Die Bozner Straße ist in Lana das „Tor zum Süden“.
Sie erstreckt sich vom Tribusplatz bis zur Auffahrt auf die Schnellstraße MeBo.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Straße zu einer wichtigen Anbindung für den Wirtschaftsstandort Lana entwickelt.
Der Tribusplatz
Aus geografischer Sicht markiert der Tribusplatz das Zentrum der Marktgemeinde. Der Name des Platzes erinnert an den gebürtigen Lananer Barockmaler Johann Michael Tribus (1741 – 1817). Zahlreiche Gemälde in Wien, Ungarn und Mähren zeugen heute noch vom Schaffen des bekannten Meisterschülers von Paul Troger. Auch in der St.-Michael-Kirche am Friedhof von Niederlana können Werke von ihm bestaunt werden. Die Entstehung des Tribusplatzes am Knotenpunkt der Verbindungsstraße nach Burgstall, Nieder- und Oberlana reicht bis ins Mittelalter zurück. 1694 wird das Gasthaus Traubenwirt erstmals erwähnt.
Besondere Bedeutung erhielt der Tribusplatz durch die Trambahnlinie, die ab 1913 über den Platz führte. Um 1900 wurde die Villa Kronstein erbaut, 1903 der Danielhof und 1908 das wohl eindrucksvollste Gebäude am Tribusplatz, der Tribushof. Das imposante Bauwerk der Familie Tribus wurde im Stil des Historismus errichtet und galt zur damaligen Zeit als eines der höchsten Wohnhäuser in Lana. Ab 1927 wurde der Tribusplatz durch die Marmeladenfabrik Zuegg zu einem weiteren wirtschaftlichen Mittelpunkt von Lana.
Die Marmeladenfabrik Zuegg
Die Marmeladenfabrik Zuegg zählt heute zu den internationalen Vorzeigebetrieben im Bereich der Obstverarbeitung und wurde von den Brüdern Carl und Vigil Zuegg gegründet. Die Voraussetzungen für die Investition in die Fabrik waren vor allem die vorhandenen Rohstoffe und der 1913 in Betrieb genommene „Apfelexpress Lana-Burgstall“, mit dem die Endprodukte mittels Zug bis ins russische Zarenhaus nach Petersburg transportiert wurden. Zur ehemaligen Marmeladenfabrik gehörte ein festungsähnlicher Baukomplex mit einem imposanten Turm am Hauptgebäude. Besonders eindrucksvoll ist das noch heute zu bestaunende Klinkermosaik des Künstlers H. Prünster, das Ernte- und Obstverarbeitungsszenen wie auch das alte Firmenlogo des Unternehmens Zuegg zeigt und sich an der Nordflanke des Gebäudes befindet. Nachdem die Firma Zuegg Ende der 1960er Jahre um Erweiterung des Industriegebäudes angesucht hatte, bot die Gemeinde 1971 Zuegg ein Areal in der damals neuen Industriezone an. Dieses war dem Unternehmen allerdings zu klein. Deshalb suchte die Firma eine Alternative und fand sie schließlich in Verona. Dort befindet sich heute der operative Hauptsitz des Unternehmens.
Zuegg war im vorigen Jahrhundert aber nicht das einzige Obstverarbeitungsunternehmen in Lana. Denn schon 1935 ließ sich auch Menz & Gasser in Lana nieder. Aber auch die beiden Unternehmer Mathias Gasser und Hans Menz sahen in Lana keine Erweiterungsmöglichkeiten und verdoppelten ihre Kapazität in Novaledo im Trentino. Menz & Gasser zählt heute weltweit zu den erfolgreichsten Obstverarbeitungsunternehmen.
Der Tribusplatz heute
Im Laufe der Zeit haben sich rund um den Tribusplatz über 30 Betriebe angesiedelt. Eine weitere Ansiedlung von mehreren Arztpraxen wie der 2. Apotheke im Gemeindegebiet verlieh dem Tribusplatz weitere Bedeutung. 2003 wurde der Platz komplett neu gestaltet. Bei der landesweiten Ausschreibung bewarben sich insgesamt 16 Planungsbüros, die von einer Fachjury unter Leitung des Architekten Hansjörg Platter bewertet wurden. Den ersten Preis und somit den Auftrag für die Neugestaltung des Platzes erhielt der Lananer Architekt Ulrich Weger. Im Zuge der Realisierungsarbeiten entstanden großzügige Fußgängerbereiche, dazu Parkmöglichkeiten an der West- und Ostseite des Platzes. Seitdem sind auf beiden Seiten des Platzes wie auch auf dem neugestalteten Areal der ehemaligen Zuegg-Fabrik einige neueröffnete Betriebe hinzugekommen. Eine weitere Aufwertung des Tribusplatzes erfolgte 2007 mit der Errichtung eines neuen Verkehrskreisels, wodurch der Durchzugsverkehr flüssiger verläuft.
Die Einkaufsstraße: Bozner Straße
Vom Tribusplatz aus führt die sogenannte Bozner Straße bis zur Auffahrt auf die Schnellstraße MeBo. Die Bezeichnung als „Einkaufsstraße“ geht auf die Initiativgruppe um die Lananer Unternehmer Walter Mittersteiner, Markus und Magnus Fuchsberger, Erna und Norbert Egger, Richard Baurschafter, Ulrike Zanluchi und Manfred Dorigo zurück. Gemeinsam hatten sie für 4 Jahre einen „Tag der offenen Tür“ der Betriebe an der Bozner Straße organisiert. Daraus entstanden die bekannten Kürbistage, die heuer ihr 15. Jubiläum feiern. Kultureller Höhepunkt ist das traditionelle Kürbisfest, das von den Lananer Kaufleuten der Bozner Straße mit der örtlichen Schützenkompanie ausgetragen wird. Folgt man dem Straßenverlauf der Bozner Straße vom Tribusplatz ausgehend gegen Süden, befindet sich auf der rechten Straßenseite ein Supermarkt, ein Einrichtungsunternehmen sowie eine Werbeagentur. Gleich anschließend befindet sich dort seit 2007 die Tanzschule des bekannten Südtiroler Tänzer-Duos Eva und Daniel Fuchsberger. Ihre erfolgreiche Tanzkarriere fand ihren Höhepunkt im Jahr 2007, als die beiden Weltmeister in der Kategorie „Lateinamerikanische Tänze“ wurden. Gegenüber dem Tanzstudio ist seit geraumer Zeit ein weiterer Brotladen, unmittelbar davon hat sich ein Gold- und Silberschmied angesiedelt. Dorfabwärts steht das Gasthaus Tennis mit mehreren Tennisanlagen, wie der Gewerbekomplex „Lana2000“. In diesem Gebäude haben sich Betriebe aus unterschiedlichen Branchen niedergelassen. Unweit des Lana2000-Areals befindet sich auch der Kindergarten „Laurin“, wie auch das Eltern-Kind-Zentrum Lana.
Gleich nach dem Gebäude „Lana2000“ steht das Betriebsensemble von Unternehmern wie Pircher, Baurschafter und Fuchsberger. Sie alle gehören zu den Pionieren der Bozner Straße und sind in den vergangenen Jahrzehnten weit über die Südtiroler Grenzen hinaus bekannt geworden. Zu den Marktführern ihrer Branche gehört aber vor allem die Brennerei Pircher, deren Edelbrände schon seit langem weltweit vertrieben werden. Außerdem befinden sich dort ein Bekleidungsunternehmen, ein Kosmetikgeschäft, ein Lebensmittelhandel und eine Metzgerei.
Die Pappenfabrik
Auf dem Areal rund um das heutige Gewerbezentrum „Lana2000“ bis zum Gasthof Alpen befand sich in der ersten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts die Holzstoff-Pappenfabrik der Gebrüder Zuegg. Die Pappenfabrik wurde 1913 mit einer geplanten Jahresleistung von rund 2000 Tonnen erbaut und bezog ihr Holz für die Verarbeitung vorwiegend aus dem Ultental. Das langgezogene Arbeitergebäude der ehemaligen Fabrik befindet sich hinter dem Einkaufszentrum am Alpen-Parkplatz, wurde aber in der Zwischenzeit zu einem Wohnhaus umgebaut.
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges musste die Fabrik ihren Betrieb zeitweilig einstellen. 1915 errichteten die Brüder Zuegg, bedingt durch die große Obsternte, in den freistehenden Lagerräumen die bekannte Marmeladenfabrik. Allerdings setzte die Pappenfabrik ihre Produktion nach Kriegsende wieder fort, während das Unternehmen für die Marmeladeproduktion in den Neubau am Tribusplatz verlegt wurde.
LanaSüd
Südwärts der Bozner Straße hat sich vor allem das Gewerbe niedergelassen. Im Gewerbepark LanaSüd haben sich Betriebe zu einem Konsortium mit dem Namen LanaSüd zusammengeschlossen. Dem Präsidenten des Konsortiums und Unternehmer Martin Plattner von Martin Reisen ist es gemeinsam mit dem Konsortialausschuss gelungen, eine ansprechende Gewerbezone zu errichten. Bis auf eine Halle und eine Betriebswohnung im 1. Stock wurden alle Immobilien bereits veräußert.
Der Name der Zollstraße, die von der Bozner Straße Richtung Tribusplatz führt, wurde übrigens nicht willkürlich gewählt. Der Name geht nämlich auf eine Mautstation zurück, die sich dort befunden hat.
von Philipp Genetti