Mehr Vergabeverfahren die zunehmend stark an Südtiroler Firmen gehen – die AOV hat ihren Jahresbericht veröffentlicht.
Die Landesvergabeagentur (AOV) hat ihren Jahresbericht veröffentlicht. Verglichen mit dem Vorjahresbericht geht daraus hervor, dass 2017 eine steigende Zahl an öffentlichen Aufträgen an Südtiroler Unternehmen gegangen ist (von 82,7% auf 83,4%). Wertmäßig, was letztlich wichtiger erscheint, hat der Anteil an Südtiroler Auftragsempfänger sogar noch stärker zugelegt: von 59,4 auf 63,1 Prozent. Weitere 33,8 Prozent des Auftragsvolumens geht an Unternehmen aus dem übrigen Staatsgebiet – hier fällt die Lieferung von Pharmaka stark ins Gewicht. Für die übrigen 3,1 Prozent sind die Aufträge an Firmen im Ausland gegangen.
Der Gesamtwert der öffentlichen Aufträge ist in den letzten beiden Jahren relativ stabil geblieben: von 1,014 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 1,199 Milliarden im Jahr 2016 (+18,2 Prozent) auf 1,110 Milliarden (-7,4 Prozent) im Jahr 2017. Vor allem weniger gewichtige Bauaufträge haben 2017 zu diesem Rückgang geführt (-11,5 %) – sie machten immerhin 51 Prozent des gesamten Auftragsvolumens aus. Anzahlmäßig haben die Vergabeverfahren um 2,6 Prozent zugenommen.
Besonders stark zugenommen hat die Zahl der Vergabeverfahren im Wert von 40.000 Euro und drüber. „Wir stellen gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Anstieg um 27,8 Prozent fest. Das ist umso bemerkenswerter, als dass die Zunahme auf staatlicher Ebene nur 9,7 Prozent beträgt. Das beweist einmal mehr, dass der Gesetzgeber mit dem neuen Südtiroler Vergabegesetz ein funktionierendes und einfacheres Instrument geschaffen hat“, sagt der Direktor der AOV, Thomas Mathà.
Die Gemeindeverwaltungen Südtirols haben 2017 mit 486 Millionen Euro den größten Anteil an Vergabeverfahren veröffentlicht, gefolgt vom Land Südtirol mit 394 Millionen. In den Jahren zuvor rangierte die Landesverwaltung vor den Gemeinden, auch weil noch nicht alle Gemeinden die Vergabeplattform so stark nutzten. Insgesamt gab es südtirolweit 553 Vergabestellen. Die durchschnittlichen Preisabschläge rangierten zwischen 7 Prozent bei Bauaufträgen und 18,9 Prozent bei den Dienstleistungen.
Auch der Trend der Qualitätsausschreibungen festigt sich: Während 2016 noch allein der Preis bei 55,3 Prozent des gesamten Auftragswertes ausschlaggebend war, sank dieser Anteil 2017 auf 41,6 Prozent. Dafür steigt der Anteil am Auftragsvolumen, der nach den Kriterien „nur Qualität“ und „Qualität/Preis“ vergeben wurde, auf 58,4 Prozent. Wenn allein die Anzahl der Aufträge verglichen wird, dann überwiegen jene, wo nur der Preis ausschlaggebend war, mit 78,7 Prozent – 2016 waren es noch 82,5 Prozent. Daran erkennt man, dass vor allem bei großen öffentlichen Aufträgen die Qualität stärker ins Gewicht fällt als bei kleinen – und zwar in zunehmendem Maße.
Knapp 20.000 Wirtschaftsteilnehmer und damit 1.200 mehr als im Jahr zuvor sind im Vergabeportal des Landes Südtirol registriert, die Hälfte davon aus Südtirol. Das telematische Verzeichnis für die Verhandlungsverfahren, also die Verfahren auf Einladung mit Werten unter dem EU-Schwellenbereich, verfügt nun über knapp 3.000 Unternehmen.
In der zweiten Jahreshälfte 2017 startete auch das telematische Verzeichnis der Bewertungskommissare, die bei allen Vergabeverfahren für die öffentlichen Körperschaften in Südtirol die technische Bewertung der Angebote durchführen. Somit konnte ein weiterer Baustein der digitalen Verwaltung Südtirols eingefügt werden. „Das Land nimmt hier italienweit eine Vorreiterrolle ein“, betont Mathà. (mgp)