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Unsere Berg- und Schutzhütten

Hochganghaus, Partschins

Dunkle Wolken hängen über dem Wandersteig, grelle Blitze erhellen den Horizont, und ein warmer Wind kündigt mit den ersten Regentropfen ein kräftiges Gewitter an. Aber nicht mehr weit entfernt steht eine Hütte mit beleuchteten Fenstern, die Schutz und Stärkung verspricht.

Die ersten Schutzhütten, die vor mehr als 100 Jahren in den Alpen errichtet wurden, dienten vor allem dem Schutz vor Unwettern und zur Übernachtung von Bergsteigern, die sich an Mehrtages­touren sowie ans Erklimmen  ho­her Berggipfel heranwagten.
Zu den eigentlichen Schutzhütten gesellten sich im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Berghütten sowie Berggasthäuser hinzu, die den Bergsteigern und Wanderern nebst Schutz auch Unterkunft und Verpflegung boten. So entstanden im Alpenraum immer mehr Unterkünfte,  die mehrheitlich von den Alpenvereinen gegründet und geführt wurden. Heute gibt es  im gesamten Alpenbereich weit über 1100 Schutzhütten.
Seit über 20 Jahren steht Ing. Elmar Knoll der AVS-Sektion Meran als Vorsitzender vor. Wir führten ein Gespräch mit ihm.

 

AVS-Vorsitzender Elmar Knoll

Herr Knoll,  welches war die erste Schutzhütte des AVS im Burggrafenamt?
Die Lodnerhütte im Zieltal oberhalb von Partschins war die erste von der  DuÖAV Sektion Meran  im  Jahr 1891erbaute Schutzhütte im Burggrafenamt. Diese Hütte, die anfangs recht klein auf einer Seehöhe von 2260 m erbaut wurde,  erfuhr schon wenige Jah­re später ihre erste Erweiterung. In den folgenden Jahrzehnten wurden in Südtirol zahlreiche weitere Hütten erbaut. Wie bekannt, wurden in der Zeit des Faschismus die Südtiroler Alpenvereinssektionen aufgelöst.

Als Folge davon gingen neben der Lodnerhütte viele andere Schutz­­hütten in Südtirol in den Besitz des CAI (Club Alpino Italiano) über.  Erst in den vergangenen 5 Jahren wurde der Groß­teil der Südtiroler Schutzhütten vom Land übernommen. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr auch dem Hochganghaus (1839 m) unterhalb des Tschigat, das ebenfalls aus jener Zeit stammt. Die Hochganghütte war das erste Vereinsschutzhaus der Nachkriegszeit, das für fast 40 Jahre ein privates Gästehaus blieb, bis es vor wenigen Jahren von der Besitzerfamilie selbst über­nom­men und umgebaut wurde und nach wie vor als privates Schutzhaus geführt wird.

Wie wichtig sind die Schutz- und Berghütten?
Immer mehr Menschen zieht es hinaus in die Natur, in unsere einzigartige und vielfältige Bergwelt, um einfache Wanderungen oder auch anspruchsvolle Berg- oder Klettertouren, Mountainbike-Runden oder im Winter Ski- oder Schneeschuhtouren zu unternehmen. Dabei sind eine gute Vorbereitung, eine entsprechende Ausrüstung und gute Bekleidung besonders wichtig, um für alle Wetter gerüstet zu sein. Schutzhütten sind nicht mehr nur für ambitionierte Kletterer, sondern auch für Familien zu beliebten Wanderzielen geworden. Ein nettes Gespräch mit dem Hüttenwirt oder -wirtin und eine herrliche Aus­sicht sind weitere Zutaten, die den Aufenthalt in einer Hütte bereichern. Meist liegen diese Hütten an gut begehbaren Wanderwegen oder Steigen, manchmal auch an Forstwegen. Gar einige sind aber nur nach langen und beschwerlichen Aufstiegen erreichbar, was die persönliche Ge­nugtuung und Zufriedenheit der Wanderer steigert.

Ab wann und wie lange haben die  Berg- und Schutzhütten ge­öffnet?
Die allermeisten Hütten öffnen witterungsbedingt erst im Laufe des Monats Juni. Manche Hüttenwirte warten aber auch, bis das erste Vieh auf die Alm getrieben wird.  Den Sommer über sind die meisten Hütten bewirtschaftet und haben im Herbst, je nach Wetterlage, bis Ende September oder Mitte Oktober offen. In den Wintersportgebieten öffnen dann verschiedene Hütten wieder ihre Tore, sobald die Wintersaison für  Schneeschuhwanderer, Tourengeher oder Skifahrer beginnt.

Wer hat denn Interesse, Hüttenwirt auf einer einsamen Berg­hütte zu werden?
Um Hüttenwirt zu werden und zu bleiben braucht es viel Idealismus. Einerseits wird dieser Beruf meist nur über die Sommermonate ausgeübt, dann ist ein Hüttenbetreiber viel auf sich selbst gestellt. Einerseits soll er viel Zeit für seine Gäste aufbringen, gut zuhören können, andererseits muss er darauf achten, dass in der Küche und mit dem Bedienen alles zügig klappt. Und schließlich erwartet sich jedermann von ihm gute Ratschläge über Wanderungen und Witterung. Technisch muss er auch gut bzw. vielseitig und geschickt sein, denn unzählige Arbeiten kann nur er in kurzer Zeit erledigen, denn bis ein Handwerker auf eine Hütte kommt, kann oft viel Zeit vergehen. Ein Wirt muss zu Saisonbeginn viel vorausdenken, vor allem was die Lebensmittel betrifft. Er hat täglich mit Menschen verschiedener Art zu tun, was abwechslungsreich ist, oft aber recht anstrengend sein kann. Hüttenwirten wird viel abverlangt, aber sie können stolz auf sich sein, wenn der Betrieb gut läuft.

Welche Hütten im Burg­gra­fen­amt besitzt bzw. bewirtschaftet der AVS und welche der CAI?
Der Alpenverein-Sektion Meran gehören die Meraner Hütte und die Biwakhütte auf  der Milchseescharte unterhalb des Tschigat.  In die Verwaltung des CAI fallen hingegen die Ifinger- und die Rotwandhütte (zur Zeit geschlossen). Alle anderen Schutzhütten, Berghütten und Berggasthöfe des Burggrafenamtes gehören  der Landesverwaltung oder sind im Privatbesitz.

Wer ist für den Erhalt der Hütten zuständig?
Private Hüttenbesitzer müssen selbst auf ihre Immobilien achten. Hüttenwirte, die mit den Alpenvereinen oder dem Land einen Pachtvertrag haben,  sind für die Führung der Hütten und ihre ordentliche Instandhaltung verantwortlich. Größere Investitionen, die erforderlich sind, wer­den den Hüttenbesitzern mitgeteilt, und diese müssen dann dafür sorgen, dass die nötigen finanziellen Mittel bereitgestellt und die Erweiterungs- bzw. Sanierungsarbeiten durchgeführt werden.

Offene Berghütten gehören zu unseren Bergwanderungen genauso wie schöne und bunte Blumenwiesen, saftige und duftende Wälder, klare Bergbäche und die einmalige Aussicht auf Bergspitzen. Wandern macht Appetit, und da schmeckt eine warme Speise besonders gut, vor allem wenn sie aus der Küche einer unserer Berg- oder Almhütten stammt.

Oft ist es dort recht eng, manches Mal muss man lange warten, ab und zu bekommt man sein Essen aber auch schneller als erwartet. Mit Berghütten verbinden wir eine gute traditionsreiche Küche und eine heimelige Atmosphäre. Und weil es in den Hütten so „hoamatlen tuat“ verbleiben Einheimische und auch Urlauber  in fröhlicher Runde dort so gerne und auch recht lan­ge in den gemütlichen Stuben der Berg- und Schutzhütten.

von Wilfried Mayr

Meran 2000

Seespitz, Vigiljoch

Kirchsteigeralm, Hafling

Videgg, Schenna

Lodnerhütte, Partschins

Meraner Hütte, Meran 2000

Moschwald, Falzeben

Die Oberkaseralm, Dorf Tirol

Taser-Familienalm, Schenna

Leadner Alm, Meran 2000

Finailhof, Schnalstal