Schenna wird auch als die Sonnenterrasse Merans bezeichnet. Was es in Schenna zu erleben gibt und was den Standort so einzigartig macht,
erzählen uns Julia Zuech und Tanja Egger vom Tourismusverein Schenna.
Frau Zuech, im Burggrafenamt ist Schenna als die Tourismushochburg bekannt. Was macht den Standort so besonders?
Julia Zuech: Erstens ist es die Lage, von der wir in Schenna besonders profitieren. Immerhin erstreckt sich das Landschaftsbild von den Zypressen und Palmen hoch bis zu den Almen und reicht von 370 Metern am Passerufer hoch bis zu den Gipfeln der Hausberge Ifinger und Hirzer auf rund 2581 m bzw. 2781 m. Zweitens sind es die Schenner selbst, die über die Gemeinde hinaus für ihre Herzlichkeit und hohe Servicequalität bekannt sind. Ein Grund auch, weshalb der Standort immer wieder Vorbildcharakter eingenommen hat. Doch auch die Erreichbarkeit der Wandergebiete ringsum, ausgehend vom Ortszentrum, spricht für sich und ermöglicht durch mehrere Aufstiegsanlagen aktive Erholung in allen Höhenlagen.
Wie ist die Gemeinde Schenna aufgeteilt?
Die Gemeinde Schenna besteht aus mehreren Ortsteilen: Schennaberg, St. Georgen, Verdins, Ober- und Untertall und Videgg. Aus geologischer Sicht ist Schenna in zwei Teile unterteilt, der des Brixner Granits, rund um den Ifinger, und jener des Schiefers und der Gneise, an der das Hirzergebiet und die Plattenspitz Anteil haben. Das Naiftal im Süden grenzt die Gemeinde von der Bozner Porphyrplatte ab.
Wie sieht die Wirtschaft in Schenna aus?
Der Tourismus ist in Schenna der Wirtschaftsmotor schlechthin. Dafür sprechen auch die Übernachtungszahlen. Allerdings hat auch die Landwirtschaft in Schenna einen beachtlichen Stellenwert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die meisten Gaststätten einst geschlossene Höfe waren. Dass ein Hotelier neben seinem Hotel auch eine landwirtschaftliche Fläche besitzt ist in Schenna mehr die Regel als die Ausnahme. Durch und für den Tourismus haben auch Handel und Handwerk einen beachtlichen Stellenwert eingenommen.
Was wird in Schenna angebaut?
Wie im gesamten Burggrafenamt wird die Landwirtschaft auch in Schenna vorwiegend vom Obstanbau geprägt. Der Weinbau hat in Schenna einen kleinen Anteil und konzentriert sich auf das Gebiet um den Mitterplattweg und die Hänge unterhalb des Mausoleums. Es werden vorwiegend Vernatsch und Chardonnay angebaut. Einige Landwirte haben aber auch Nischen für sich entdeckt. Dafür stehen beispielsweise die Kräuterpädagogin Priska Weger vom Oberhaslerhof mit ihrem Kräutergarten, Sepp Gamper von der Taseralm, der seit einigen Jahren am Schennaberg Getreide anbaut, sowie Sieglinde und Heinrich Dosser mit der Hofkäserei Boarbichl in Obertall.
Mit der Initiative „Schenna schmeckt“ bemüht man sich die lokale Landwirtschaft zu sensibilisieren. Was wird bei dieser Veranstaltung angeboten?
Die Initiative „Schenna schmeckt –100 % Genuss vom Bauern“ wurde auf Initiative des HGV (Hotelier- und Gastwirteverband) Schenna und der Landwirte von Schenna ins Leben gerufen. Der Grundgedanke dabei ist es, den Besuchern lokale, saisonale und frische Produkte zu zaubern, welche von den Schenner Bauern angebaut werden. Bereits im Vorfeld wird mit den Landwirten vereinbart, welche Produkte gezielt für diese Veranstaltung angebaut werden können, immer mit dem Augenmerk auf saisonale Authentizität.
Doch die Initiative „Schenna schmeckt“ ist nur eine der vielen Veranstaltungen aus dem Veranstaltungskalender.
Unser Veranstaltungsprogramm ist von Frühling bis Herbst von Montag bis Sonntag mit zahlreichen Angeboten gefüllt und reicht von der Schlossführung auf Schloss Schenna bis hin zum Kneipperlebnis am Waalweg. Aber auch im Kulturbereich wird im Ort einiges angeboten. Dafür steht das rege Vereinsleben im Dorf. Der zentrale Austragungsort für viele Veranstaltungen ist der Raiffeisenplatz im Ortskern. Hier werden auch die Schenner Sommerabende sowie viele Konzerte oder Märkte veranstaltet.
Seit vielen Jahren gehört auch die Oldtimer-Rallye „Südtirol Classic Schenna“ in das Schenner Sommerprogramm. Frau Egger, Sie sind für dieses Event mitverantwortlich. Wie kam die Rallye nach Schenna?
Tanja Egger: Die Oltimer-Rallye „Südtirol Classic Schenna“ hat ihren Ursprung in den „Meraner Klassikertagen“, die von 1985 bis 1998 alljährlich stattfanden. Es war eine der vielen Rallyes, die durch die Kurstadt verlief und eines ihrer Ziele in Schenna hatte. Nachdem die „Klassikertage“ durch die Kooperation mit BMW immer mehr zur Werbeveranstaltung entarteten und sich zunehmend zu einem Zwei-Klassen-Rallye entwickelten, bot sich dem Tourismusverein Schenna 1998 die Chance, die Organisation dieser Oldtimer-Rallye zu übernehmen. Man beschränkte die Rallye auf 120 Autos und erweiterte das Rahmenprogramm mit einem Wochenangebot, wobei die Hauptveranstaltungen von Donnerstag bis Sonntag stattfinden. Mittlerweile hat sich die Rallye zu einer der beliebtesten Rallyes im Alpenraum entwickelt und trägt aufgrund der hohen Servicequalität, die den Teilnehmern während der Veranstaltung dargeboten wird, den Übernamen „Rallye der Sympathie“.
An der Rallye nehmen immer wieder auch nationale sowie internationale Promis teil. Können Sie uns einige davon verraten?
Ein gern gesehener Teilnehmer ist der Musiker Herbert Pixner. Weitere waren der Beifahrer vom deutschen Rallyefahrer Walter Röhl sowie der dreimalige Deutsche Tourenwagen-Meister Klaus Ludwig und dessen Sohn Luca. Bei der 30. Jubiläumsausgabe der Rallye fuhren 2015 auch die Schauspielerinnen Susanne Hartmann in Begleitung von Hubertus von Hohenlohe und Nina Proll mit ihrem Gregor Bloéb mit.
Der ehemalige Schenner Theaterautor und Pfarrer Hans Pircher steht für die Tradition der Volksschauspiele in Schenna.
Das Schauspiel hat in Schenna eine lange Tradition und die Volksbühne Schenna genießt einen guten Ruf. Vielen Südtirolern ist die Aufführung vom Brandner Kaspar aus dem Jahr 2008 noch in Erinnerung geblieben, bei der Hans Pircher und Florian Daprà als Boandlkramer und Brandner ihre Paraderollen gefunden haben. Es sind vor allem Lustspiele und Komödien, die von der Volksbühne Schenna gespielt werden. Dazu reiht sich in diesem Jahr auch das Stück „Ein Käfig voller Narren“, das auf der Privat-Burg „Gojen“ aufgeführt werden wird. Premiere ist am 31. Juli. Anlässlich des 20. Todestages des Schenner Pfarrers und Theaterautors Hans Pircher sind 2019 auch einige Veranstaltungen geplant, die der Bildungsausschuss mit mehreren Vereinen und Zeitzeugen veranstalten wird, um Pirchers Leben und Schaffen zu würdigen.
Auch im Freizeitbereich hat Schenna einiges anzubieten.
Für das abwechslungsreiche Freizeitangebot stehen das Erlebnisfreibad „Schenner Lido“, zwei Tennisplätze, der Fußballplatz im Tal nahe des Passerufers, zwei Eislaufplätze im Winter sowie ein weit verzweigtes Netz an Wanderwegen. Ein besonderes Ausflugsziel ist dabei das Wandergebiet um den Hirzer sowie die Taseralm. Hier befindet sich außerdem ein großzügiger Hochseilgarten, der als einer der schönsten Südtirols gilt.
Unmittelbar unter der Taseralm befindet sich eine Natur-Rodelbahn. Sie ist ein Überbleibsel des alten Skigebietes um den Taser.
Julia Zuech: Die Rodelbahn Taser wird vorwiegend von den Schenner Vereinen genutzt und bedarf eines gewissen Maßes an Geschick und Können, da sie teilweise sehr eisig ist und es somit ziemlich rasant zugeht. Aus diesem Grund kommunizieren wir unseren Gästen und Freizeitrodlern nur mehr die „gemütliche Variante“ der Rodelbahn auf Videgg, die sich den Forstweg entlang schlängelt und die Gefahr von Verletzungen auf ein Minimum reduziert. Vor vielen Jahren befanden sich in Schenna auch einige kleine Skigebiete um den Taser sowie um das Hirzergebiet, einige Südtiroler erinnern sich noch daran. Heute ist davon allerdings nicht mehr viel übriggeblieben.
Im Gespräch haben Sie bereits einige lokale Persönlichkeiten erwähnt. Worauf sind die Schenner besonders stolz?
Tanja Egger: Es gibt in Schenna viele Persönlichkeiten, die über die Gemeinde hinaus bekannt geworden sind. Darunter auch der Südtiroler Widerstandskämpfer Sepp Innerhofer, der sich seit der Großkundgebung auf Schloss Sigmundskron 1957 mit vielen anderen Südtirolern gemeinsam für die Autonomie und Unabhängigkeit des Landes stark gemacht hatte. Internationales Aufsehen erregte dabei die sogenannte „Feuernacht“ am 11. Juni 1961, als die „Widerständler“ Dutzende Strommasten und faschistische Relikte in die Luft gesprengt hatten. Über seine Erfahrungen als ehemaliges BAS-Mitglied (Befreiungsausschuss Südtirol) und sein reiches Wissen über die Geschichte Südtirols spricht Sepp Innerhofer heute in Vorträgen.
Für passionierte Bergsteiger ist der Schenner Schornsteinfeger und Extremsportler Heini Holzer bekannt. 2016 wurde ein neuer Klettersteig am Ifinger nach ihm benannt.
Der Schornsteinfeger Heini Holzer gehört zu den größten Bergsteigern seiner Zeit und gilt zudem als der Vater des Steilwandskifahrens. Als echter Bergsteiger erkundete er alle Steilwände zuvor im direkten Aufstieg und plante die einzelnen Abfahrten bis ins letzte Detail. Die Abfahrt über die Ifinger-Südwestflanke war eine seiner schwierigsten Steilwandunternehmungen. Drei Jahre lang musste er warten, bis die idealen Wetterbedingungen eingetreten waren und er die 55 Grad steile Felsenwand schließlich befahren konnte. Direkt neben der von Holzer befahrenen Steilflanke hatte der Meraner Bergführer Peter Vanzo vor wenigen Jahren eine direkte Route auf den Ifinger entdeckt. Ausgehend davon entstand 2015 die Idee eines neuen Klettersteiges entlang dieser Route. Nachdem der Tourismusverein Schenna und der Alpenverein Schenna das Projekt vorangetrieben hatten, konnten im Mai 2016 die Arbeiten am „Klettersteig Heini Holzer“ beginnen, wobei Peter Vanzo die Koordination übernahm. Der 550 Höhenmeter lange Aufstieg wurde mit 1000 Metern Stahlseil perfekt gesichert und wird als „mittelschwer“ eingestuft. Aufgrund seiner idealen Lage gegen Südwesten ist der Klettersteig sehr früh bzw. für geübte Kletterer sogar in den Wintermonaten begehbar.
von Philipp Genetti