Von Giggelberg nach Naturns

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Von Giggelberg nach Naturns

Wer einen ganz besonderen Panoramaweg erleben will mit schwindelerregenden Tiefblicken vom gesicherten Steig, mit Wasserfällen, wildromantischen Schluchten und den Zeugen einer längst vergangenen Zeit, den Pflasterwegen, der komme mit!

Wir fahren bis nach Rabland und zur Talstation der Texelbahn. Ne­bel grüßen uns an der Bergstation und am nahen Berggasthaus Giggelberg, doch wir lassen uns nicht einschüchtern. Gleich finden wir auch schon die richtigen Wegweiser.

Über den Meraner Höhenweg

Längst hat die alte Giggelbergseilbahn ausgedient

Durch ein Gatter kommen wir auf den Steig, der sich in stetem Auf und Ab dem Berghang entlang zieht. Der Sturm, Ende Oktober letzten Jahres, hat auch hier gewütet, doch fleißige Hände haben den Steig wieder gut begehbar gemacht. Ein Marterle weist darauf hin, wie wichtig Achtsamkeit ist. Der AVS Partschins hat lobenswerterweise Tafeln mit den alten Flurnamen angebracht. Plötzlich kommen wir zur Zufahrtsstraße zum nächsten Berg­hof. Ein paar Meter geht es diese entlang, dann zeigt der Wegweiser einen Steig unterhalb der Straße zwischen windschiefen Zäunen an. Gleich sind wir beim Hochforchhof. Einst wurde er als Gasthaus geführt und hatte seine eigene Seilbahn. Inzwischen ist er über eine kurvenreiche, kühn in steile Felswände gebaute Straße erreichbar.

Der Tausend-Stufen–Steig
Zwischen Haus und Hof hindurch kommen wir erst auf einen breiten Weg, der rasch wieder zum Steig wird. Nun geht es in vielen Serpentinen, aber immer gut gesichert, über 987 Stufen 300 Höhenmeter im Ab-, dann 200 m im Aufstieg über den Lahnbachgraben. Alles ist hier beeindruckend: der kühn in die Felsen gebaute Steig, leuchtende Felsenprimeln, ebenso wie seltene Orchideen, das Rauschen des Wasserfalls, das immer mächtiger anschwillt, je mehr wir uns ihm nähern, die gewaltige Hängebrücke! Nach der Hängebrücke fragt man sich: wo geht es nun weiter? Doch Schritt für Schritt steigen wir wieder in einer Felsenrinne bergan, wenden uns nach links und – um das Eck.

Rast beim Schnatzer Kreuzl
Nun erleben wir Weite, frisches Wiesengrün und jenseits eines Tales den Pirchhof, der als Hofschank geführt wird, und darüber den höchsten Hof, den Schnatzer. Trotz des Nebelwetters ist hier alles voll besetzt. Kurz müssen wir nun auf der Zufahrtsstraße weiter und sehen bereits den Grubhof vor uns. Hier entdecken wir an der Bergseite den Wegweiser in Richtung Kirchbachspitze (Markierung 6) und wandern kurz aufwärts bis zu einem alten, kleinen Wegkreuz mit einigen Steinen. Ein guter Platz für unsere Mittagsrast, zumal der Magen knurrt und sich jetzt sogar die Sonne zeigt. Das Rucksackmenü schmeckt ausgezeichnet. Frisch gestärkt gehen wir kurz zurück, entscheiden uns dann spontan, nicht über den Höhenweg bis Unterstell weiterzuwandern, sondern den Abstieg nach Naturns zu wagen.

Am Weg nach Hochforch

Der Schnatzeregger Kirchweg
Auf Markierung 6 wandern wir nun zügig abwärts. Wenn man bedenkt, dass über Jahrhunderte Menschen diesen Weg nehmen mussten, um ins Tal zu kommen, zum Kirchgang, zum Einkauf, zum Arzt… und dann schwer beladen wieder aufwärtsstiegen, dann geht man den Steig in großer Ehrfurcht. In weiten Serpentinen führt er stetig bergab. Erst treffen wir auf Wacholder, später Schwarz­föhren und noch tiefer wachsen Flaumeichen, gemischt mit anderen Bäumen. Immer wieder überqueren wir die Straße, die heute das Überleben in diesen Steilhängen noch möglich macht. Der Steig ist durchwegs gut markiert und es geht immer nur mäßig steil hinunter. Rosa Seifenkraut wächst in dicken Polstern. Einmal müssen wir nach einer Straßenüberquerung an wiederkäuenden Kälbchen vorbei, aber diese lassen sich nicht stören.

Der Zwiebelturm von Naturns
Dort, wo die Aussicht besonders schön ist, steht immer wieder eine Rastbank. Der rote Kirchturm von Naturns grüßt herauf, aber immer noch scheint er tief unter uns. An Bildstöcken und immer wieder den alten Flurbezeichnungen vorbei wandern wir weiter. Sogar an der „Mördergand“ müssen wir vorbei. Teilweise ist der uralte Pflasterweg noch intakt. Hier entdecken wir die ersten Felsennelken. Immer auf Markierung 6 kommen wir schließlich ins Dorf und damit an unser heutiges Ziel. Ein Linienbus verkehrt zwischen der Talstation Unterstell und jener der Texelbahn, sehr praktisch für Wanderer, die dort ihr Auto abgestellt haben. Er hält auch im Zentrum von Naturns. Glücklich kehren wir wieder nach Hause, reich beschenkt, selbst an einem Nebeltag.

 

INFO:

Imposante Hängebrücke

Anfahrt: Mit Linienbus nach Rabland und zu Fuß zur Texelbahn, oder mit Pkw von Meran nach Rabland und zur Texelbahn.
Ausgangspunkt: Bergstation Giggelberg (1565 m)
Ziel: Pirchhof (1445 m) und Naturns (554 m)
Gesamtgehzeit: insgesamt 4 – 4 ½ Std. Giggelberg > Hochforch: 1 Std. > Pirch: 1,30 Std. > Naturns: 1,40 Std.
Beste Zeit: Frühling, Herbst, Winter (wenn schneefrei!)

 

 

von Christl Fink