten BUS-Sicherheitssystems können mobil – aus der Ferne mittels Smartphone – bedient oder geändert werden. So kann die Alarmanlage für einen bestimmten Zeitraum deaktiviert werden, da­mit der Gärtner ungestört gießen oder Rasen mähen kann. Voraussetzung für die lückenlose Funktion elektronischer Sicherungssysteme ist die entsprechende Wartung aller Komponenten.

 

Was braucht man, um sich sicher zu fühlen? Diese Frage stellten  wir Marco Buraschi, Chef des STS-Security.

STS-Security-Chef Marco Buraschi bei einer Teambesprechung

BAZ: Wie steht es um die öffentliche Sicherheit in Südtirol?
Marco Buraschi: Das Gefühl, sich sicher zu fühlen, nimmt auch bei uns ab. Gerade in der Nacht haben die Leute oft Angst, wenn sie alleine unterwegs sind, besonders Frauen und ältere Menschen.

Was kann man tun, um nicht Opfer der eigenen Angst zu werden?
Sicherheit ist nichts Greifbares und vor allem an die eigenen Gefühle gekoppelt. Die Ordnungskräfte oder auch ein Securitydienst können keine Rundum­garantie auf Sicherheit geben, aber jeder kann für sich selbst etwas tun, um dieses Sicherheitsgefühl zu haben. Wie das funktio­niert, vermittle ich in meinen  Selbst­schutzvorträgen, die ich südtirolweit kostenlos abhalte.

Sie richten sich in Ihren Vorträgen hauptsächlich an Frauen?
Nicht nur. Auch Männer sind von Gewaltsituationen betroffen, gerade wenn sie alleine unterwegs sind. Deshalb sollte jeder wissen, wie man sich in brenzligen Situationen verteidigen kann. Sich eine Kampfsportart anzueignen, ist eine gute Wahl. Aber zu wissen, wie man eine Gefahrensitua­tion umgehen kann, ist noch besser.

Was halten Sie von Pfefferspray?
Pfeffersprays können, wenn sie die gesetzlichen Normen erfüllen, in Italien legal erworben und mit sich getragen werden, wie jeder Gegenstand, der nicht als Waffe gemeldet ist. Aber Vorsicht! Zum einen darf Pfefferspray nicht nach eigenem Ermessen eingesetzt werden, sondern der Einsatz ist gesetzlich genau geregelt, zum anderen kann ein möglicher Angreifer mir den Spray entreißen und ihn gegen mich einsetzen. Deshalb: Waffen weglassen und sich mit anderen Mitteln präventiv schützen!

Wie kamen Sie auf die Idee der Selbstschutzvorträge?
Sicherheit ist ein „Grundrecht“. Jeder, ob arm oder reich, Mann oder Frau, soll sich sicher fühlen können und wissen, dass man dafür etwas tun kann. Ich halte keine klassischen Selbstverteidigungskurse. Vom Mittelschulalter aufwärts kann jeder bei mir Tipps und Tricks holen, wie man vermeiden kann, in kritische Situationen zu kommen und – sollte es dennoch passieren –  wie man sich da verhält.