Auf digitale Bildung, Mehrsprachigkeit und Bürgerkunde will die Deutsche Schule besonders achten. Als bildungspolitischen Schwerpunkt hat LR Achammer Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel angeführt.
Zum Auftakt des Bildungsjahres 2019/20 hat der Landesrat für Deutsche Bildung, Philipp Achammer, gemeinsam mit Bildungsdirektor Gustav Tschenett und Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner heute (9. September) in den Außensitz der Wirtschaftsfachoberschule „Heinrich Kunter“ in Bozen in Anwesenheit zahlreicher Schüler und Professoren sowie des neuen Direktors Ralf Troger zu einem Pressegespräch geladen. „Im Unterschied zu den vergangenen Jahren bringt das soeben angelaufene Schuljahr keine grundlegenden Änderungen“, eröffnete der Landesrat das Gespräch, „unsere Aufgabe ist es aber, angesichts der Veränderungen in Gesellschaft und Schule, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für Lernen und Lehren zu schaffen.“
Als größte Herausforderung bezeichnete der Landesrat den Fachkräftemangel in Schule und Kindergarten. Dieses Phänomen sei beispielsweise auch in Deutschland stark ausgeprägt. Die italienische Schule in Südtirol sei davon weniger betroffen, da dort auch Lehrpersonen aus anderen Regionen Italiens tätig sein können. Mit einer Reihe von Maßnahmen – kündigte Landesrat Achammer an – solle die Attraktivität des Lehrberufs gesteigert und dem sich abzeichnenden Mangel an Fachpersonal entgegengewirkt werden.
Mehr Sicherheit und Planbarkeit dürfen sich angehende Lehrpersonen demnach von der eigenen Südtiroler Ausbildung für Mittel- und Oberschullehrer erwarten, die 2020/21 an der bildungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bozen eingerichtet wird. „Damit schöpfen wir unsere Autonomie aus und schaffen unabhängig von den gesamtstaatlichen Entwicklungen ein Südtiroler Ausbildungssystem“, sagte Landesrat Achammer. „Begonnen wird mit jenen Fächern, bei denen der Bedarf am größten ist, im Dreijahresrhythmus sollen dann alle Lehrstühle abgedeckt werden“, ergänzte Landesschuldirektorin Falkensteiner.
Ebenfalls im nächsten Bildungsjahr soll der Startschuss für die berufsbegleitende Ausbildung für die pädagogischen Mitarbeiterinnen im Kindergarten fallen, wo die Personalsituation besonders prekär ist. Zudem wird die Landesregierung das Eintrittsalter im Kindergarten anheben, und zwar muss das Kindergartenkind bereits im Dezember und nicht erst im Februar das dritte Lebensjahr vollenden. Auch die Einführung einer Kernbildungszeit soll Personalengpässen entgegenwirken: „Wir möchten qualifiziertes Personal gezielt einsetzen und für unterweisungsfremde Tätigkeiten andere Lösungen finden“, kündigte der Landesrat an.
Als inhaltliche Schwerpunkte führte der Landesrat die Mehrsprachigkeit, die digitale Bildung und die Bürgerkunde an. Triebfeder für das Sprachenlernen seien vor allem Interesse und Leidenschaft, wichtig sei aber auch, wie Sprache unterrichtet werde. Die Bildungswissenschaftliche Fakultät in Brixen werde daher spezielle Angebote für Zweitsprachdidaktik erstellen. Mit dem Hinweis auf die Bedeutung von Sprachenkenntnisse für Studium und Beruf rief Landesschuldirektorin Falkensteiner die anwesenden Oberschülerinnen und Oberschüler auf, von den Angeboten der Oberschulen Gebrauch zu machen, Sprachzertifikate zu erwerben oder Sprachprüfungen zu absolvieren.
Auf die Einführung von politischer Bildung oder Bürgerkunde (Educazione civica) ging Bildungsdirektor Tschenett ein. Die Regierung in Rom hat die Einführung des neuen Fachs auf das Schuljahr 2020/21 verschoben. „Wir möchten die Einführung dieses Faches, dessen Inhalte von der Gesundheits- über die Verkehrserziehung bis hin zur Umwelt- und Bürgerkunde reicht, mit über ein eigenes Landesgesetz regeln“, kündigte der Bildungsdirektor an. Auch die digitale Bildung an den Schulen soll ausgebaut werden. Dazu wird das Land in Hard- und Software sowie Weiterbildung investieren. (jw)