Die Industriezone Lana ist eine der wichtigsten Industriestandorte des Burggrafenamtes und bietet Arbeitsplätze für rund 1500 Mitarbeiter. Das heutige Erfolgskonzept der Gemeinde Lana musste in seiner Geschichte viele Hürden
nehmen, bis es in den 1970er Jahren zu seiner Realisierung gekommen ist.
Nach dem Dienstleistungssektor ist das produzierende Gewerbe mit einem Anteil von 26 % der zweitgrößte Arbeitgeber der Marktgemeinde Lana. Mehr als jeder vierte Arbeitsplatz liegt in der Produktion, welche sich vor allem in der Industriezone Lana niedergelassen hat. Waren es früher vorwiegend Arbeiter am Fließband, werden heute vor allem qualifizierte Facharbeiter und bestens ausgebildete Mitarbeiter und Führungskräfte gesucht. Damit bietet die Industriezone Lana nicht nur ansässigen Lananern, sondern auch Einwohnern aus den umliegenden Nachbargemeinden attraktive Arbeitsplätze mit Zukunftsperspektive. Von der Dienstleistung zur Logistik, dem Handel bis hin zum Handwerk und dem Maschinenbau haben zahlreiche renommierte Unternehmen ihren Standort in der Industriezone. Die unmittelbare Nähe zur Schnellstraße MeBo mit der idealen Erreichbarkeit des Standortes hat dazu beigetragen, dass sie sich zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte Südtirols entwickelt hat.
Die Anfänge
Was sich heute als richtige Entscheidung der Lananer Gemeindeverwaltung um Altbürgermeister Josef Gruber herausgestellt hat, musste vor rund 40 Jahren erst hart erkämpft werden. Zu groß waren zu Beginn die Widerstände, eine Industriezone am sogenannten Falschauer-Delta zu errichten. Von Seiten der Behörden waren es das Staatsbauamt, das Militär und der Landschaftsschutz, welche die Realisierung einer Industriezone zunächst verhinderten. Auf der anderen Seite stand das Misstrauen der Bevölkerung und der Wirtschaftstreibenden von Lana gegen das Projekt. Im Rückblick sind die anfänglichen Bedenken zum Teil auch verständlich. Denn Anfang der 1970er Jahre gab es auf beiden Seiten der Mündung der Falschauer in die Etsch ein 40 ha großes Biotop, das dem italienischen Staat gehörte. Dabei handelte es sich außerdem um das größte Flussdelta Südtirols, das besonders durch seine hohe Biodiversität seit jeher als einer der wichtigsten Rastplätze für Zugvögel in den Alpen gilt. Für das Flussdelta zuständig war das Wassermagistrat von Venedig, welches das Staatsbauamt in Bozen für die Kontrolle beauftragt hatte. Außerdem lastete auf dem Gebiet ein Militärservitut, weshalb das Panzerregiment „Savoia Cavalleria“ dort zeitweise auch Panzerübungen durchführte. Einige Lananer erinnern sich heute noch an das Bild, das die Militärpanzer boten, die durch das Dorf zum Übungsplatz fuhren. Außerdem befand sich inmitten des Falschauer-Biotops eine Mülldeponie, auf der die Abfälle aus Meran und Umgebung gelagert wurden. Anfang der 1960er Jahre sollte sich in der Falschauerzone allerdings etwas ändern.
Eine Industriezone im Falschauerdelta
Es war im Juni 1962, als eine hochrangige Kommission des Landes im Lananer Rathaus eintraf, um im Auftrag des Assessorates für Raumplanung die vorgesehene urbanistische Entwicklung der Marktgemeinde an Ort und Stelle zu begutachten. In Planung war eine 25 bis 30 ha große Industriezone in Niederlana, wodurch die dringend nötigen Arbeitsplätze in Lana geschaffen werden sollten. Von Seiten des Landes wurde das Vorhaben vor allem durch Norbert Mumelter vorangetrieben, der in Josef Gruber, dem damaligen Bürgermeister von Lana, einen tatkräftigen Mitstreiter fand. Nachdem die Raumplaner die Notwendigkeit einer übergemeindlichen Produktionsstätte betont hatten, fiel Bürgermeister Grubers Blick auf die Falschauermündung. Nach dem Lokalaugenschein des Vorsitzenden des Staatsbauamtes in Bozen, erhielt die Gemeinde Lana einige Tage später bereits seine Zustimmung für die Errichtung einer Industriezone. Allerdings mit der Auflage, am linken Falschauerufer einen Damm zu errichten. Dafür benötigte die Gemeindeverwaltung ein positives Gutachten des Wassermagistrats in Venedig und Bürgermeister Gruber allerdings benötigte die Zustimmung seines Gemeinderates. Es folgte eine hochemotionale Debatte im Gemeinderat, bis es dem Bürgermeister schließlich gelang, eine große Mehrheit für die Errichtung der Industriezone zu gewinnen. Vor allem hofften die Befürworter der Zone dadurch die zunehmende Abwanderung von jungen Arbeitswilligen zu stoppen. Mit dem Beschluss des Gemeinderates konnte das Gesuch beim Staatsbauamt eingereicht werden. Die Zusage des Genio Civile ging am 16. April 1964 ein. Der Weg für die Errichtung der Industriezone Lana schien somit frei zu sein. Es dauerte nicht lange und das Verteidigungsministerium legte sein Veto ein. Doch Bürgermeister Gruber ließ nicht locker und mobilisierte daraufhin alle seine Kontakte in Rom, um das endgültige Aus für das Projekt doch noch abzuwenden.
Treffen mit Bruno Kreisky
Neue Hoffnung gab der Besuch des österreichischen Politikers Bruno Kreisky, der Bürgermeister Gruber im Februar 1969 kurzerhand ins Försterbräu zum Abendessen einlud. Mit dabei war auch der Generalsekretär der Sozialistischen Partei Italiens, Mauro Ferri, welcher Gruber über den aktuellen Stand der Verhandlungen bezüglich der Industriezone Lana befragte. „Am 26. Februar 1969 übermittelte ich sämtliche Unterlagen an die Adresse des Generalsekretärs“, erinnerte sich Altbürgermeister Josef Gruber in einem Interview. Zu seiner Verwunderung erhielt die Gemeinde Lana zwei Monate später die Freigabe von 10 ha Fläche. Außerdem sollte das Übungsgelände des Militärs an einen anderen Ort verlegt und die gesamte Fläche freigegeben werden. Nun waren die Weichen für die neue Industriezone gestellt.
Die Industriezone entsteht
Wenig später, im Juli 1971, konnten die Erdbewegungsarbeiten und der Bau des Dammes begonnen werden. Strom-, Trinkwasser- und Abwasserleitungen wurden errichtet und die damals 16 ha große Zone verkehrstechnisch erschlossen. Die Zufahrt erfolgte über eine Stahlbrücke beim alten Sinicher Bahnhof, welche die Etsch überquerte. Der Ortskern von Lana war jedoch nur über einen primitiven Fahrweg durch das damalige Schotterwerk erreichbar. Der geplante Anschluss an die Achse Meran-Bozen erfolgte erst Ende der 1990er Jahre mit der Schnellstraße MeBo. Einen wesentlichen Teil bei der Entstehung und Entwicklung der Zone trug auch die Interessensgemeinschaft Industriezone bei, zu der sich die neu angesiedelten Betriebe am 11. Oktober 1972 zusammengeschlossen hatten. Ihr erster Präsident wurde Karl Alber, der den Vorsitz für 13 Jahre behielt. Auf ihn folgte für 12 Jahre der Unternehmer Manfred Dorigo, der schließlich von dem heutigen Vorsitzenden Thomas Platzer abgelöst wurde. Zum Jahreswechsel zwischen 1974/1975 nahmen die ersten Betriebe in der Industriezone ihre Tätigkeit auf. Die offizielle feierliche Eröffnung der neuen „Industriezone in Landesinteresse“ fand im Frühjahr 1981 statt.
Beliebter Wirtschaftsstandort
In der darauffolgenden Zeit wuchs das Produktionsgebiet rasch heran und wurde 1991/92 um weitere 6 Hektar erweitert. Im Jahre 1994 erfolgte die Errichtung der langersehnten überbetrieblichen Mensa „Mahlzeit – Buon Appetito“, welche im Jahre 2006 schließlich von der Interessensgemeinschaft Lana Genossenschaft übernommen wurde und bis heute tagtäglich über 600 Mahlzeiten ausgibt. Die ehemalige Mülldeponie am Ostende der Zone wurde 2000 saniert. Dadurch entstanden zusätzliche Parkplätze und eine 5000 m2 große Betriebsfläche. Die Versorgungsleitungen wurden daraufhin erneuert und das Gebiet mit Glasfaserkabeln ausgestattet. Zudem legte die Gemeindeverwaltung Grünoasen mit Bäumen an, und die Industriezone war somit Vorreiter des 2009 verabschiedeten Bauleitplan über Gestaltung und Grünordnung in Gewerbezonen, was seither für alle Gewerbegebiete gültig ist.
„Zone Zukunft Lana“
Durch eine Studie des Europäischen Sonderfonds „Zone Zukunft Lana“, die von der Marktgemeinde Lana in Zusammenarbeit mit den Betrieben der Industriezone Lana und dem Südtiroler Industriellenverband in Auftrag gegeben wurde, erarbeitete ein Expertenteam 39 Maßnahmen für die weitere Entwicklung der Industriezone und des Gewerbestandortes. Ein Schwerpunkt der Studie war die Erhebung des künftigen Bedarfs an Produktionsflächen. Ein großer Teil der benötigten Fläche konnte durch die Vergrößerung des Gebietes schon bereitgestellt werden. Weitere Erweiterungsflächen erhielt man durch die Anhebung der Gebäudehöhe von 10 Meter auf 15 Meter, die in Ausnahmefällen auch bis zu 20 Meter betragen kann.
Das Eurocenter
Der vom Architekten Walter Pichler entworfene Gewerbepark „Eurocenter“ wurde im Sommer 2005 fertiggestellt und bietet auf insgesamt sechs Geschossen weitläufige Gewerbe-, Büro- und Geschäftsflächen, in denen sich unterschiedliche Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistung niedergelassen haben. Außerdem befinden sich im Erdgeschoss die Filiale der Raiffeisenkasse Lana, ein Bistro sowie ein Lebensmittelgeschäft. Ein wichtiger Garant für die Nahversorgung in der Industriezone Lana.
Wenige Jahre nach seiner Gründung im Jahr 2002 hat sich das Unternehmen „Wohnart“ im Eurocenter niedergelassen. Um einen besseren Einblick in das große Sortiment an Einrichtungsartikeln geben zu können und um mit neuen Wohntrends zu inspirieren, ist Wohnart in diesem Jahr in den vorderen Teil des Eurocenters umgesiedelt. In seinem Geschäft bietet Wohnart eine breite Auswahl an Lattenrosten und Matratzen sowie Polstermöbeln, Stühlen und Tischen und hilft durch eine kompetente Beratung das Richtige für die individuellen Bedürfnisse ihrer Kunden zu finden.
Im Gewerbepark Eurocenter befinden sich seit 2012 auch die Ausstellungsräume der Kunsthalle West Eurocenter Lana.
Die Initiative „Kunsthalle West“ versteht sich als lokal verankerter Verein, der international vernetzt ist. „Punktuell werden interessante Positionen zeitgenössischer Kunst gezeigt, ohne jedoch die geschichtlichen Beispiele auszuklammern“, heißt es auf der offiziellen Webseite der Kunsthalle. Die künstlerische Leitung der Kunsthalle obliegt dem Lananer Künstler Ulrich Egger. Neben den zahlreichen Ausstellungen, Konzerten und Darbietungen im Eurocenter arbeitet der Verein auch mit den Meraner Museen „Palais Mamming“ und „Kunst Meran“ zusammen.
Dabei nimmt die Förderung von lokalen Künstlern einen besonders wichtigen Stellenwert ein.
von Philipp Genetti