Er zählt zu den längstgedienten Bürgermeistern Europas. Von 1945 bis 1995 lenkte Hans Gamper die Geschicke Algunds. Schade, dass zeitlebens niemand seine Erinnerungen festgehalten hat. Versuch eines Rückblicks.
Hans Gamper ist am 3. Juni 1916 in Plars auf dem Obermoarhof geboren. Er war der zweite von den drei Söhnen des Josef Gamper und der Anna Jennewein.
Die Mutter stammte vom Schnöllhof in Obermais, der Vater vom Oberbrunnhof auf Quadrat. Um die Jahrhundertwende war die Familie nach Plars gezogen, nachdem Vater Josef Gamper dort den Obermoarhof gekauft hatte. Bereits er war von 1917 bis 1926 als Ratsmitglied in der Algunder Gemeindepolitik tätig und Kommandant des 3. Zugs der Algunder Feuerwehr.
Mit zwei Jahren verliert Hans Gamper seine Mutter Anna. Vater Josef heiratet 1920 ein weiteres Mal, die Algunderin Maria Wolf vom Bindhof. Aus dieser zweiten Ehe gehen noch 10 Kinder hervor. Als der Vater im März 1945 stirbt, schreiben die „Dolomiten“ in einem Jahrtags-Nachruf: „Mit Vater Gamper trug man einen Mann zu Grabe, der in seiner Liebe zur Heimat, in seiner Treue zum überlieferten Bauerntum beispielgebend war. Vater Gamper stammte vom Oberbrunner-Anwesen in Quadrat und hat sich durch rastlose Arbeit zu einem gesegneten Wohlstande emporgerungen. Zwölf Kinder umstanden das Grab des Vaters.“ (Dolomiten, 29. März 1946).
Charaktereigenschaften wie Heimatverbundenheit, Großzügigkeit, Edelmut und Hilfsbereitschaft wird später Sohn Hans von seinem Vater übernehmen. Die Türen waren beim „Obermoar“ nie verschlossen, schreiben die „Dolomiten“: „Wie viele Bittsteller und müde Wanderer kamen über seine Schwelle, besonders in den Notzeiten des Krieges, und keiner ging unbedacht davon“.
Kindheit und Jugend unter dem Faschismus
Von der Kindheit und Jugend Hans Gampers ist wenig bis gar nichts überliefert. Der frühe Verlust der Mutter wird wohl Spuren hinterlassen haben. 1923, Hans ist 7 Jahre alt, ändert sich im abgetrennten südlichen Tirol so einiges: Mit dem Dekret vom 7. 8. 1923 wird der Name Tirol verboten und durch „Oberetsch“ bzw. Alto Adige ersetzt. Italienische Ortsnamen treten anstelle der deutschen. In den Schulen wird mit dem Schuljahr 1923/24 schrittweise der rein italienische Unterricht eingeführt.
„Der Burggräfler“ vom 12. 12. 1923 berichtet darüber: „In Algund sind bis zur Stunde 3 Fraktionen ohne Schule: Plars, Vellau, Aschbach. Der Notschrei nach dem deutschen Unterricht verhallt ungehört. Die Lehrerin der ersten Klasse der Gemeindeschule wurde ‚beurlaubt‘, eine italienische Lehrerin, welche kein Wort Deutsch versteht, kam an ihre Stelle.“ Hans Gamper hat in dieser Zeit die Schule in Plars besucht, sein Sohn Ulrich, der heutige Algunder Bürgermeister, erinnert sich, dass sein Vater später meist in der sogenannten alten gotischen Schrift geschrieben hat. 1922 kommt es zu den letzten allgemeinen Gemeinderatswahlen. Vater Josef Gamper wird als Gemeinderat noch einmal bestätigt, allerdings wird die faschistische Regierung den frei gewählten Gemeindevertretern bald ein Ende setzen. 1924 finden nach der Machtergreifung Mussolinis Parlamentswahlen statt. Das Ergebnis in Algund ist eindeutig: von den 395 abgegebenen Stimmen fallen 357 auf den Deutschen Verband, Vorläufer der späteren SVP. Zwei Jahre später, 1926, werden die Gemeinderäte aufgelöst, der letzte Algunder Gemeinde-Vorsteher Leonhard Schrötter übergibt die Amtsgeschäfte an Podestà Paolo Federspiel. Sieben weitere italienische Amtsbürgermeister werden bis 1943 die Gemeinden Algund, Partschins und Plaus zusammen verwalten. Ab 1927 müssen alle Hofaufschriften und sogar die Grabinschriften in italienischer Sprache verfasst sein. Auf dem Gemeindestempel ist von 1926 bis 1943 neben dem Algunder Wappen auch das faschistische Liktorenbündel zu finden. 1930 wird auf Wunsch der Aschbacher die Fraktion der Gemeinde Partschins angegliedert. 1932 werden bei Umgrabungsarbeiten in der Hebsackerwiese in Mitterplars die ersten beiden Algunder Menhire gefunden.
Hans Gamper hat in diesen Jahren die Volksschule in Plars besucht und dann eine landwirtschaftliche Ausbildung in Dietenheim im Pustertal abgeschlossen. Zuhause gibt es reichlich Arbeit: Hans steht seinem Vater zur Seite, schließlich sind neben den beiden Obermaierhöfen auch der Rasnerhof, der Gasthof Elefant in Goldrain und die zwei Rappenhöfe in Kalmtal in Passeier im Besitz der Familie.
Der tragische Tod der Halbschwester
Mit 17 Jahren verliert Hans Gamper seine Halbschwester Rosa auf tragische Weise. Das 10-jährige Mädchen wird beim Bau des neuen Glockenturms des Plarser Kirchleins von einem herabstürzenden Balken tödlich getroffen. Die „Dolomiten“ vom 23. 10. 1933 berichten: „Ein Schulmädchen tödlich verunglückt. (…) Das Mädchen wurde vom herabfallenden Balken, der sich auf dem Boden überschlug, unglücklicherweise so schwer getroffen, dass es einen Schädelbruch erlitt und diesem dann erlag.“
Das nächste Schicksalsjahr ließ nicht lange auf sich warten. Am 23. Juni 1938 vereinbaren Deutschland und Italien die Umsiedlung der Südtiroler ins Deutsche Reich („Berliner Vereinbarung“). Die Bevölkerung kann zwischen Abwanderung ins Reich oder Verbleib in Italien „optieren“. Vor allem der Völkische Kampfring Südtirol (VKS) entfacht eine emotionsgeladene Propaganda. Dem widersetzen sich vor allem die Ortspriester und der im November 1939 gegründete „Andreas-Hofer-Bund“, zu dem auch Hans Gamper gehört. Für Vater Josef Gamper und seine Familie ist bald klar, wie zu entscheiden ist: fürs Dableiben! Dafür müssen sie einiges in Kauf nehmen. Sohn Toni (geb. 1928) erinnert sich: „Wir wurden als Walsche beschimpft, man bespuckte, drohte und drangsalierte uns mit Hausdurchsuchungen und anderen Schikanen.“ Toni Gamper war damals gerade einmal 11 Jahre alt. Die Option fällt wie überall in Südtirol auch in Algund eindeutig aus. Laut VKS optierten 90,6 Prozent der Bevölkerung fürs Auswandern, von der deutschsprachigen Bevölkerung Algunds waren es sogar fast 93 Prozent.
Aktiv im Andreas-Hofer-Bund
Mit Hans Egarter und Friedl Volgger, die Köpfe der Südtiroler Widerstandsbewegung, wird Hans Gamper eine lebenslange Freundschaft verbinden. Hans Egarter schrieb später über die Aufgabe der Bewegung folgendes: „Die Aufgabe des Andreas-Hofer-Bundes war es, gegen den Faschismus und den Nazismus zu arbeiten und zu deren Zerstörung beizutragen. Die Mitglieder der Gruppe wollten der Welt zeigen, dass es in Südtirol Männer gibt, die nichts mit den Nazi-Verbrechern gemeinsam haben und die durch ihre Arbeit gegen Nazismus und Faschismus zeigten, dass sie ihren Worten auch Taten folgen ließen und dass sie bereit waren, die schwersten Opfer zu bringen, um ihr Ziel zu erreichen.“
Nach dem Sturz Mussolinis und dem Seitenwechsel Italiens zu den Alliierten marschieren am 8. 9. 1943 deutsche Truppen in Südtirol ein, welches Teil der „Operationszone Alpenvorland“ unter dem obersten Kommissar, Gauleiter Franz Hofer, wird. Die Podestà werden abgesetzt, an deren Stelle treten kommissarische Bürgermeister. In Algund wird Josef Hölzl von den Nazis zum Bürgermeister ernannt. Im Mai 1945 ist der Spuk zu Ende. Hans Gamper war noch vor Kriegsende – trotz Dableiber – zum Bozner NS-Polizeiregiment eingezogen worden. Gegen Kriegsende schlägt sich der 28-Jährige von seiner Truppe, die sich im Kanaltal aufzulösen beginnt, durchs Pustertal heim ins Burggrafenamt durch. Die US-Armee hat mittlerweile Südtirol besetzt. Zu „Urbani“ am 25. Mai 1945 findet in Algund sogar ein Konzert der 88. Amerikanischen Division statt.
Die Ernennung zum Bürgermeister und die Gründung der SVP
Bis Ende 1945 wird das „Allied Military Government“ unter britischer Führung das Land verwalten. Als politische Verhandlungspartner für die Zukunft Südtirols akzeptiert das AMG nur Widerstandskämpfer bzw. Dableiber. Hans Egarter hat gute Kontakte zu den Alliierten und er ist es wohl auch, der den Dableiber und Kriegsheimkehrer der Militärbehörde vorstellt. Am 14. Juni 1945 wird Hans Gamper vom Distriktkommando der Alliierten zum kommissarischen Bürgermeister von Algund ernannt. Zusammen mit Friedl Volgger und Hans Egarter gehört Gamper auch zu den 19 Gründungsmitgliedern der Südtiroler Volkspartei.
Am 8. Mai 1945 lud der Bozner Kaufmann Erich Amonn 19 Vertrauensleute aus allen Landesteilen zu einer Besprechung in die Villa Malfèr in Gries/Bozen ein, bei der die Südtiroler Volkspartei als Sammelpartei der Südtiroler gegründet wurde. In Paris wird derweil die Zukunft Südtirols ausgehandelt. Das Ergebnis wird der „Pariser Vertrag“ sein, die Basis unserer heutigen Autonomie. An den Verhandlungen nimmt auch Friedl Volgger teil. „Vor seinen Abfahrten nach Paris besuchte er immer wieder meinen Vater“, weiß Sohn Ulrich aus Erinnerungen der Familie. Hans Gamper musste also sehr gut in das eingeweiht gewesen sein, was Gruber und De Gasperi in Paris verhandelten.
Die Heimkehrer
1946 schreiben die „Dolomiten“, dass Algund eine der ersten Gemeinden Südtirols ist, die Unterstützung durch die UNRRA erhält. „Eine diesbezügliche Lebensmittelentsendung ist bereits angekündigt“, ist in der Tageszeitung vom 25. 1. 1946 zu lesen. Die UNRRA war ein internationales Nothilfe- und Wiederaufbauprogramm der Vereinten Nationen. 1948 wird das „Optantendekret“ verabschiedet, das den abgewanderten Südtirolern die Rücksiedlung und Wiedererlangung der italienischen Staatsbürgerschaft ermöglicht. Rund ein Drittel der Abgewanderten kehrt heim. Die Rücksiedler werden aber nicht immer wohlwollend aufgenommen. Es fehlen für sie vor allem Wohnungen, auch in Algund. Pfarrer Hermann von Stenizer und Bürgermeister Hans Gamper initiieren die Gründung von Wohnbaugenossenschaften. In der heutigen Stenizersiedlung und in der Laurinstraße finden die Rücksiedler ein neues Zuhause.
Der Streit zwischen Edelweiß und Enzian
1952 kommt es seit 1922 zu den ersten freien Gemeinderatswahlen. Das Abstimmungsergebnis ist eindeutig. Hans Gamper wird von den Algundern mit großer Mehrheit zum Bürgermeister gewählt. Allerdings schwelt ein Konflikt in der Luft, die das kommende Jahrzehnt bestimmen wird. Von 1956 bis 1964 treten in der Algunder Gemeindepolitik zwei Kräfte auf, was mit der Option von 1939 zusammenhängt. „Eine Kluft ging durch das Dorf“, schreibt die Historikerin Maria Kiem im neuen Algunder Dorfbuch, das die jüngere Geschichte der Gemeinde ausführlich widerspiegelt. Die Kandidaten der SVP stellten sich in diesen Jahren in zwei Listen: „Edelweiß“, das waren die ehemaligen Dableiber, und „Enzian“, die sogenannten Optanten. „Verschiedene Ideologien und gegenseitige Rivalitäten teilten die Bevölkerung in zwei feindliche Lager, die sich in Hetzkampagnen anfeindeten“, so Maria Kiem. Keine einfache Zeit für Hans Gamper, der versucht zu vermitteln. Sein größter Gegner in dieser Zeit ist Josef Hölzl, Freienfelder, der von 1943 bis 1945 bereits kommissarischer Bürgermeister von Algund war. Eine wirkliche Versöhnung der beiden Gruppen kommt erst 1970 im Zuge des neuen Kirchenbaus zustande.
Vieles ist zu bewältigen
Die Gemeindeverwaltung geht nach Kriegsende daran, das Schulraumproblem zu lösen. 1957 wird das neue Volksschulgebäude in der Steinachstraße fertiggestellt. Das Schulhaus wird als eines der schönsten im Lande gepriesen. Mit der Einführung der Pflichtmittelschule 1962 wird ein weiterer Bau notwendig; das 1982 errichtete Gebäude der Mittelschule wird an die Grundschule angebaut. Kurz davor ist auch der Kindergarten im Stenizerweg nach den Plänen von Willy Gutweniger errichtet worden. Bereits 1973 hat ein „Dolomiten“-Artikel den Unmut der Algunder Gemeindeverwaltung über das Förderungskonzept des Landes zum Ausdruck gebracht. „Was nützen modernste Hotelbauten“, klagt Bürgermeister Hans Gamper, „wenn der Gast vor der Haustür die Mängel zu spüren bekommt, die mit fehlenden Versorgungseinrichtungen für die Allgemeinheit zusammenhängen“. 1947 errichtet der Algunder Technikpionier Hans Trojer den ersten Personensessellift Italiens von Forst nach Josefsberg. Zehn Jahre später baut er im Auftrag von Matthias Schweigl, Gasteiger, den Sessellift von Mitterplars nach Vellau. 1956 folgt der Gondellift von Vellau auf die Leiteralm, 1967 wird das neue Algunder Freischwimmbad eröffnet, 1968 kommt es zur Partnerschaft mit Etzenricht in der Oberpfalz. 25 Jahre ist Hans Gamper nun schon Bürgermeister. 1970 feiert er sein 25-jähriges Bürgermeister-Jubiläum. Unter den zahlreichen Gratulanten sind Landeshauptmann Silvius Magnago und Landesrat Franz Spögler. In seiner Festrede hebt Vizebürgermeister Franz Moser den Weitblick Gampers hervor, mit dem dieser den wirtschaftlichen Aufschwung Algunds nach Faschismus und Kriegsjahren lenkte und förderte: „Durch die Schaffung der nötigen Infrastrukturen ebenso wie durch die Förderung der Vereinsaktivitäten und die Unterstützung beim Bau von Schule und Kirche. Das gute Zusammenleben der Sprachgruppen ist auch dein Verdienst“, lobt Moser, der in den 1980er Jahren allerdings lokalpolitisch der größte Konkurrent Hans Gampers wird und 1985 selbst nach dem Bürgermeister-Posten strebt.
Straßenbau auf Vellau und Aschbach
1971 durchschneidet Sophia Magnago das Band zur offiziellen Eröffnung der Seilbahn nach Aschbach. Die Straßen nach Vellau und Aschbach werden gebaut. 1974 wird Forst nach einer Volksabstimmung der Gemeinde Algund angegliedert. Kleiner Wermutstropfen am Rande: Von 1975 bis 1980 errichtet die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt an der Straße auf die Töll als Übergangslösung eine Bezirksmüll-Deponie. Grund zum Feiern bot dagegen die Fertigstellung des Vereinshauses 1981 und der Einzug in das neue Algunder Rathaus 1993, nachdem die Gemeindeverwaltung rund 90 Jahre im sogenannten „Spritzenhaus“ (ehemals als Feuerwehrhalle gedacht) in Mühlbach untergebracht war. Beide Bauten plante neben der Kirche, der Friedhofserweiterung, dem Kindergarten der Algunder Architekt Willy Gutweniger.
Der Abschied
Nach 50 Jahren und mit 79 Jahren stellt sich Hans Gamper im Juni 1995 nicht mehr der Wahl. Auf ihn folgt Toni Schrötter. Nur 6 Monate später, am 5. Dezember verbreitet sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land die Nachricht von seinem plötzlichen Tod. Italienisch- und deutschsprachige Medien zollen dem Algunder Altbürgermeister in ihren Nachrufen großen Respekt. Bereits zu Lebzeiten wurde er mit dem Ehrenzeichen und Verdienstkreuz des Landes Tirol und von der italienischen Regierung mit dem Ehrentitel „Cavaliere Ufficiale“ ausgezeichnet. Post mortem wurde er 1996 zum Ehrenbürger von Algund ernannt. Der Rathausplatz ist nach ihm benannt, eine Gemeinde-Stiftung für Notleidende trägt seinen Namen.
Das Privatleben
Hans Gampers große Familie waren die Algunder. Seine „kleine“ Familie fand er in der Ehe mit Notburga Siller, die er 1964 heiratete. Aus der Ehe gingen die drei Kinder Ulrich, Peter und Maria Theresia hervor. Ulrich ist in die Fußstapfen des Vaters getreten und seit 2010 Bürgermeister von Algund. Hans Gamper hat Spuren hinterlassen, freundschaftliche Beziehungen pflegte er zu Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter dem deutschen Bundespräsidenten Karl Carstens, dem italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti und dem Wiener Kardinal Franz König, die ihn beim „Oberlechner“ in Vellau bei ihren Südtirol-Aufenthalten gern besuchten. Unverkrampft war zeitlebens sein Verhältnis zu den italienischen Mitbürgern. Gute Beziehungen pflegte er zum Regierungskommissariat und den staatlichen Behörden. Unkonventionell war er allemal, Politik wurde nicht in langatmigen Sitzungen in der Gemeindestube gemacht, sondern in der Gaststube, auf der Straße, vor der Kirche. Ohne Krawatte sah man ihn kaum, sogar beim Rebenbinden nicht. Geld für Wahlwerbung auszugeben, wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Zu seinen engsten Vertrauten gehörte der langjährige Algunder Gemeindereferent und SVP-Landesausschuss-Mitglied Luis Schweigl. „Am Hans schätzte ich vor allem seine Geradlinigkeit, seine Menschlichkeit und seinen sozialen Einsatz“, sagt Schweigl. „Bürgermeister sein war für ihn eine schöne Aufgabe, er hat`s gern gemacht“, erinnert sich Schweigl, der selbst 40 Jahre in der Algunder Gemeindepolitik tätig war. Hans Gampers politisches Credo war einfach: „Ein guter Politiker ist der, der nicht vergisst, dass er in erster Linie Mensch ist, mit guten und schlechten Seiten, und dann sein Bestes zu geben versucht“, sagte er einmal. „Das wohl prägendste Erlebnis meines Vaters war die Option“, meint Peter Gamper, der heute den Gasthof „Oberlechner“ in Vellau führt. „Sein höchstes Ideal war die Versöhnung und dass es allen Menschen gut geht, das lag ihm wirklich am Herzen.“
von Josef Prantl