Wer baut, hat viele Entscheidungen zu treffen: Warum soll es nicht ein Fertighaus sein? Was spricht für ein Holzhaus? Wann soll ein altes Haus abgerissen werden und wann lohnt sich eine Sanierung? Viele offene Fragen, die vorab überlegt werden sollten.
Fährt man durchs Burggrafenamt, fällt auf: Es wird gebaut. Hier ein Kran. Dort ein Gerüst. Keine Frage, die Baubranche boomt seit Jahren. Vor allem Private können sich nun vermehrt den Traum der eigenen vier Wände erfüllen. Planer, Handwerker, Experten: Sie alle sorgen dafür, dass das Traumhaus Realität wird.
Freilich, dabei gibt es stets einige Gegebenheiten zu beachten. Kostenfaktoren, Standortfaktoren – vieles fließt mit ein. Und nicht zuletzt stellt sich auch die Frage, ob ein Neubau aufgestellt oder ein Bestand saniert wird. Beides hat Vor- und Nachteile, bringt den Bauherrn aber ein Stück näher an sein Traumhaus heran. Alles in allem setzt man, was die Bauweise betrifft, heute in Südtirol auf Nachhaltigkeit. Denn gerade, wenn es um das Bauen geht, gilt es, längerfristige Ziele ins Auge zu fassen. Gebäude werden für eine jahrzehntelange Nutzung gebaut. Dementsprechend wird heute vor allem auf einen niedrigen Energieverbrauch gesetzt. Die Möglichkeiten, zum Traumhaus zu gelangen, sind vielfältig. Genauso wie die Rohstoffe. Wir haben mit dem Experten Andreas Reinstadler, Architekt und Lehrkraft für Technische Fächer und Bauwesen an der Technologischen Fachoberschule und am Realgymnasium in Meran, gesprochen.
Es wird wieder vermehrt gebaut. Welche Bauweisen liegen derzeit bei Privaten im Trend?
Andreas Reinstadler: Was den Neubau betrifft, ist in Südtirol nach wie vor eine Mischbauweise aus Stahlbeton und Ziegel mit Wärmedämmverbundsystem die vorherrschende Bauweise. Sehr selten kann ich auch Realisierungen in Holzmassiv- oder Rahmenbauweise bzw. monolithischer Ziegelbauweise ohne Wärmedämmung beobachten.
Letztere finde ich im Sinne der Nachhaltigkeit besonders vielversprechend.
Schlüsselfertige Fertighäuser erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Wo liegen hier die Vorteile, wo die Nachteile?
Die Fertighausbranche hat meiner Wahrnehmung nach noch keinen bedeutenden Marktanteil in Südtirol. Dabei wären vorgefertigte Häuser unschlagbar in der Bauzeit, Planbarkeit und Einhaltung der Kosten – was vor allem die Schwierigkeiten der konventionellen Bauweise sind. Die genaue Festlegung jedes einzelnen Details auf Zeichnungen im Voraus fällt manchen Bauherrn aber schwer und vielleicht gibt es auch kulturelle Vorbehalte. Was ich bisher von hiesigen Anbietern von Holzfertigteilhäusern gesehen habe, hat mich beeindruckt.
Energetische Sanierung: Wann sollte saniert werden, wann lohnt sich hingegen ein Neubau?
Das ist manchmal eine schwierige Entscheidung. Oft unterbelichtete Aspekte dabei sind einerseits die über das private Eigentum hinausreichenden Qualitäten, unter anderem das vorherrschende Ortsbild und die persönlich-emotionale Beziehung der Bauherren zum eigenen Haus. Beides Fragen, die nicht ganz leicht zu beantworten sind. Die Flexibilität der Raumnutzung und Erschließung (vor allem auch Park- und Garagenflächen) sind letztlich die Drehpunkte bei der Entscheidung für den einen oder anderen Weg.
Welches sind bei Sanierungen die größten Herausforderungen, die sich für die Bauherren stellen, welche beim Neubau?
Ich sehe grundsätzlich die größten Schwierigkeiten der Bauherren in ihrer räumlichen Vorstellungskraft, was auch verständlich ist.
Welche Vorteile bietet ein Klimahaus?
Ich habe leider noch kein Klimahaus geplant, denke aber, dass diese Zertifizierung grundsätzlich eine gute Bauqualität garantiert.
Stein, Beton, Holz: Welche Materialien empfehlen Sie?
Ich habe eine starke persönliche Vorliebe für das Material Holz – auch durch eine Verbindung zum Tischlerhandwerk. In seinen gesamten Eigenschaften ist es unbestritten der intelligenteste von allen Baustoffen.
Trotzdem würde ich ein Haus, das ausschließlich aus Holz gebaut wird, nur in Ausnahmen empfehlen. Gerade die geschickte Kombination verschiedener Oberflächen aus hochwertigen Materialien macht den besonderen Charme eines Raumes aus. In der Konstruktion würde ich hingegen gerne viel mehr Holz verbaut sehen. Stein und Beton machen dort, wo Wasser ist und außergewöhnlich starke Kräfte wirken, durchaus auch Sinn.
von Michael Andres