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Hotel Savoy und Kaiserhof

Zwei historisch bedeutsame Bauwerke und Zeugen der Geschichte Merans in der Blütezeit als mondäner k.u.k.-Kurort vor über 120 Jahren.

Um die Mitte des 19. Jh.erwachte für die ehemalige Residenzstadt der Fürsten Tirols eine neue nachhaltige Epoche: die Entdeckung des Kurwesens. Das milde Ganzjahresklima sowie die bestverträglichen Luft- und Thermalwasserwerte samt reizvoller Landschaft in und um Meran auf der Alpensüdseite wurden von Kurärzten gelobt, welche nach und nach über ein Dutzend Heilbäder in Meran betrieben. Die Kunde machte die Runde in der gehobenen Gesellschaft – bis an den Kaiserhof in Wien. Die Kuraufenthalte meist betuchter Gäste häuften sich zusehends, besonders nachdem mittels neuer Zugverbindung um 1880 die Anreise wesentlich erleichtert und beschleunigt wurde. Die Geburtsstunde des Kur- und Ferientourismus war erfolgt. Der Bedarf an noblen wie einfachen Unterkünften, an angemessener Versorgung sowie der Kurzweil für die Gästescharen war groß. Es herrschte über mehrere Jahrzehnte lang Aufbruchstimmung im Lager der Visionäre und Stadttouristiker mit unmittelbarer Wirkung auf alle Sparten des Bau- und Handwerkergewerbes in jener Gründerzeit für die Passerstadt.

Treppenaufgang Kaiserhof

Historischer Häuserbestand Meran
Einhergehend mit der Stadterweiterungsplanung nach Süd-Westen in Richtung Bahnhof wurden beiderseitig zur zentralen Pracht­allee Freiheitsstraße, früher Habsburgerallee mit hohen Pappeln und breiten Gehsteigen, großzügige Bauareale für Hotels, Pensionen, Villen, jeweils mit eigenen Gartenflächen, ausgewiesen. Hier sowie in der Altstadt und weiter verstreut im bevorzugten Stadtteil Obermais entstanden der Großteil von Meraner Gebäuden in klassizistisch-historischer Bauart nach architektonischen Vorbildern des Jugendstils oder der Wiener Bauschule. Mehr als 240 Baulichkeiten davon stehen heute unter Denkmal- bzw. Ensembleschutz des Landes, zumal sie als Historien ihrer Zeit den Bezugspunkt darstellen zu neuen, künftigen Ideen und Entwicklungen mit Hilfe der Technik. Kaum vorstellbar, dass diese Baudenkmäler um die Jahrhundertwende weitgehend aus purer Handarbeit stammen, ohne arbeitserleichterndem Einsatz von Maschinen. Ihre Baumeister und Architekten hießen Karl Möser, Karl Lun, Josef Musch, Valentin Recla, Peter Delugan. Sie schufen pionierhaft innert weniger Jahrzehnte das mitteleuropäische Stadtgepräge Merans. Ihre Werke prägen das Stadtbild bis in die Gegenwart.

Hotel Savoy
Beide Hotelobjekte dieses Berichtes haben denselben Erbauer; sie wurden 1895 gleichzeitig als Hotels der gehobenen Klasse konzipiert und innert 1896 verwirklicht. Es waren Meisterleistungen von Peter Delugan, welcher als einzigartiger Baugenius seiner Zeit im Stande war, derart umfangreiche und komplexe Bauobjekte mit unglaublicher Dynamik und Präzision fertigzustellen. Seine Baustellen waren von Hundertschaften an Bauhandwerkern, Handlangern und spezialisierten Maurern beseelt, die er aus oberitalienischen Provinzen anwarb. Mit unanfechtbarer Autorität, mit umsichtiger Leistungsvorgabe und mit außerordentlicher Koordinierungsfähigkeit führte er sein Humankapital bei jedem seiner aufwendigen Bauobjekte zum wirtschaftlichen Erfolg. Das Hotel Savoy direkt an der Stefaniepromenade rechtsseitig der Passer gelegen war ursprünglich als Gästepension namens Euchta mit 30 Betten fertiggestellt, drei Jahre später jedoch nach Besitzerwechsel zum gehobenen Hotel mit vierfacher Kapazität ausgebaut worden. Fundamente und Kellergemäuer sind aus gehauenen Bruchsteinen, die aufgehenden Wände aus Backsteinen gemauert. Vom Souterrain bis zur Dachetage im fünften Stockwerk stand den Gästen von Anbeginn ein Aufzug zur Verfügung. Über zwei Jahrzehnte gehörte das Haus zur Meraner Hotelelite -1920 wird es zur Kriegsbeute; der deutsche Eigentümer verliert den Besitz an Italien. Unter Schweizer Führung wird der Betrieb wieder aufgenommen, bis 1943 die Deutsche Wehrmacht das Savoy beschlagnahmt als Erholungsheim für höhere Militärs. Nach Kriegsende aktivieren die Schweizer Eigner den Hotelbetrieb bis 1967; dann gelangt das Savoy-Hotel in Landesbesitz. Damit findet diese wechselvolle Hotelgeschichte ihr gutes Ende als Schulhotel der Südtiroler Landesberufsschule für das Gastgewerbe mit Lehrlingsausbildung und mit spezifischen Fortbildungskursen bis zum Reifeabschluss für Hotelgastronomie-Berufe. Durch einen gelungenen Zubau in modernem zeitgenössischem Baustil 2014 hat die Landesberufsschule Savoy dem anhaltenden Erfolg im Fremdenverkehr mit neuester technischer Ausstattung und zeitmäßen Ausbildungsplätzen samt Schülerheim Rechnung getragen.

Der Kaiserhof – heute Landeshotelfachschule

Hotel Kaiserhof
In allerbester Lage in Bahnhofsnähe direkt am Schillerplatz, heute Mazziniplatz, sicherte sich Meister Peter Delugan um 1895 den Bauplatz für das palastähnliche Grandhotel Kaiserhof. Dieser Name stand sinnhaft für höchstes Niveau an den bekanntesten Kur­orten des Reiches – ihnen sollte der Neubau in Meran mit neoklassizistischen Stilelementen außen wie innen ebenbürtig sein – auch als passende Ergänzung zum gegenüberliegenden Hotel Habsburgerhof. Die reich dekorierte Frontfassade mit Haupteingang unter dem dominanten Viereckerker bis über die Bell`Etage verbindet zwei geknickte Hotelflügelbauten. Die südseitige Hotel-Innenseite mit über 50 feudalen Balkonlogen ist der einladenden Parkanlage zugewandt. Eine sogenannte `Kaiserstiege` bildet den inszenierten Aufgang vom Foyer über Halb-­Etagenpodeste, mit sich kreuzenden gegenläufigen Treppenrampen. Sie unterstreicht den hohen gesellschaftlichen Habitus – daneben gibt es Aufzüge. Im Kaiserhof logierte die Elite der Meraner Kurgäste. Im Herbst 1897 war es Sissi, die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, die mit Gefolge zur Traubenkur verweilte. Der Ferienaufenthalt Ihrer Majestät war der Höhepunkt im Kaiserhof wie auch für das Kurwesen Merans. Zwei Jahrzehnte später zerstörte die Kriegszeit alle Pläne. Der Kaiserhof wurde ab 1918 vom italienischen Militärkommando besetzt und in `Excelsior` umbenannt. Ab 1940 mutierte das Gebäude zum Militärspital, war nach Kriegsende Staatseigentum bis zum Ankauf 1974 durch die Autonome Provinz Bozen. Mit Weitblick und nach umfangreichen Umbauten hat die Landesverwaltung daraus die zeitgemäße Landeshotelfachschule Kaiserhof als Bildungsstätte für die touristische Weiterentwicklung in Südtirol entstehen lassen – eine wichtige Struktur mit voller Auslastung seit bald 50 Jahren.

 

von Jörg Bauer