Zu den ältesten Tiroler Adelsgeschlechtern zählen die Grafen Brandis. Die Adelsfamilie gibt es bereits seit 850 Jahren.
Um 1153 erstmals urkundlich erwähnt und wohl aus welfischen Dienstmannenadel hervorgegangen, konnte sich der Familienstamm mit mehreren Zweiglinien ohne Unterbrechung über die Jahrhunderte behaupten. Ab Ende des 12. Jh. zur führenden Gefolgschaft der Grafen von Tirol gehörig, erwuchsen aus ihren Reihen namhafte Persönlichkeiten, darunter Statthalter, Historiker und nicht weniger als acht Landeshauptleute. Den Grafen Brandis oblagen kraft ihrer gehobenen Stellung als Tiroler Ministerialien die Aufgaben von Vögten innerhalb ihres Amtsbezirkes – sie wirkten als Schirmherren, Richter, Verwalter landesfürstlicher wie kirchlicher Belange. Dadurch hatten sie stets einflussreichen Anteil an der Ausprägung der Tiroler Geschichte. Mehrere Mitglieder aus der Grafen-Dynastie traten als Historiker hervor, insbesondere Jakob Andrä von Brandis um 1600 mit seiner überlieferten „Geschichte der Landeshauptleute“ und später Franz Adam von Brandis. Ihre Bedeutung als die Herren von Lana spiegelt sich im Wappen der Marktgemeinde wider, welches den roten Brandislöwen auf schwarzem Deutschordenskreuz trägt.
Die Stammburgen Brandis und Leonburg
Als solche gelten die heutige Burgruine Brandis, auf einem Waldhügel über Niederlana am alten Weg nach Tisens thronend, sowie die stattliche Leonburg, ursprünglich Lanaburg genannt, mit ihren zwei dominanten Bergfried-Türmen, erbaut auf einem Porphyrfelshügel hoch über Ackpfeif. Beide Burganlagen entstanden etwa um 1200; sie waren im Eigentum der Grafen von Pflaum-Flavon vom Nonsberg, zu jener Zeit Vögte des Bischofs von Trient. Durch Eigenerwerb oder als Lehen kamen die Grafen Brandis in deren Besitz. Beide Burganlagen wurden von Brandis- Zweiglinien herrschaftlich ausgebaut. Der Wehrturm zu Brandis war mit 27 m Höhe und Mauerstärken bis 2,7 m einer der mächtigsten im Lande. Östlich dieses freistehenden Bergfrieds befand sich der Palas als Burgen-Wohntrakt mit 17 m Seitenlänge im Quadrat, welcher um die Mitte des 16. Jh. auf vier Stockwerke erhöht wurde. Es war der Hofmaler König Ferdinands I., Hans Tirol, der die Palasräume mit Malereien ausschmückte. Ein zweites Wohngebäude nordseitig mit der Bezeichnung „Neugehäuß“ samt Verwaltungsräumen sowie Wirtschaftstrakte und Burgkapelle innerhalb einer alles umgebenden Burgmauer gaben Zeugnis für den gesellschaftlichen Hochstand der Herren von Lana.
Im Streit mit dem Deutschorden
Die Stammburgen der Grafen Brandis wurden bis ins Hochmittelalter als Gerichtssitz zur Wahrnehmung der jeweiligen Vogteirechte genutzt. Diese privilegierten Schutzrechte in Bezug auf die Pfarre Lana, die bis zur Bestellung des Pfarrpersonals und Kontrolle des Kirchenvermögens reichten, führten zu einem über 400 Jahre anhaltenden Zwist der Grafen Brandis mit dem um 1340 durch päpstliche Gnaden eingesetzten Deutschorden, welcher erst 1728 beigelegt werden konnte. Den einstigen Patronatsherren verblieben einige persönliche Vorrechte in der Pfarrei. Das verbliebene Archiv des Grafenhauses zählt zu den reichhaltigsten Adelsarchiven des Landes. Die Burganlage Brandis wurde ab 1730 nicht mehr regelmäßig genutzt. 1807 kam es zum Teileinsturz des Bergfrieds, der zwei Menschen unter sich begrub und die umliegenden Bauten stark beschädigte. Burg Brandis war dem Verfall preisgegeben. Ab 1808 erbauten die Grafen Johann Baptist mit Söhnen Heinrich und Clemens Brandis unter Mitwirkung des tüchtigen Gutsverwalters Peter von Sölder talseitig zu Füßen der Burgruine das gediegene Herrenhaus „Neubrandis“ mit der 14-Nothelfer-Kapelle als künftigen Familiensitz. Der im nahen Umkreis gelegene Gutshof mit Obst- und Weingärten, Wirtschaftsgebäuden, Schafferhaus, Säge, Mühle, Gärtnerhaus vervollständigen das Ensemble.
Die Leonburg
Die von weitem sichtbare markante Leonburg ist als ursprüngliches mittelalterliches Baudenkmal original erhalten und dient nach umfangreicher Restaurierung um 1990 wieder als Wohnburg zwischen den Wehrtürmen für die Grafenfamilie Jakob Brandis, in deren Besitz und Verwaltung auch das reizende Renaissanceschloss Fahlburg in Prissian fällt. Weitere Burgen und Schlösser gehörten neben zahllosen bäuerlichen Ansitzen zeitweise zum Besitzstand dieser so erfolgreichen Grafenfamilie wie das denkmalgeschützte Bozner Stadtschloss Compil von 1500 bis 1760, Schloss Forst in der Zeit von 1520 bis 1860, die weitläufige Mayenburg in Völlan ab 1600 bis 1825.
Gutshof Brandis und Golfclub Lana
Mit mutiger Zukunftsvision und nachhaltigen Ideen gingen die heutigen Erben Graf Ferdinand und Gräfin Sophie zu Brandis anfangs der 1990er Jahre daran, aus ihren umliegenden Obstgütern einen einzigartigen Gutshof zu kreieren, mit einem vielseitigen zeitgemäßen Angebot für qualitätsbewusste Gäste. Es entstand der erste 9-Loch-Golfplatz im Meraner Raum, von besonderer landschaftlicher Schönheit, 1997 eröffnet mit der Unterstützung namhafter Gründerhotels und mit wohlwollender Anerkennung der Lananer Bevölkerung. Golfen mit Genuss und Kulinarik im sportlich ansprechenden Ambiente, inmitten gepflegter, wohltuender Natur; auf Wunsch in einzigartigen Gäste-Appartements wohnen, umgeben von geschichtsträchtiger Abgeschiedenheit mit Wasserfall und schattigen Waalwegen; zwischen altem Gemäuer in gemütlicher uriger Atmosphäre im Brandiskeller unter Kellergewölben aus dem 13. Jahrhundert, echte Südtiroler Spezialitäten verkosten. Am Gutshof Brandis wird die erfolgreiche Tradition gräflichen Schaffens der Herren von Lana gegenwärtig neu interpretiert.
von Jörg Bauer