Ihre Feuertaufe hat die erweiterte Pegelmessstation an der Rienz bei Vintl bei den Unwettern Ende August bestanden. Nun hat sie ihren Betrieb offiziell aufgenommen.
Seit Mitte der 1940er Jahre wird an der Rienz bei Vintl der Pegelstand beobachtet, im Laufe der Zeit erfolgten mehrere technische Anpassungen und Umbauten, berichtet der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger. Mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE wurde die bestehende Station vollständig erneuert und um die Ausrüstung für den Schwebstofftransport erweitert. Die Bauarbeiten wurden in Eigenregie von der Agentur für Bevölkerungsschutz durch das Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost vorgenommen, im Einsatz war Vorarbeiter Armin Oberarzbacher mit seinem Bautrupp. Mit den Bauarbeiten war im März vergangenen Jahres begonnen worden, coronabedingt waren Verzögerungen aufgetreten.
Direkte Übermittlung der Daten an Agentur für Bevölkerungsschutz
An einer Pegelstation werden ständig der Wasserstand, die Wassertemperatur und die Trübung durch das Feinmaterial im Wasser gemessen, gespeichert und in Echtzeit an die Agentur für Bevölkerungsschutz übermittelt, erläutert der Direktor des Amtes für Hydrologie und Stauanlagen Roberto Dinale. Damit der Wasserstand in den Abfluss umgerechnet werden kann, ist es notwendig, dass der Durchfluss bei verschiedenen Pegelständen gemessen wird. Um diese Abflussmessungen durchführen zu können, ist die Station mit einer Seilkrananlage ausgestattet.
Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch die Entnahmestation vom Labor für Wasseranalysen und Chromatographie der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz erneuert. Mit den gewonnenen Wasserproben wird die Bewertung des chemischen Zustandes und in weiterer Folge die Klassifikation des ökologischen Zustandes der Rienz vorgenommen. Die beiden Messstellen wurden im modularen Pegelhauskonzept des Amtes für Hydrologie und Stauanlagen untergebracht.
Bedeutung für Umweltschutz und Klimawandel
Pegelmessstellen erfüllen mehrere Zwecke: Im Falle eines Hochwassers ermöglichen sie eine Warnung und ein Management des Hochwassers. Da sich diese Pegelstation in Vintl seit Jahresbeginn bereits im Teilbetrieb befand, war sie beim Hochwasser Ende August äußerst wichtig, um eine Prognose der Lage in Klausen und in weiterer Folge für den Eisack und die Etsch zu erstellen. Außerdem liefern Pegelmessstationen eine zuverlässige Datengrundlage für die nachhaltige Wassernutzung. Wasser ist ein kostbares Gut, dass in beschränktem Maße verfügbar ist. Bei seiner Nutzung gilt es, unterschiedliche Interessen in Einklang zu bringen. Dazu sind Daten zur Wasserverfügbarkeit notwendig. Die erfolgte Erweiterung der Ausrüstung zur Erfassung des Schwebstoffes dient nicht nur dem Wasserbau und der Speicherbeckenbewirtschaftung, sondern ist auch von grundlegender Bedeutung für den Umweltschutz. Auch im Hinblick auf den Klimawandel spielt die Pegelbeobachtung eine bedeutende Rolle. Denn die Daten der Pegelstationen dokumentieren die Vergangenheit, liefern eine Momentaufnahme der Gegenwart und können Tendenzen der Zukunft aufzeigen, fasst Bauleiter Stefan Ghetta vom Amt für Hydrologie und Stauanlagen in der Agentur für Bevölkerungsschutz zusammen.
Landesweites Pegelmessnetz mit 50 Messstellen
Die Agentur für Bevölkerungsschutz betreibt ein landesweites Pegelmessnetz mit insgesamt rund 50 Messstellen zur Überwachung der Fließgewässer in Südtirol. Hauptpegelmessstellen stehen an 20 Punkten an der Etsch, am Eisack und an der Rienz und ihren Hauptzuflüssen, die anderen 30 an kleineren Nebenflüssen und Bächen von Ursprungseinzugsgebieten. (mac)