Die Veranstaltungsbranche hat es in der Coronakrise besonders stark getroffen. Dramatisch sieht die Lage vor allem für die Akteure hinter der Bühne aus. Um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, wurde in Deutschland die Initiative „night of light“ ins Leben gerufen. Auch zahlreiche Südtiroler Eventdienstleister beteiligten sich im Juni an dieser Aktion und beleuchteten Firmengebäude und verschiedene Veranstaltungsorte ROT. Im Burggrafenamt beteiligten sich u. a. Oskar Stricker (by Oskar-Light), Julian Marmsoler (Crealight) und Christian Pippi (Kunterbunt) an der Initiative. Beleuchtet wurde in Meran das Kurhaus, die St.-Valentins-Kirche oberhalb von Schloss Trauttmansdorff, das Merano-City-Hotel und das Meraner Stadtmuseum.
In Tisens war es die St.-Hippolyt-Kirche, in Graun der Kirchturm im Reschensee, in Prad die Burgruine Lichtenberg, in St. Leonhard die Jaufenburg, in Bozen das Walterhaus, der Bozner Dom und das Theater Carambolage, in Bruneck das Kulturzentrum Ufo und in Schlanders das Kulturzentrum Basis.
Insgesamt waren es aber noch viele weitere Firmengebäude, Kirchen, Objekte, Fassaden oder Kulturstätten über ganz Südtirol verteilt, die am Montag in rotem Licht auf die prekäre Lage der Eventdienstleister aufmerksam machten.
„Wir haben in diesem Jahr nicht 70 % oder 80 % Einbußen im Vergleich zum Vorjahr, sondern seit März de facto überhaupt keine Einnahmen“, klärt Oskar Stricker. Stricker ist Vizepräsident der Fachgruppe für Eventdienstleister im hds. Auf die Frage, wie lange seine Branche das durchhält, meint er: „Vielleicht wird es uns auch in 200 Tagen noch geben, doch damit ist es nicht getan. Wir können auf die Dauer nicht ausschließlich von den Landesbeihilfen leben.“ Dieser Meinung ist auch Julian Marmsoler, der als Veranstaltungstechniker für die Rittner Sommerspiele und seit Sommer 2018 auch bei den Meraner Festspielen mitwirkt. Zusammen mit Oskar Stricker, Christian Pippi und weiteren Südtiroler Eventdienstleistern schloss auch er sich der Initiative „night of light“ an.
Im Gespräch mit der BAZ kam seine tiefe Betroffenheit zum Ausdruck. Er sagte: „Wir Techniker halten uns in der Regel im Hintergrund. Das ist auch jetzt nicht anders. Mit der Aktion ,night of light‘ wollen wir nur darauf aufmerksam machen, dass es ohne unsere Arbeit langfristig sehr still und dunkel werden kann.“ Aufgrund der Verordnung des Landeshauptmannes vom 13. April 2020 sind Großveranstaltungen in Südtirol bis zum 30. Juli nicht erlaubt. Zahlreiche Veranstaltungen wurden deshalb auf nächstes Jahr verschoben. Dennoch hoffen Oskar Stricker, Julian Marmsoler und Christian Pippi, dass vielleicht zumindest um die Weihnachtszeit wieder möglich sein wird, mit Licht zu arbeiten und als professionelle Lichtdesigner, die davon leben, damit auch wieder etwas zu verdienen. Bleibt nur zu hoffen, dass es keine nächste Infektionswelle im Herbst gibt und dass die Erkrankung bald behandelbar wird. Denn immerhin steht die Veranstaltungswirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie bereits jetzt auf der roten Liste der akut vom Aussterben bedrohten Branchen – und spektakuläres Lichtdesign gehört definitiv auch dazu.
Philipp Genetti