Die Bauwirtschaft erlebt einen Aufwärtstrend. Es wird wieder viel gebaut.
Fährt man durch das Burggrafenamt, sieht man viele Baukräne. Vor allem viele Private haben sich in den letzten Jahren dazu entschlossen, sich ein Eigenheim zu schaffen. Die Kredite sind günstig wie noch nie. Das ist mit ein Grund, weshalb wieder vermehrt gebaut wird. Dennoch gilt es dabei, einiges zu beachten. Denn, nur wer gut vorbereitet ist und einiges an Wissen mitbringt, kann so einen Bau ohne große Probleme und Sorgen stemmen. Da das Bauen und Wohnen mit erheblichen Kosten verbunden ist, ist das Einholen von Informationen im Vorfeld sehr wichtig. Es gilt, bereits bei der Planung die Vor- und Nachteile einer bestimmten Bauweise oder eines bestimmten Materials ebenso abzuwägen wie die unzähligen Möglichkeiten beim Einrichten und bei der Wohnraumausgestaltung. Bis zum Einzug in das neue Eigenheim ist es ein langer Weg. Baugrund muss gefunden, der Grundriss geplant, sich für eine Bauweise entschieden und Materialien ausgesucht werden. Statt eines Neubaus kann ein bestehendes Gebäude dank moderner Technologien und Verfahren aber auch in neuem Glanz erscheinen. Oftmals gibt es dabei sogar mehr zu beachten als beim Neubau, da auf eine vorhandene Bausubstanz aufgebaut wird. Sanierungen stehen insbesondere in Südtirol derzeit im Trend. Es gibt einiges an alter Bausubstanz, die es zu verwerten gilt.
Wer baut, wird gefördert
Bei der Finanzierung ist es wichtig, sich im Vorfeld über die verschiedenen Förderungen in Südtirol zu informieren.
Die verschiedenen Förderungen beim Bauen lassen sich laut der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) in folgende Kategorien unterteilen:
• Landesförderungen für Energiesparmaßnahmen und den Einsatz erneuerbarer Energiequellen
• Landesförderungen für den Bau, Sanierung oder Kauf von Erstwohnungen (Wohnbauförderung)
• Vorfinanzierung der steuerlichen Begünstigungen durch das Land
• Steuerabzüge (50% und 65%) für die Gebäudesanierung
• staatliche Förderung Wärmekonto „Conto termico“
Auch ein zinsloses Darlehen wird vom Land Südtirol angeboten. Die Verbraucherzentrale Südtirol erklärt dies auf ihrer Website so: „Seit 1. Juli 2014 kann für den Steuerabzug für außerordentliche Instandhaltungen bei Erstwohnungen um eine Vorfinanzierung angesucht werden. Die Vorfinanzierung wird in Form eines zinslosen Darlehens gewährt, welche in zehn gleichen Jahresraten zurückerstattet werden muss.“ Das zinslose Darlehen für das Jahr 2018 müsse jedoch noch durch die Landesregierung genehmigt werden.
Allgemeine Voraussetzungen für den geförderten Wohnbau
• Die Einkommeshöhe darf die vom Land festgelegten Einkommensstufen, welche anhand der EEVE (Einheitliche Einkommens- und Vermögenserklärung) berechnet werden, nicht übersteigen.
• Man muss seit mindestens fünf Jahren in Südtirol ansässig sein.
• Man muss in der Gemeinde, in der man wohnen möchte, seinen Wohnsitz oder seinen Arbeitsplatz haben.
Wir hätten alle gerne ein eigenes Haus, aber das ist heute nicht mehr so einfach zu realisieren. Der Entwurf des neuen Urbanistik-Gesetzes des Landesraumordnungsgesetzes sieht eine strenge Regelung vor, was das Ausweisen von neuen Bauzonen im landwirtschaftlichen Grün betrifft“. Die Devise lautet heute: Braun vor Grün!
Braun vor grün
In der Landesraumordnung sind mit „Braunen Flächen“ jene Flächen gemeint, die bereits bebaut sind, und mit „Grünen Flächen“ wird unbebautes Gebiet bezeichnet. „Nach dem Entwurf des neuen Urbanistik-Gesetzes müssen heute die bereits bebauten Flächen verdichtet werden, das bringt mit sich, dass man nicht mehr, wie es noch in den 60er und 70er Jahren üblich war, sein Häuschen mitten ins Grüne stellen kann, sondern man muss auf Bausubstanz aufstocken, und damit ist der Traum vom freistehenden Eigenheim mit großem Garten Geschichte. Bis in das Jahr 1972, dem Jahr des Wohnbaureformgesetzes, hat jeder seine Villa ins Grüne stellen können. Diese Vorgangsweise wurde zunehmend eingeschränkt und heute ist es fast unmöglich. „Aber nichtsdestotrotz steht der Erwerb von den eigenen vier Wänden hoch im Kurs. Ist es nicht die alleinstehende Villa, dann eine eigene Wohnung, welche auch schon von den Anschaffungskosten weit günstiger ist. Bei Flächengleichheit ist der Erwerb einer Eigentumswohnung günstiger als ein Reihenhaus.
Dorf oder Stadt?
Irgendwann stellt sich jeder die Frage: Ziehe ich aufs Land oder bleibe ich lieber in der Stadt wohnen? Viele treffen diese Entscheidung, wenn die Kinder da sind. Wer dann Wohneigentum erwerben möchte, für den wird es auf dem Land günstiger. Zudem sind die Vorteile des Landlebens unbestritten: Kaum bis gar keine Parkplatzprobleme, Ruhe, viel Raum zur eigenen Entfaltung und vergleichsweise günstige Wohneigentumspreise. Trotz der vielen Vorteile des Landlebens entscheiden sich doch zunehmend mehr Menschen für ein Leben in der Stadt. Die überwiegende Mehrheit der Neueigentümer erwerben ihre Wohnimmobilie in den Ballungsräumen Kern oder im Umland.
Meistens wollen wir dort Wohneigentum erwerben, wo wir aufgewachsen sind. Also Lananer bevorzugen Lana als Wohnort, Schenna in Schenna, Dorf Tiroler in Dorf Tirol, Marlinger in Marling usw.
In Meran können wir einen Zuzug feststellen, einfach weil viele Leute von auswärts es vorziehen, dort eine Bleibe zu suchen, wo sie ihre Arbeit haben. Durch diesen vermehrten Bedarf steigen auch die Wohnungspreise. Wobei die Kosten in den jeweiligen Zentren immer höher sind, als in den Randgebieten.
Warum ein Haus bauen, kaufen oder in eine Eigentumswohnung investieren, diese Fragen beschäftigen früher oder später wohl jeden von uns. Ob als Kapitalanlage oder zur Selbstnutzung – die Immobilie ist auch in Südtirol eine der beliebtesten Anlageformen. Die eigenen vier Wände werden als ideale Form der Alterssicherung betrachtet. Die attraktive Landesförderung trägt viel dazu bei, dass sich so mancher Südtiroler zum Kauf von Wohneigentum entschließt., da eine Immobilie immer ein Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau ist.
Kaufen statt mieten
Dass wir unsere Wohnung oder das Haus, in dem wir leben, gerne besitzen wollen, bestätigen die Zahlen über Südtirols Eigenheimbesitzer. Dass sich an dieser Tatsache auch für die Zukunft nicht allzu viel ändern wird, ist anzunehmen. Allerdings wird es für junge Südtiroler zunehmend schwieriger, die nötigen Gelder aufzubringen, die für den Kauf einer Immobilie nötig sind. „Wohnungskauf ohne Unterstützung des Familienverbandes ist für junge Menschen heute nahezu unmöglich. Die Folge der Landespolitik ist, dass wir alle Besitzer unseres Heims sein wollen. Immer noch wird der Erwerb des Eigenheims gefördert und nicht die Miete. Investoren, die heute ein Mehrfamilienhaus errichten, um die Wohnungen darin zu vermieten, erhalten nicht nur keine Förderungen, ihnen wird auch noch die Miethöhe vorgeschrieben. Der Bedarf an Mietwohnungen wird künftig aber noch steigen. Hier ist unsere Politik gefordert, Anreize für den Bau von Mietwohnungen zu schaffen.
Das Klimahaus
Sobald gebaut wird, kommt man heutzutage nicht mehr am Klimahaus vorbei. Energiesparendes Bauen ist seit Jahren bereits Pflicht. Seit 12. Jänner 2005 ist das energiesparende Bauen in Südtirol genaugenommen Pflicht. Seit 13. Juni 2011 gelten für den Neubau von Wohngebäuden verschärfte Mindeststandards.
Diese wurden mit 13. März 2013 erneut abgeändert. Seit 10. April 2013 müssen Neubauten zusätzlich zur Energieeffizienz der Gebäudehülle weitere Mindestanforderungen erfüllen, welche wiederum im Dezember 2013 abgeändert und mit August 2014 in Kraft getreten sind. Die gesetzlichen Mindestanforderungen betreffen den Energiebedarf für Heizung, Kühlung, Lüftung, Warmwasser und Beleuchtung. Seit 1. Jänner 2017 gilt das Klimahaus A für den Neubau von Wohngebäuden als Mindeststandard. Informationen dazu gibt es bei der Klimahausagentur Südtirol
von Michael Andres