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Am Tschögglberg

Foto: Clemens Zahn

Der langgezogene Gebirgsrücken „Tschögglberg“ zieht sich oberhalb von Meran auf der linken Seite des Etschtales entlang gegen Süden. Er zählt zu den Sarner  Alpen und schließt die Gemeinden Hafling, Vöran, Mölten und Jenesien mit ein.
Hafling und Vöran sind die beiden Gemeinden, die zum Burggrafenamt gehören.

Foto: Laurin Moser

Aus geologischer Sicht ist der sogenannte „Tschögglberg“ Teil der Bozner Quarzporphyrplatte. Einer Vulkanit-Gruppe, die sich über 2000 km2 auf der linken Seite entlang des Etschtales zwischen Meran und Bozen erstreckt. Im Norden überragen den Tschögglberg der Ifinger, die Verdinser Plattenspitze, die Hochplattspitze sowie der Große Mittager. Im Süden bildet der langgezogene Bergrücken hingegen das Hochplateau „Salten“. Die Landschaft ist vorwiegend von Wiesen, weiten Weideflächen und Wäldern geprägt. Die höchste Erhöhung des Tschögglbergs ist das Kreuzjoch mit 2086 Metern Höhe. Das Hauptsiedlungsgebiet konzentriert sich auf 1000 bis 1500 Metern Höhe und ist durch mehrere Straßen und Seilbahnen erschlossen. Darunter die Seilbahn „Meran 2000“, die neue Seilbahn Burgstall-Vöran, die Möltner Bahn sowie die Seilbahn nach Jenesien. Hafling und Vöran gehören zum Burggrafenamt, die Gemeinden Mölten und Jenesien sind Teile der Bezirksgemeinschaft „Salten-Schlern“. Vermutungen zufolge soll der Name Tschögglberg von den Gasten-Tschoggln der Trachtenhüte abgeleitet worden sein. Andere Stimmen sagen, dass der Name auf die häufig verbreiteten Hof- und Schreibnamen „Zöggeler (Zeggeler)“ zurückgeht. Interessanterweise findet der Name Tschögglberg aber erst seit dem 19. Jahrhundert seine Verwendung.

Hafling
Hafling ist die nördlichste Gemeinde des Tschöggl­bergs und liegt zwischen 1250 und 2350 Meter über dem Meeresspiegel. Wie der Name der Gemeinde erahnen lässt, ist Haf­ling der Namensgeber der bekannten Pferderasse „Haflinger“. Die Markenzeichen der Haflingerpferde sind eine blonde Mähne und eine kleinere, stämmige Statur. Die historische Zuchtstätte der Haf­lin­ger befindet sich im Ortsteil St. Kathrein beim sogenannten Sulfnerhof. Auch die Ortsteile Hafling Dorf, Hafling Oberdorf und das Ski-und Wanderparadies Falzeben/Meran 2000 gehören zum Gemeindegebiet Hafling und sind beliebte Ausflugsziele für Ein­hei­mische und Gäste.

Die Siedlungsgeschichte

Foto: Frieder Blickle

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Hafling um das Jahr 1170, unter der Bezeichnung „Haeveningen“ bzw. „Höfningen“. Dokumenten zufolge wurde Hafling 1231 auch „Hauingo“, 1297 dann „Hafning“ und 1450 schließlich „Höfnung“ genannt, bevor sich daraus die Namen „Häfling“ und „Hafling“ herausstellten. Die Sied­lungsgeschichte des idyllischen Bergdorfes soll aber noch viel weiter zurückreichen. Wenn auch ausschlaggebende achäologische Funde dafür bis heute  ausblieben. Laut verschiedenen schrift­lichen Amts­handlungen der Vorstände des Burggrafenamtes und des Landesberichts von Meran aus den Jahren 1332 und 1436 ist bezeugt, dass Hafling seit jeher zum Burggrafenamt gehörte und damit dem Meraner Landesgericht unterstellt war. Unter dem faschistischen Namen „Avelengo“ erhielt das Dorf 1926 kurzweilig auch einen eigenen „Podestà“, so wurden die Ortsvorsteher zu jener Zeit genannt.
Dieser wurde wenig später wieder abgesetzt und Hafling fortan von Meran mitverwaltet. Durch das königliche Dekret Nr. 550 vom 23. 4. 1931 wurde Hafling eine Fraktion von Meran und erhielt erst mit dem Regionalgesetz Nr. 7 vom 18.05.1957 eine eigene Gemeindeverwaltung.

Die Erreichbarkeit
Bis 1923 war ein steiler und beschwerlicher Steinplattenweg die einzige Verbindungsmöglichkeit zwischen Meran und Hafling, auf dem mit primitiven Transportmitteln und Saum­pferden sowie  Tragtieren Waren vom Tal hinauf geliefert wurden. Dies änderte sich mit der Inbetriebnahme der Haflinger Schwebebahn, die von Obermais hoch zum Kirchlein „St. Kathrein in der Scharte“ führte. Die Personentransportseilbahn war eine Musterseilbahn im Burggrafenamt und wurde von keinem Geringeren als dem Lananer Seilbahnen-Pionier Ing. Luis Zuegg entworfen. Nachdem er während des Ersten Weltkrieges das sogenannte „System Bleichert-Zuegg“ mitentwickelt hatte, war es an der Zeit, die Technik nun erstmals für den Bau einer Personenseilbahn einzusetzen. Dabei wurden unter dem Einsatz einer straffen Seilspannung die Sicherheit und Lebensdauer der Tragseile erhöht und eine größere Stützenweite sowie eine höhere und zuverlässigere Fahrtgeschwindigkeit möglich. Die Errichtung der Seilbahn eröffnete der Haflinger Bevölkerung eine neue Erwerbstätigkeit und verhalf dem bislang idyllisch gelegenen Siedlungsgebiet zur attraktiven Naherholungszone für Einheimische und Kurgäste aus dem Tal.

Die Erschließung des Ski- und Wandergebietes Meran 2000

Die neue Seilbahn auf Meran 2000. Foto: Alex Filz

Die Vision der Erschließung des Haflinger  und Sarner Gemeindegebietes um das heutige „Meran 2000“ entstand bereits in den 1950er Jahren. Ausschlaggebend dafür war die Gründung der „Ifinger-Seilbahn AG Hafling“ von dem Turiner Grafen Loroditino und dem Sägewerkbesitzer Josef Hillebrand aus Untermais. Damit wollten sie die vom italienischen Staat zur Verfügung gestellten Fördermittel von 450 Mio. Lire für sich sichern, die für den Bau einer Seilbahn zur Verbindung zweier Dörfer ausgeschrieben wurden. Da die Ifinger-Seilbahn AG aber nicht nachweisen konnte, dass auf dem Berg Häuser stehen, die von den Bewohnern ganzjährig genutzt werden, wurde der Betrag einer Gesellschaft in Süditalien zugesprochen. Es vergingen mehrere Jahre, bis der aufstrebende Unternehmer Hans Trojer die Seilbahn AG aufkaufte und das Projekt somit reaktivierte. Er hatte sich mit dem Bau des ersten staatlich kollaudierten Sessellifts Italiens zum Josefsberg in Forst bei Algund sowie weiteren Aufstiegsanlagen italienweit einen Namen gemacht. Jetzt wollte er sich mit zwei weiteren Partnern der Erschließung des Ski- und Wanderparadieses „Meran 2000“ widmen. Dabei sollte ein Partner die gastronomischen Infrastrukturen errichten und führen und der andere die Betonarbeiten für die „neue“ Seilbahn und die Liftanlagen übernehmen. Hans Trojer hingegen war für die Eisenkonstruktionen für das Anlangen verantwortlich. Infolge der schweren Wirtschaftskrise der 1960er Jahre verließen beide Partner jedoch das Projekt. Damit war Trojer nun auf sich allein gestellt. Da er bereits viel investiert hatte, stand für ihn das Aufgeben außer Frage. Um die Stromversorgung am Bau der Aufstiegsanlagen in Falzeben zu gewährleisten, wurde 1965 eine Hochspannungsleitung für eine Materialseilbahn von der Naif bis zum Piffinger Köpfl errichtet, die trotz strengem Verbot wenig später bereits Personentransporte durch­­führte. Der erste Bau war der Sessellift von Falzeben zum Piffinger Köpfl. Darauf folgte 1966 der Gondellift von Piffing zur Kirchsteiger Alm, die Sessellifte Kesselberg und Kuhleiten sowie 1967 auch zum Mittager. 1968 wurde schließlich auch die Personenseilbahn Naif-Piffinger Köpfl offiziell eröffnet. Dabei taufte Hans Trojer das Skigebiet auf den Namen „Meran 2000“. 2010 wurde die alte Seilbahn nach einer Betriebszeit von über 40 Jahren durch eine moderne Designer-Seilbahn mit einer Kapazität von 120 Personen pro Kabine und einer Fahrtzeit von nur 7 Minuten ersetzt. Das Ski- und Wanderparadies „Meran 2000“ hat sich in der Zwischenzeit zu einem beliebten Ausflugsort etabliert, der sowohl im Winter als auch im Sommer zahlreiche Besucher anzieht.

Ein Wolkenkratzer für Meran 2000
Durch die Pionierarbeiten von Hans Trojer wurde das Gebiet um „Meran 2000“ auch touristisch immer attraktiver. Dies empfand auch die Baugesellschaft „Schergera KG“ und stellte 1969 ihr Hotelprojekt „Kur-und Appartmenthotels Meran 2000“ vor. Die Vision der Gesellschaft war der Bau eines gigantischen Wolkenkratzers, der mit rund 34 Etagen unmittelbar an der Bergstation der Seilbahn errichtet werden sollte. Auf Druck der Bevölkerung sowie der AVS-Sektion Meran wurde das Projekt von der Landesregierung nicht genehmigt. Eine Fotomontage des Wahnsinnsprojektes kann im Museum Palais Mamming in Meran besichtigt werden.
Die Einwohner von Hafling
Für das Gerücht, die Einwohner von Hafling hätten hessische Abstammung, gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Vermutlich hat sich die Geschichte vom Befehl des Rückwärtsgehens eines Zug- und Reittieres abgeleitet, der in Hafling seit jeher wie folgt lautet: „hess zrugg!“

Das Hafling von heute

Mölten – neue und alte Bauten im Einklang

Durch das einzigartige touristische Angebot sowohl im Sommer als auch im Winter hat sich Hafling zu einem attraktiven Ort entwickelt. Dafür sprechen auch viele touristische  Vorzeigebetriebe, die vom Urlaub auf dem Bauernhof bis in die 5-Sterne-Kategorie reichen. Etwas Besonderes ist das Hoteldorf „San Luis“. Es befindet sich in absoluter Abgeschiedenheit, nahe der Grenze zu Vöran und steht unter der Führung von der Hoteliersfamilie Meister aus Meran. Die Hotelanlage besteht aus 39 Holz-Blockhäusern, verfügt über einen eigenen Badeteich sowie eine kleine Kapelle. Außerdem befinden sich auf dem Hotelgelände auch 16 „Baumhäuser“, die mitten im Wald auf Holzsäulen stehen und die Einzigartigkeit des Hoteldorfes unterstreichen.

Vöran

Vöran. Foto: Laurin Moser

Auch die Gemeinde Vöran ist Teil des Burggrafenamtes und besteht aus dem Hauptort, der Fraktion „Aschl und den Örtlichkeiten „Hinterkofl“, „Unterdorf“ und „Leadner Alm“. Nachdem Vöran lange Zeit nur durch die Seilbahn in Burgstall erreichbar war, wurde die Gemeinde mit der Fertigstellung der Straßenverbindung von Meran nach Hafling in den 1980er Jahren von seiner räumlichen, wirtschaftlich und sozialen Abgeschiedenheit befreit.  Seitdem hat sich die sogenannte „Sonnenterrasse Merans“ zum attraktiven Ausflugsort entwickelt. Vor allem das milde Klima sowie die einmalige Vegetation zieht das ganze Jahr über viele Besucher für Spaziergänge, Wanderungen und Nordic-Walking-Touren an. Im Winter wird der Ort zum beliebten Ausgangspunkt für Schneewanderungen und Winterspaziergänge.

Die energieautarke Mustergemeinde
In der erneuerbaren Energie ist Vöran eine Gemeinde mit Vorbildfunktion und seit 1996 die einzige „energieautarke Mustergemeinde“ mit Pilotcharakter in der Arbeitsgemeinschaft Alp. Die Gemeinde verfügt über eine eigene Fernheizung auf Hackschnitzel- und Solar­energiebasis sowie eine hochmoderne Photovoltaik-Inselanlage auf der Vöraner Alm.

Das Knottnkino
Als der Metallgestalter und Künstler Franz Messner aus Klobenstein im Jahr 2000 am Rotsteinkogel seine Installation des sogenannten „Knottnkinos“ angebracht hatte, hätte er sich wohl nicht gedacht, dass sein damit erschaffenes Freilichtkino zum geheimen Wahrzeichen Vörans werden würde. Mittlerweile befinden sich auf dem Areal um das Knottnkino auch mehrere Sitzgelegenheiten, die an den Wochenenden vor allem viele Familien aus ganz Südtirol anziehen.

Nordic-Uphill-Competition des ASV Vöran
Für passionierte Bergläufer ist Vöran vor allem für den Berglauf „Nordic-Uphill-Competition“ bekannt, der über den Sunnseitn-Steig von Burgstall nach Vöran führt. Dieses Jahr findet der Wettlauf am 11. November statt. Die aktuellen Rekordhalter der Strecke sind Martin Stofner vom „La Sportiva Team“ mit einer Bestzeit von 32.34 Minuten, sowie Annelise Felderer des „ASC LF Raiffeisen Sarntal“ mit einem Streckenrekord von 41.04 Minuten.

 

von Philipp Genetti