Tisens hat es in sich. Neben zahlreichen Burgen, alten Kirchen und Kapellen befindet sich hier auch ein kleiner Tierpark mit Kamelen aus der Mongolei. Die älteste Rebe der Welt wächst auch in Tisens.
Die Gemeinde Tisens befindet sich auf der orografisch rechten Talseite des Etschtales und besteht aus dem Hauptort Tisens und den Fraktionen Prissian, Grissian, Schernag, Naraun, Gfrill und Platzers. Die zahlreichen Ansitze, Burgen und Schlösser zeugen heute noch von der langen Geschichte des Standortes als beliebter Urlaubsort für Adel und Bürgertum.
Dazu gehören Schloss Fahlburg, die Wehrburg, Zwingenburg, Schloss Katzenzungen, die Ruine Pfeffersburg und die Ruine Schloss Holz. Sie alle sind heute in Privatbesitz und werden teils noch genutzt. Die Wehrburg ist beispielsweise ein Hotel und Schloss Fahlburg und Katzenzungen sind beliebt für Hochzeits-, Firmen- oder andere Feiern und Anlässe.
Tisens hat zahlreiche Kirchen
Neben den vielen Adelsansitzen befinden sich in Tisens auch zahlreiche Kirchen, Kapellen und Bergkirchen, darunter die Bergkirche St. Christoph, die auf dem Basalthügel thronende St.-Hippolyt-Kirche in Naraun, St. Nikolaus in Gfrill, St. Sebastian in Platzers, St. Martin in Prissian und St. Jakob bei Grissian und die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Tisens.
Kraftplatz St. Hippolyt
Die 1288 erstmals erwähnte St.-Hippolyt-Kirche in Naraun befindet sich auf einem der besterforschten prähistorischen Siedlungsplätze Südtirols.
Unzählige Funde aus der Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit bezeugen, dass der Ort seit Jahrtausenden als Kultstätte genutzt wurde. An einigen Stellen kann man heute noch Schalensteine aus der Jungsteinzeit oder Spuren historischer Brandstätten erkennen. Mit „Tesana“ soll hier gegen Ende des 6. Jahrhunderts auch ein langobardisches Kastell gestanden haben. Vermutungen zur Folge wurde die Kirche Ende des 13. Jh auf einem ehemaligen heidnischen Kultplatz errichtet und vereint in ihrer Bauweise sowohl romanische als auch gotische Elemente. Im Inneren der Kirche befinden sich sehenswürdige Wandmalereien. Außerdem gilt die aus dem Jahr 1556 stammende Glocke im Kirchturm als älteste Glocke der Pfarrei Tisens. Mit der Wiedereröffnung des restaurierten Gasthauses Hippolyt in diesem Jahr befindet sich nun auch wieder eine Gaststätte auf dem Kirchenhügel. Ein Grund mehr, den Aussichtspunkt mit seinem atemberaubenden Panorama über das gesamte Etschtal wieder einmal zu besuchen.
Die älteste Rebe der Welt
Ein weiteres Tisner Kulturerbe ist die sogenannte „Versoaln“-Rebe auf Schloss Katzenzungen. Es handelt sich dabei um die größte und auch älteste Rebe der Welt und wird auf ein Alter von 365 Jahren geschätzt. Noch heute bietet sie das Ausgangsprodukt des einzigartigen Versoaln-Weißweines, der im Landesweingut Laimburg gekeltert wird. Der Legende nach soll die Versoaln-Rebe im 15. Jh vom damaligen Besitzer von Schloss Katzenzungen, Graf Schlandersberg, gepflanzt worden sein. 2006 übernahmen dann die Gärten von Schloss Trauttmansdorff ihre Patenschaft.
Vom Bergzoo zur Tierwelt Rainguthof
Die Geschichte um den Tisner Bergzoo liest sich wie ein einzigartiger Krimi. Wie vielversprechend das Landesprojekt und die damit zusammenhängende Volksbefragung um den angedachten Bergzoo in Platzers vor rund 20 Jahren aber auch klangen, umso ernüchternder war schlussendlich die Absage für das Gesamtprojekt. Der ehemalige Gemeinderat und Befürworter des Projektes, Alois Piazzi, hatte die Idee des Bergzoos aber weiterverfolgt, und so kam ihm die Übernahme des alten Rainguthofes in Gfrill 2008 mehr als gelegen. Die Voraussetzungen des Hofes und die direkte Lage an der Gampenstraße boten sich geradezu ideal dafür an, seinen eigenen privaten Tiergarten zu realisieren. Nachdem Piazzi um 2010 schlussendlich damit begonnen hatte, kleinere Tiere zu halten, stieg die Zahl der Tiere bis zur Eröffnung der eigentlichen „Tierwelt Rainguthof“ im Jahr 2015 bereits auf 50 verschiedene Tiergattungen an. Darunter befinden sich Hängebauch-, Mini- und Wollschweine, Ponys, Mulis, Schafe, Hirsche, Schwäne und Enten, Hunde, Eichhörnchen und viele weitere. Mittlerweile hat sich die „Tierwelt Rainguthof“ zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt, und die Betreiberfamilie arbeitet fleißig daran, ihr Artenspektrum zu erweitern, in diesem Jahr insbesondere mit dem Neuzugang von zwei ehemaligen Zirkuskamelen aus der Mongolei. Für alle Tierliebhaber ist der kleine „Bergzoo“ in Tisens ein absolutes Muss. Außerdem kann die Tierwelt ganzjährig gegen eine freiwillige Spende besichtigt werden.
von Philipp Genetti