Josef Sagmeister, Kirchenmusiker aus Beruf und Berufung, wie er selbst gerne sagt, leitet seit September 2017 den bekannten Stadtpfarrchor von St. Nikolaus – Meran. Er ist dort auch als Organist tätig.
Josef Sagmeister erzählt der BAZ von seinem Werdegang, seinen Schwerpunkten und Plänen.
Sie sind ein echter Burggräfler: erzählen Sie doch von Ihrem Werdegang!
Sagmeister: Geboren und aufgewachsen bin ich in Lana als mittlerer von drei Kindern. Ich habe eine ältere und eine jüngere Schwester. Da meine Eltern beide musikalisch aktiv sind, bin ich mit Tönen und Liedern genauso aufgewachsen wie mit dem Zwitschern der Amseln und Drosseln in den Obstanlagen rundum. Von jeher wurde bei uns zuhause viel musiziert, und bereits als Kind begann ich mit dem Klavierspiel. Nach der Grund- und Mittelschule in Lana wechselte ich nach Auer auf die Oberschule für Landwirtschaft. Dies war naheliegend, arbeiten meine Eltern doch im Obstanbau. Von Jugend an half ich ganz selbstverständlich im elterlichen Betrieb mit, jedoch nach der Matura sammelte ich erst einmal Erfahrungen im technischen Bereich.
Aber Ihre geheime Sehnsucht war eine ganz andere?
Stimmt! Mit 24 Jahren begann ich in Wien mit dem Studium der Kirchenmusik. Dort spürte ich gleich: dies war es, was ich wollte! Nach beendetem Studium – sechs Jahre waren vergangen – kam ich zurück nach Südtirol.
Inzwischen haben Sie den elterlichen Betrieb übernommen. Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade in den Apfelwiesen arbeiten?
Im Jahr 2011 habe ich die Leitung der Kirchenmusikschule in Brixen übernommen und unterrichte dort auch einen großen Teil der Fächer. Bald trat auch der bekannte Männergesangverein (MGV) von Meran an mich heran mit der Bitte, die Leitung desselben zu übernehmen. Dies mache ich nun seit fünf Jahren, und es begeistert mich immer wieder, dass die rund 35 Mitglieder so offen sind, auch für anspruchsvolles und neues Liedgut. Bekannt ist auch der alle zwei Jahre stattfindende Narrenabend des MGV in der Faschingszeit.
2017 war ein sehr wichtiges Jahr in Ihrem Leben?
Ohne Zweifel, denn im Juni habe ich geheiratet und im Herbst desselben Jahres auch eine weitere berufliche Herausforderung angenommen.
Da haben Sie zusätzlich die Leitung eines Pfarrchors übernommen, der eine jahrhundertelange Tradition hat. Was bedeutet dies für Sie?
Der Stadtpfarrchor von St. Nikolaus in Meran ist mit seinen 35 Mitgliedern wirklich etwas ganz Besonderes. Mit viel Begeisterung treffen wir uns einmal wöchentlich zur Probe von zwei Stunden. Wenn man bedenkt, dass viele berufstätig sind und Familie haben, ist der Zeitaufwand schon beachtlich! Aber, wer die Musik liebt, den macht sie eben glücklich, erst recht, wenn man selbst singt! Die Mitglieder sind zwischen 17 und 80 Jahre alt und wir treffen uns für circa 30 Messgestaltungen im Jahr. Zur Aufführung kommen nicht nur A-cappella-Werke zahlreicher namhafter internationaler und Tiroler Komponisten der letzten vier Jahrhunderte, sondern auch große Orchestermessen mit Solisten zu allen kirchlichen Hochämtern und Festtagen (Werke von F. Schubert, Ch. Gounod, O. Nicolai, J. Rheinberger, W.A. Mozart, J. Haydn u. a.).
Pfarrchor und Männergesangsverein – wie geht dies zusammen?
Für mich ist das ein tolles Spannungsfeld in der ganzen Unterschiedlichkeit der beiden Chöre, was die Musik betrifft. Doch beiden gemeinsam ist das hohe Niveau, die Einsatzbereitschaft und Begeisterung. Mit dem MGV haben wir zur 700-Jahr-Feier der Stadt Meran den Donauwalzer von Strauß in der ursprünglichen Fassung aufgeführt, denn er wurde ja für einen Männerchor geschrieben.
Sie sind wohl sehr ausgelastet?
Zur Leitung des Stadtpfarrchors und dem Dienst als Organist gehört auch die Weiterbildung der Kantoren! Sehr zeitintensiv ist jedoch die gesamte Organisation. Von all dem, was rundum organisiert werden muss, wenn ein Konzert stattfinden soll, hat ein Außenstehender keine Ahnung! Dies braucht viel Kraft! Doch die gute Zusammenarbeit mit dem Dekan, Hw. Hans Pamer und die Begeisterung der Sänger geben auch mir immer wieder neuen Schwung!
Seit einigen Jahren sind Sie auch Bezirkschorleiter des Chorverbandes Burggrafenamt-Vinschgau. Was bedeutet das für Sie?
Es geht um den Zusammenschluss der vielen Chöre in diesem Gebiet. Immer wieder werden mit Sängern größere Werke aufgeführt, wie im November 2017 die Carmina Burana mit 150 Mitwirkenden aus all diesen Chören. Dies sind ganz besondere musikalische Höhepunkte für mich.
Ihre Pläne für die Zukunft?
Die gibt es (Sagmeister schmunzelt), aber da wird noch nichts verraten. Das ist noch im Reifungsprozess!
Christl Fink