Die Wirtschaft im Tal lebt. Auch Tourismus, Kultur und Soziales haben sich gut entwickelt. Ein Gespräch mit den Bürgermeistern Konrad Pfitscher und Rosmarie Pamer.
St. Leonhard
BAZ: Wie geht es dem Handel und Handwerk in St. Leonhard?
Konrad Pfitscher: St. Leonhard ist das Handels- und Dienstleistungszentrum im Passeiertal und weist eine stattliche Zahl an Handelsbetrieben auf. Diese bieten einen ausgewogenen Branchenmix mit Qualitätsanspruch, der von den Lebensmitteln bis zu Bekleidung, Schuhe, Elektroartikel, Spielsachen und mehr reicht. Insgesamt sind es nicht weniger als 53 Handelsbetriebe. Dazu kommen jährlich 4 große Märkte, die von Besuchern aus ganz Passeier und von außerhalb aufgesucht werden. Die Öffnungszeiten sind einheitlich geregelt und die großen Geschäfte sind auch über Mittag offen. Dabei legen die Betriebe großen Wert auf eine optisch ansprechende, zeitgemäße Laden- und Schaufenstergestaltung. Daneben stellen die Herstellungsbetriebe eine wichtige wirtschaftliche Säule der Gemeinde dar, mit sicheren Arbeitsplätzen und Zukunftsperspektive. Drei Gewerbezonen in den Fraktionen Walten und Schweinsteg sowie gemeindeübergreifend mit St. Martin in der Zone Lände bieten ausreichenden Grund. Diese Handwerkerzone ist ein Paradebeispiel für erfolgreiche übergemeindliche Zusammenarbeit. Diese Zone ist verkehrstechnisch optimal angebunden, und ein modernes Leitsystem ermöglicht das rasche Finden der Betriebe. Durch die Lage an der Ortseinfahrt werden zusätzlich Konflikte mit anderen Nutzern wie dem Tourismus oder dem Wohnen weitestgehend vermieden.
Wie steht es um die Nahversorgung?
Die Nahversorgung ist garantiert. Für die Zukunft eines Ortes und seiner Bewohner ist ausschlaggebend, dass diese vor Ort die täglichen Bedarfsartikel vorfinden und nicht zu weiten Fahrten nach Meran gezwungen werden. Ältere Menschen und Familien mit Kindern, aber auch die vielen Gäste wollen keine langen Wege zurücklegen. Je besser die Versorgung vor Ort ist, umso wohler fühlen sie sich und umso lebenswerter ist der Ort.
Welche Vorteile hat der Wirtschaftsstandort für Betriebe?
Die Vorteile für St. Leonhard und das Passeiertal im Allgemeinen liegen in einer positiven Grundstimmung zur Wirtschaft im Tale, in der Standorttreue der Arbeiter und Angestellten, welche die langfristige Entwicklung der Betriebe mittragen, und in den vielen Jugendlichen, die in zukunftsweisende Arbeitsmöglichkeiten einsteigen können. Viele Unternehmer, vor allem im Tourismus, haben in den letzten Jahren erweitert und treffen auf Gemeinden, die dieser Entwicklung positiv gegenüberstehen. Die Gemeinden haben in den letzten Jahren Großprojekte im Energiesektor umgesetzt und wissen, was Unternehmergeist und Risiko sind. Damit haben sie eine finanzielle Basis geschaffen, um die für die Wirtschaft und das Wohlergehen der Bevölkerung notwendigen Vorhaben umsetzen zu können.
Gibt es im Dorf ausreichend Parkplätze und Zufahrten?
Die Parkraumgestaltung und die Errichtung neuer Parkplätze waren Kernpunkte in den letzten Jahrzehnten. Im Dorfkern stehen in zwei Tiefgaragen sowie in ausgewiesenen Parkzonen ausreichend Parkplätze zur Verfügung, die bei überwachten Aufenthaltszeiten kostenlos sind. Zusätzlich sind gerade in den letzten Monaten in der Sportzone neue Parkplätze errichtet worden, weil diese gerade in den Sommermonaten durch die Besucher der Sportplätze, des Freischwimmbades und des Passerschluchtenwegs zusätzlich gebraucht wurden. Durch das große Parkplatzangebot erreicht man Standortvorteile und wird als Ort attraktiv.
Was tut die Gemeinde für die Wirtschaft?
Die positive wirtschaftliche Entwicklung garantiert die Entwicklung der Gemeinde, sichere Arbeitsplätze und eine erfolgreiche Zukunft. Dabei kann die Gemeinde in vielfältiger Weise beitragen: zum einen durch möglichst niedere Steuern und Gebühren wie bei der Gis oder bei den Abgaben im Bausektor, durch Investition in die Infrastrukturen wie Straßen und Wege oder Breitband- und Glasfaserleitungen, durch Gestaltungsmaßnahmen im Dorf oder die sichere und ermäßigte Energieversorgung. Jedes Jahr werden bedeutende Summen, die im Stromsektor erwirtschaftet werden, in vielfältige Projekte investiert, die allen zu Gute kommen, durch soziale Maßnahmen den Familien und Bürgern und allen Wirtschaftszweigen, von der Landwirtschaft über den Tourismus und Handel bis zum Handwerk hin. Die ausgleichende Förderung aller ist und bleibt die Zielsetzung dieser Gemeindeverwaltung.
St. Martin
BAZ: Wie geht es dem Handel und Handwerk in St. Martin?
Rosmarie Pamer: Was den Handel bzw. das Angebot der Geschäfte anbelangt, muss man in St. Martin zwischen Lebensmittel- und Fachgeschäften unterscheiden. Während wir im Lebensmittelbereich gut aufgestellt sind, konnten wir in den letzten Jahren in anderen Sektoren einen Geschäfteschwund feststellen und das bei steigender Bevölkerungszahl. Das Handwerk hingegen erfreut sich über eine sehr gute Auftragslage. Der Bauboom scheint keine Krise zu kennen und dementsprechend gibt es für unsere Handwerksbetriebe viel zu tun. Besonders im Tourismusbereich wurden in den letzten Jahren große Investitionen getätigt, was sich auch sehr positiv auf die Auftragslage der Handwerksbetriebe und den Arbeitsmarkt insgesamt ausgewirkt hat.
Wie steht es um die Nahversorgung?
Die Versorgung durch Lebensmittelgeschäfte ist ausreichend gewährleistet, die Geschäfte bieten eine breite Palette an Produkten an. Ergänzend gibt es noch eine spezialisierte Speckhandlung und eine Bäckerei. Dass wir keine Metzgerei mehr haben, bedauere ich natürlich sehr, und wir würden uns freuen, wenn sich wieder ein Betrieb ansiedeln würde.
Welche Vorteile hat der Wirtschaftsstandort für Betriebe?
St. Martin ist ein sehr lebendiges und familienfreundliches Dorf. Das Angebot an Kinderbetreuung umfasst jede Altersgruppe und wird ganzjährig angeboten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist uns sehr wichtig, und ich glaube, dass dieser Umstand auch positiv für unsere Betriebe ist. Von großer Bedeutung für die Betriebe sind motivierte, fleißige und gut ausgebildete Mitarbeiter. Dies ist sicherlich eine Stärke in unserem Tal.
Gibt es im Dorf ausreichend Parkplätze und Zufahrten?
Durch die bereits in den sechziger Jahren verwirklichte Umfahrungsstraße haben wir im Dorfzentrum kein größeres Verkehrsaufkommen. Mit drei Dorfeinfahrten und einem großen Gratisparkplatz bei den Freizeitanlagen, mit 2 Minuten Fußweg ins Zentrum, halten sich die Probleme in Grenzen. 2013 wurde eine neue Tiefgarage im Dorfzentrum vor allem für die Dienstleistungs- und Handelsbetriebe errichtet. Diese ist gut ausgelastet und ergänzt das Angebot an Stellplätzen. Trotzdem ist unser Augenmerk immer darauf gerichtet, die Park- und Verkehrssituation zu verbessern.
Was tut die Gemeinde für die Wirtschaft?
Große Anstrengungen hat die Gemeindeverwaltung von St. Martin im Bereich der Glasfaseranbindung unternommen. Ein Großteil des Hauptortes von St. Martin und ein Teil von Saltaus sind bereits ans schnelle Internet angebunden. Was die Handwerkerzonen betrifft, übernimmt das Land über eine EU-Finanzierung die Anbindung. Die Ausschreibung der Arbeiten ist erfolgt, und ich hoffe, dass noch im heurigen Sommer die Arbeiten abgeschlossen werden. Ein Glasfaseranschluss ist für die Betriebe in ländlichen Gemeinden sicherlich ein großer Vorteil.
Der Gemeinderat hat nach den letzten Wahlen eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „Wirtschaftliche Entwicklung“ eingesetzt, die sich intensiv mit allen Themen in diesem Sektor beschäftigt. So wurde auf Vorschlag dieser Arbeitsgruppe die Gemeindeimmobiliensteuer für Betriebe und Privathaushalte ermäßigt und Maßnahmen zur Optimierung des Erscheinungsbildes unseres Dorfes vorgeschlagen. Weiters ist eine Befragung der Wirtschaftstreibenden des Dorfes im Hinblick auf die Verbesserung der Infrastrukturen unserer Gemeinde in Ausarbeitung. Ziel dieser Initiative ist es, Ideen zu entwickeln, um das Dorf als Ausflugsziel für Gäste und Familien zu etablieren.
Erfolgreiche Betriebe
Bekannt ist das Passeiertal auch für die fleißigen und kompetenten dort ansässigen Betriebe. Ein Beispiel gefällig?
Die ITAS Versicherungen Agentur St. Leonhard Passeier ist tief mit Tal und Leuten verwurzelt. Die Agentur, die in dieser Form 1988 eröffnet wurde, ist die erste und einzige Hauptagentur einer Versicherungsgesellschaft im Passeiertal.
Walter Pichler setzt seit mittlerweile 43 Jahren auf Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit und konnte sich deshalb einen großen Kundenstamm aufbauen. Mehr als 9000 Verträge werden verwaltet, über 850 Schadensfälle pro Jahr eröffnet und bearbeitet, mit einer durchschnittlichen Schadensauszahlung von 1.800.000 € jährlich. Das Angebot ist reichhaltig. Und die Beratung stimmt. Die Agentur vertreibt Versicherungsprodukte in den Sparten Feuer, Unfall, Kfz-Haftpflicht und die verschiedenen Versicherungslinien aus Tourismus, Handwerk, Handel und Landwirtschaft. Nicht umsonst vertrauen heute mehr als 5000 Passeirer der Versicherung.
Für Kompetenz und Fleiß stehen auch die heimischen Handwerker. Das Passeirer Handwerk hat einen guten Ruf. Dafür sorgen die dort ansässigen Betriebe. Einer davon ist die Kuen KG des Thomas Kuen. Der Hydraulikerbetrieb garantiert schnelle und zuverlässige Arbeit. Thomas Kuen hat den Betrieb im Jahre 2015 von seinem Vater Martin übernommen. Dieser arbeitet heute noch tatkräftig im Betrieb mit. Seit rund 35 Jahren steht der Name Kuen für Qualität im Hydrauliker-Bereich. Thomas konnte seit 2005 bereits Erfahrung im heimischen Betrieb sammeln. Kuen und sein Team gelten als kompetente Ansprechpartner, wenn es um sämtliche Installationen für Heizungen und sanitäre Anlagen geht. Ein stets erreichbarer Kundendienst rundet das Bild des zuverlässigen und engagierten Hydraulikers ab. Nicht nur die Haushalte und öffentlichen Institutionen in St. Leonhard sowie viele lokale Hotels schätzen die Arbeit des Betriebs, sondern auch darüber hinaus konnte sich Kuen einen Namen machen.
1978 gründeten Michael und Johann Haller den Hydraulikerbetrieb Sanitäre Haller. In den letzten Jahrzehnten überzeugte der Handwerksbetrieb durch gute Arbeit und Zuverlässigkeit. Das freut die Kunden im ganzen Passeiertal. Seit nun mittlerweile fast 40 Jahren bietet der Betrieb professionelle Leistungen in den Bereichen Heizung, Solar, Sanitär und Lüftung an. Durchgeführt werden Installationen aller Art. Geht nicht, gibt’s nicht. Für jedes Problem wird eine Lösung gefunden. Mit Anfang 2017 hat Sohn Florian den Betrieb übernommen. Bereits davor konnte er jahrelange Erfahrung als Hydrauliker sammeln. Die gute Arbeit seines Vaters, der nun die wohlverdiente Pension angetreten hat, wollen er und ein qualifizierter Mitarbeiter weiterführen.
von Michael Andres