Es war der Dreikönigstag des Jahres 1948: Der Zweite Weltkrieg war nicht einmal zwei Jahre her, und das Vereinsleben im Nachkriegs-Südtirol nahm langsam, aber sicher wieder den gewohnten Gang. An diesem 6. Jänner 1948 lud die Algunder Musikkapelle – seit Jahrzehnten eine der bekanntesten und wohl auch besten des Landes – zu einer neuen Art von Saalkonzert in den großen Meraner Kursaal. Wer der Einladung gefolgt war, erlebte die Premiere des Dreikönigskonzertes, das noch heute für viele Blasmusik-Freunde aus nah und fern einen Höhepunkt im Jahreskalender darstellt.
Mit dem Konzert unter der Leitung von Kapellmeister Anton Schrötter wollten „Die Algunder“ – wie die Kapelle landläufig genannt wurde und heute noch wird – etwas nachholen, was etwas mehr als ein Jahrzehnt nicht möglich gewesen war: ein Bestandsjubiläum der Kapelle gebührend zu feiern. Gegründet wurde die Algunder Musikkapelle im Jahr 1837. Nachdem das 100-Jahr-Jubiläum im Jahr 1937 unter der faschistischen Herrschaft in getrübter Stimmung stattfand, sollte das 110-jährige Bestehen jetzt in Friedenszeiten umso festlicher gestaltet werden. Wegen einer Auslandsreise konnte das Fest nicht im Herbst 1947 stattfinden, weshalb die Vereinsspitze eine neue Idee hatte: Am Dreikönigstag des Jahres 1948 sollte im großen Kursaal von Meran ein Festkonzert mit anschließendem „Ball auf der Alm“ über die Bühne gehen.
Wenige Monate später schlug auch die Geburtsstunde des heute noch verwendeten Plakatmotivs von Franz J. Lenhart: Bei einem Konzert im Forster Brauhausgarten kam das Plakat erstmals zum Einsatz, das heute noch jedes Jahr aufs Neue auf das nahende Dreikönigskonzert verweist.
Auch 70 Jahre nach der Premiere gehört das Dreikönigskonzert der Algunder Musikkapelle zu den beliebtesten Blasmusikkonzerten in Südtirol. Der große Meraner Kursaal ist mit fast 1000 Besuchern jeweils so gut wie ausverkauft, Blasmusikfreunde aus nah und fern warten gespannt darauf, was die „Algunder“ unter der Leitung von Kapellmeister Christian Laimer diesmal wieder vorbereitet haben. Die Musikantinnen und Musikanten haben am 6. Jänner eine sehr intensive zweimonatige Probenzeit hinter sich. Wer Mitglied bei den „Algundern“ ist, erlebt die Weihnachtsfeiertage jeweils auf eine ganz besondere Weise: Nahezu an jedem Tag, der kein Feiertag ist, treffen sich die Musikantinnen und Musikanten zur Probe im Vereinshaus „Peter Thalguter“.
Da das Dreikönigskonzert im Jahr 1952 wegen des Kapellmeisterwechsels von Anton zu Josef Schrötter ausfiel, feiert das Dreikönigskonzert 2018 nicht nur seinen 70. Geburtstag, sondern auch seine 70. Auflage. Treue Besucher können sich wieder auf eine anspruchsvolle Mischung aus Transkriptionen klassischer Werke und Originalkompositionen für Blasmusik freuen. Im Konzertprogramm werden sich „alte Bekannte“ wie Gioacchino Rossini und Philip Sparke ebenso finden wie von Blasmusikkapellen eher selten gespielte Komponisten wie Antonin Dvořák. Auch auf die Frauenquote nehmen die „Algunder“ Rücksicht – schließlich findet sich mit Julie Giroux auch eine Komponistin im Programm.
Karten für das 70. Dreikönigskonzert sind ab Donnerstag, 28. Dezember im Tourismusbüro Algund (Tel. 0473 448600) erhältlich und können ab diesem Datum auch online auf der Webseite der „Algunder“ unter www.diealgunder.com reserviert werden. Mehr Informationen zum Programm des 70. Dreikönigskonzertes gibt es ebenfalls auf der genannten Internetseite.
Bernhard Christanell