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Ansitz Schwanburg & Ruine Payersberg

Foto: www.burgenwelt.org

Beide Bauwerke aus dem Mittelalter sind denkmalgeschützte Wahrzeichen des Obst- und Weindorfes Nals zu Füßen des Mendelkammes.

Foto: Johannes Fein

Nals liegt leicht erhöht in der Morgensonne, abseits vom Durchgangsverkehr, mittig zwischen Bozen und Meran. Als südlichstes Dorf des Burggrafenamtes ist Nals gleichzeitig nördliches Tor zur Überetscher Weinstraße – mit organischem Dorfkern rund um alteingesessene Gutshöfe inmitten vieler blühender Rosengärten. An der Straße nach Sirmian oberhalb der Pfarrkirche St.Ulrich befinden sich die genannten Baudenkmäler, deren Ursprung aus dem 13. Jh. stammt.

Die Schwanburg-Idylle
Die  auslaufende Schlucht des Payersbaches – früher Sirmianer Gaul genannt – mündet in eine liebliche, windgeschützte Geländebucht, mit dem bereits um 1286 benannten Haus in der Gaul, welches ursprünglich als Mühle gedient haben mag. Etwa 150 m  darüber thront auf einem Felssporn die Festung Payersberg, als Wohn- und Trutzburg mit hoch aufragendem Bergfried erbaut von halbadeligen Ministerialien der Grafen von Eppan. Sie wurden später von Kaiser Ferdinand als Herren von Boymont-Payersberg geadelt und konnten ihre Besitztümer nach und nach erweitern. Der einflußreiche Patron Jakob II. dieses Familiengeschlechts begründete um 1560 die Erfolgsgeschichte der Schwanburg an Stelle der Mühle in der Gaul. Innerhalb von zwei Jahrzehnten ließ er dort mit hohem Kostenaufwand mehrere herrschaftliche Gebäude in eleganter Überetscher Bauart, jeweils über drei Stockwerke hoch für Wohn- und Wirtschaftszwecke erbauen, die sich um einen reizvollen Innenhof scharen. Vom markanten runden Turm an der Nordwest­ecke des Gebäude-Ensembles ausgehend führt eine Spazierpromenade, die Rebanlagen in der Geländemulde eben nach Osten querend und von hohen schlanken Zypressen südländisch gesäumt,  zum vorgelagerten Aussichtstürmchen am Hügel über Nals. Diese einzigartige Schwanburg-Idylle ist über die Jahrhunderte bis heute erhalten geblieben. Der namensgebende Schwan findet sich im Wappen derer von Payersberg neben dem schwarzen Stier von Boymont – beide Wappentiere sind mehrfach im schloßartigen Gebäude verewigt und schmücken bis heute auch das Nalser Dorfwappen.

Ruine Payersberg, Foto: Heiner Feuer

Baulichkeiten
Während die schwer zugängliche Festung Payersberg zeitweise unbewohnt war, im 14. Jh. durch einen Brand zerstört wurde und verfiel, erlebte die Schwanburg großen Aufschwung. Die Baulichkeiten am Schwanburg-Hof rund um den mit hellen Bachsteinen gepflasterten Innenhof, deren Einzelgebäude von malerischen Frei­treppen, Erkern und Arkadengängen mit steingemeißelten Kapiteln auf Rundsäulen in romantisch-anmutigem Stil der Renaissance erschlossen werden, bilden das Herzstück eines weitläufigen herrschaftlichen Gutsbesitzes. Große und kleinere symmetrisch angeordnete Fenster mit Putzenscheiben und rotweißgefärbten Holzläden gliedern die behäbigen Hausfassaden unter den steilen, mit  Mönch-und- Nonne-Tonziegeln gedeckten Satteldächern. Die antike Sonnenuhr im Hof trägt die Jahrzahl 1563; zwei römische Marmor-Grabsteine sind als Besonderheit in die nördliche Burghofmauer eingelassen. Ein kleinerer Gebäudeflügel im Osten birgt die schlichte St.-Katharina-Hauskapelle samt Glockentürmchen mit drei Glocken. Der fürstliche Rittersaal im Hauptgebäude sticht neben mehreren Wohnzimmern mit getischlerten Holzdecken, antikem Interieur und freigelegten Wandmalereien bei der Innenausstattung hervor.

Schwanburgs Blütezeit
Die Schwanburg war in ihrer ersten Blütezeit erfolgreicher ökonomischer Verwaltungssitz einer Handvoll zum Besitz gehörigen Bauernhöfe in der nahen Umgebung. Dabei wurden mittels Schaffer und bäuerlichen Fachkräften sämtliche landwirtschaftlichen Tätigkeiten ausgeübt – von Nutz­tier-Vieh­hal­tung bis zur Milch-, Garten-, Obst- und Weinwirtschaft, mit eigenem Schmiedhaus, eigener Energieturbine und der ältesten Privatkellerei für Weinkelterung und Destillate. Ein großes, über drei Tennenhöhen reichendes Wagen- und Wirtschaftszeughaus wurde am Platz oberhalb der Schwanburg errichtet. Es galt insgesamt über 100 ha an Kultur-, Wald- und Weideflächen zu bewirtschaften.

Niedergang und Bauerhaltung
Gegen Ende des 16. Jh. hatte sich die Besitzerfamilie von Boymont-­Payersberg dermaßen verschuldet, dass die Grafendynastie von Trapp kurz vor dem Tod von Jakob II. um 1580 dessen Ansitz Schwanburg samt allen Besitzungen in Kaufablöse übernahm. Diese Grafenlinie nannte sich fortan von Trapp zu Schwanburg. Sie konnte jedoch im darauffolgenden 17. Jh. dem wirtschaftlichen Erfolg der Schwanburg nicht mehr gerecht werden. Der begüterte Edelsitz schrumpfte, die Gutsverwaltung wurde vernachlässigt. Um 1770 kauft die Bürgerfamilie Thaler aus Nals die siechende Schwanburg, welche 100 Jahre später auf  dem Erbweg an Rudolf Carli überging. Er und seine Familie erlösten die Schwanburg aus ihrem Dämmerschlaf, ihr Baubestand wurde über Jahre mit viel Einsatz renoviert, die ausladenden Dachstühle samt Dächern erneuert. In der Landwirtschaft wurden um 1908 die Stallungen aufgelassen, dafür wurde den Rebenkulturen in bevorzugter Hügellage auf über 15 ha rund um die Schwanburg und der Weinveredelung in der eigenen Privatkellerei erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet. Unter dem Namen Castel Schwanburg wurden von Rudolf Carli Erben namhafte Flaschenweine produziert und bis um die Jahrtausendwende direkt vertrieben. Im alten Schloss­keller konnte man neben Hunderten französischer Barriques auch Holzfässer aus der Epoche der Kaiserin Maria Theresia aufspüren.

Die Gegenwart
Nun ist die Schwanburg wieder in Privatbesitz und damit nicht öffentlich zugänglich.
Die älteste Südtiroler Privatkellerei hat ihr Rebenkapital zur Zeit an die ortsansässige Kellerei Nals Margreid ab­getreten, welche ihrerseits für höchs­te Weinqualitätssorten bürgt. Ebenso in bäuerlichem Pri­vatbesitz befindet sich die Burg­­ruine Payersberg, deren befestigte Baukörper von der Besitzerfamilie bewohnt und landwirtschaftlich genutzt werden.

 

von Jörg Bauer