Prof. Lukas Prantl ist zurzeit auf Amerikatour. In Kanada und in den USA hält er Vorträge über seine Forschungsergebnisse. Der gebürtige Algunder gehört zu jener Gruppe renommierter Wissenschaftler, die über Stammzellen aus Fettgewebe forschen.
Fettzellen haben eigentlich keinen guten Ruf. Für Übergewicht sind sie zuständig, belasten das Herz und verkürzen unser Leben. Doch es gibt jetzt weltweit Forscher, die ein hohes Lied auf unsere fabelhafte Fettzelle singen, denn daraus lassen sich wertvolle Stammzellen gewinnen. Sie sollen in Zukunft die Wunden schneller heilen lassen. Jetzt schon lässt sich damit die weibliche Brust wiederaufbauen.
Lukas Prantl ist ein Chirurg, der Menschen nach schwersten Verletzungen wiederherstellt. An der Universitätsklinik Regensburg verpflanzt er Haut-, Fett- und Muskelgewebe, um schlimme Wunden zu schließen. Aber auch die Rekonstruktion von Brüsten ist eines seiner Spezialgebiete. Am von ihm aufgebauten Hochschulzentrum für Wiederherstellungschirurgie arbeitet er mit ganz neuen Therapien. Neuer Hoffnungsträger ist dabei das eigene Fett. „Lange Zeit glaubten wir, Fett sei unnützes Gewebe“, sagt Prof. Prantl. „Nun wissen wir, dass es viele hochpotente Zellen enthält.“ Vor allem Stammzellen finden sich in großer Zahl im Fettgewebe. Damit lässt sich zum Beispiel die weibliche Brust wiederaufbauen.
In zahlreichen Studien hat Prantl dies nachgewiesen und erprobt. Das Fettgewebe verschaffe ein völlig anderes Körpergefühl, als wenn Fremdkörper (wie Silikon) die Brust aufbauen, bestätigen seine Patienten. Die Fettzellen, die in die Brust transplantiert werden, stammen aus den Problemzonen der Patienten. Verpflanzt werden nur körpereigene Zellen, die den Operationssaal nicht verlassen. Bei der Fettabsaugung gewinnt Prof. Prantl zahlreiche Blut- und Muskelzellen sowie viele weitere wichtige Gewebebausteine, allen voran die Stammzellen. Sie haben die Fähigkeit, sich in viele verschiedenartige Zellarten zu entwickeln. Sobald Stammzellen in Fettgewebe verpflanzt werden, entwickeln sie weiteres Fettgewebe, hat der Algunder Wissenschaftler nachgewiesen. Werden sie in Venen oder Muskeln eingebracht, dann entwickeln sie sich in Richtung Muskel- oder Venengewebe.
Die Forschung an Stammzellen ist ein neues Gebiet in der Medizin, das vieles verspricht und große Hoffnungen weckt. Allerdings bestehen auch Bedenken, wie Prof. Prantl weiß. Was passiert zum Beispiel, wenn Stammzellen falsche Signale auffangen – etwa von Tumorzellen? Prantl rät dann von einer Stammzellen-Therapie strikt ab. Das Potential von Fettstammzellen geht weit über den Brustaufbau hinaus. Viele Therapieansätze werden weltweit erforscht. Vor allem bei schwersten Verletzungen lässt sich mit Eigenfett Heilung erreichen. Erste erfolgreiche Ergebnisse zur Stammzellverpflanzung sind Prof. Prantl mehrfach schon gelungen. Hierzu arbeitet er mit dem Zentrum für interdisziplinäre Stammzellforschung am M.D. Anderson Cancer Center, Universität Texas, Houston (USA) zusammen. Professor Prantls Forschungsgruppe konzentriert sich auf adulte Stammzellen des Fettgewebes, die ethisch unkritisch sind. In seinem Labor werden klinische Anwendungen von adulten Stammzellen für verschiedene Krankheiten mit Hilfe modernster Technik der Molekularbiologie untersucht.