An den Schulen in Gröden und im Gadertal wird ein besonderes Bildungsmodell mit Fokus auf Mehrsprachigkeit eingesetzt. Im Museum Ladin gibt es eine Schau dazu.
„Zacan y Incö – Die Schule in den ladinischen Tälern“ (Damals und heute – Die Schule in den ladinischen Tälern) nennt sich die Ausstellung zum 70-jährigen Bestehens dieses ladinischen Bildungssystems, die nun im Museum Ladin in St. Martin in Thurn zu sehen ist. Ladinerlandesrat Florian Mussner, Schulamtsleiter Roland Verra und Museumsdirektor Stefan Planker haben die Schau am 20. Juli eröffnet. Die Ausstellung gibt Einblick, wie das mehrsprachige, paritetische Schulmodell in Gröden und im Gadertal entstanden ist, was es kennzeichnet und wie es sich entwickelt hat.
„In den vergangenen rund 70 Jahren wurde, vor allem auf der Basis der Autonomiebestimmungen, alles dafür getan, für die Ladiner die Schule zu schaffen, die ihren Bedürfnissen am besten entspricht und dies soll die Ausstellung allen Interessierten zeigen“, sagte Landesrat Mussner. Durch spezielle Programme, Weiterbildung, diadaktische Materialien und natürlich dem Einsatz aller im Schulbereich Tätigen seien die Vorteile, vor allem in punkto Mehrsprachigkeit, letzthin immer mehr ausgebaut worden, so Mussner.
„Zacan y Incö“ soll das besondere Bildungssystem der ladinischen Täler, den Museumsbesuchern, aber vor allem auch Schulklassen, anhand ausgewählter Exponate und eines historisch-didaktischen Leitfadens näherbringen. Dabei wird auch erklären, wie durch dieses besondere Schulmodell eine mehrsprachige Bildung im Einklang mit der ladinischen Kultur vermittelbar ist.
Anhand von Dokumenten und symbolischen Exponaten zeichnet die Ausstellung, die noch bis Ende Mai 2019 läuft, die Geschichte der Schule in den ladinischen Talschaften von den Anfängen bis in die heutige Zeit nach: In den abgelegenen ladinischen Dolomitentälern stand die Schule schön früh im Spannungsfeld zwischen italienischem und deutschem Nationalismus und wurde kontrovers diskutiert – die Rechte und Bedürfnisse der kleinen ladinischen Minderheit wurden dabei weitgehend außer Acht gelassen. Erst nach 1948 wurde Ladinisch in den Unterricht aufgenommen, wenngleich es nur wenige Wochenstunden waren. Das eingeführte paritätische Schulmodell sollte das Gleichgewicht zwischen den Unterrichtssprachen Deutsch und Italienisch schaffen und auch zur Entwicklung der ladinischen Sprache und Kultur beitragen. Der Ansatz erwies sich für die ladinische Schule als richtig: So konnte sich in den vergangenen siebzig Jahren eine besondere Mehrsprachendidaktik etablieren, die zu einem hohen Kompetenzniveau bei den Schülern führte.
Ein Teil der Ausstellung ist den Entwicklungen in der Pädagogik und Didaktik gewidmet, die das ladinische Bildungssystem von den bewegten Jahren seiner Einführung im Jahre 1948 bis heute durchlaufen hat. Sie zeugen von mittlerweile bewährten Praktiken in der integrierten mehrsprachigen Bildung, die die ladinische Schule heute zu einem Vorzeigemodell für andere Sprachminderheiten machen.
Für das Ausstellungsdesign zeichnet die Firma Weber e Winterle architetti, für das Grafikdesign hingegen das Studio Mut. Kuratoren sind Planker und Katharina Moling, Mitarbeiterin im Museum Ladin (SAN)