Florian Breitenberger sagt Servus. 20 Jahre lang rodelte der Ultner auf höchstem Niveau.
Er war das Urgestein im Rodelzirkus. Seit der Jahrtausendwende gehörte Florian Breitenberger der italienischen Nationalmannschaft der Naturbahnrodler an. Der Ultner blickt auf eine lange Karriere zurück, bestritt zig Weltcup-Rennen. 3 konnte er gewinnen, zuletzt 2008 in Umhausen. Dort beendete er in dieser Saison vor einigen Wochen seine Karriere. Und zwar mit einem Sieg. Der mittlerweile 34-Jährige ging mit den „Azzurri“ im Teamwettbewerb an den Start, zeigte dort eine starke Leistung und trug so zum Team-Sieg vor Österreich und Russland bei.
Wir haben mit dem Ultner Rodler über seine bewegte Karriere gesprochen.
Das letzte Rennen in Umhausen. Nach fast 20 Jahren Rodeln auf höchstem Niveau ist Schluss. Was war dies für ein Gefühl?
Florian Breitenberger: Beim ersten Lauf im Einsitzer konnte ich mich nicht für den 2. Lauf qualifizieren. Beim Rennen habe ich eigentlich nicht daran gedacht, dass dies das letzte Rennen ist. Ich habe schon die Sachen gepackt und alles. Dann plötzlich meinte der Trainer Hubi Burger, ich soll doch den Teamwettbewerb mit den „Azzurri“ mitfahren. Patrick Pigneter sei beim Duschen auf die Idee gekommen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut. Auch beim Rennen selbst dann habe ich nicht unbedingt daran gedacht, dass es mein letztes Rennen ist. Ich wollte einfach alles geben, um mit dem Team ganz vorne zu landen. Das ist mir gelungen. Ich habe einen tollen Lauf runterbekommen. Dann der Sieg – ein besseres Ende kann man sich als Sportler nicht wünschen.
Was war der schönste Erfolg in Ihrer Rodelkarriere?
Ich würde dabei kein einzelnes Rennen herausheben. Jeder Sieg war wunderschön. Ob der erste Weltcupsieg, den ich im Jahre 2002 als 19-Jähriger feiern konnte, oder die beiden weiteren Weltcuptriumphe 2006 und 2008 sowie die WM-Bronzemedaille vor zwei Jahren in Mariazell. Auch alle Podestplätze waren ein tolles Gefühl. Ich war über mehrere Generationen hinweg im Weltcup mit dabei. Das macht mich stolz und daran werde ich mich immer zurückerinnern.
Gab es eine besonders schlimme Niederlage?
Eine schlimme Niederlage würde ich nicht definieren. Natürlich, wenn man die Ziele nicht erreicht, ist man als Sportler immer enttäuscht. Auch die nicht erreichten Ziele waren wertvolle Erfahrungen. Ich war rund 30 Jahre lang Rodler, an eine schlimme Niederlage denke ich eigentlich nicht zurück.
Neben dem Rodeln waren Sie stets beruflich tätig. Wie ließ sich das unter einen Hut bringen – insbesondere in der Wintersaison?
Der Naturbahnrodelsport ist zwar nicht olympisch, aber wenn man vorne mit dabei sein will, dann muss man sich den Winter eigentlich fast dafür freinehmen und sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren. Das war bei mir nicht immer der Fall. Aber irgendwie hat es trotzdem geklappt. Es war teilweise auch hart. Nachts nach der Arbeit habe ich oft noch Stunden an der Rodel getüftelt, das Training habe ich mir immer irgendwie organisiert, musste es aber auch ab und an sausen lassen. Es klappte auch, weil der Rodelsport seit jeher meine Leidenschaft ist. Die letzten Jahre, mit zunehmendem Alter, wurde es jedoch immer schwieriger. Ich habe es körperlich und psychisch dann schon gemerkt.
Wie steht es um den Rodelsport in Südtirol?
Der Rodelsport in Südtirol steht sehr gut da. Es gibt viele Vereine und eine ausgezeichnete Jugendarbeit.
Dürfen sich die aktuellen Athleten Hoffnungen auf Olympia machen?
Eine gute Frage. Eine Antwort ist aber schwierig. Seit 40 Jahren wird schon über Olympia geredet. Geklappt hat es noch nicht. Aber die Hoffnung soll man nicht aufgeben. Der Verband leistet derzeit gute Arbeit. Vielleicht ist es ja bald so weit. Der Naturbahnrodelsport hätte es sich verdient, denn es ist eine wunderschöne Sportart, spektakulär und spannend.
Werden Sie dem Naturbahnrodeln in irgendeiner Art und Weise weiter erhalten bleiben?
Natürlich. Ich arbeite im Rodelverein Ulten mit. Und werde diesen auch weiterhin unterstützen. Ich möchte demnächst die Trainerausbildung machen, wenn es sich zeitlich ausgeht. Ab der nächsten Saison werde ich voraussichtlich im Trainerteam der Nationalmannschaft mit dabei sein.
Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?
Beruflich werde ich weiterhin als selbstständiger Maler tätig sein. Als Trainer der „Azzurri“ hoffe ich auch in dieser Funktion schöne Erfolge zu feiern. Privat verbringe ich viel Zeit mit meiner kleinen Tochter Anne, die mittlerweile eineinhalb Jahre alt ist.
Michael Andres