Die Zeiten sind zwar längst vorbei, da er noch 16 Stunden und sieben Tage in der Woche in der Gaststube stand. Mit den neuen Bestimmungen wurde es auch für ihn leichter, Freude am Wirt-Sein hat er heute noch.
Luis Piazzi hat zwar inzwischen sein gut gehendes, kleines Gasthaus, den „Gfriller Hof“, seinem jüngeren Sohn Peter übergeben, doch er steht auch heute noch mit stets gleichbleibender Freundlichkeit hinter dem Schanktisch.
Wie alles begann…
Der Vater von Luis Piazzi kam als Sechzehnjähriger von Unsere Liebe Frau im Walde auf den Obermairhof nach Gfrill, dem kleinen Weiler an der Straße zum Gampenpass. Seine Mutter stammte von einem Gastbetrieb in Laurein. Ihr lag das Gastwirtin-Sein im Blut und so entschloss sich der Vater, an der Straße zum Gampenpass, neben der kleinen Nikolauskirche ein Gasthaus zu bauen.1955, dem Geburtsjahr von Luis, wurde das neue Gasthaus eröffnet. Zuvor waren dem Ehepaar bereits drei Mädchen geschenkt worden, auf Luis folgten zwei weitere Buben. Alle Kinder wurden – wie damals allgemein üblich – schon früh zur Mithilfe in der Landwirtschaft und im Gasthaus herangezogen. Luis erinnert sich noch gut: „Ich war erst elf, zwölf Jahre alt, als ich schon ganz selbstverständlich den Gästen die Getränke zum Tisch brachte.“
Ein echter Familienbetrieb
Luis war der Älteste der drei Brüder, die älteren Schwestern waren bereits auswärts und verheiratet. Zwei Jahre, nachdem seine Mutter verstorben war, übernahm er 1978 den Gastbetrieb.
Da ein Mann als Wirt ohne Frau eine halbe Sache ist, holte er sich 1979 die ebenso fleißige, wie tüchtige Ilse aus Burgstall als Gattin nach Gfrill. Inzwischen sind die beiden über 40 Jahre glücklich verheiratet und ergänzen einander bestens. Frau Ilse begeisterte mit ihrer guten Küche die Gäste immer aufs Neue. Heute schwingt Peter als Jungkoch den Kochlöffel, denn beide Söhne sind in die Fußstapfen der Eltern getreten. „Ja“, meint Luis nachdenklich, „vielleicht war es der Fehler so mancher Betriebe, dass das Familieneben einfach zu kurz kam und deshalb die eigenen Kinder auf keinen Fall den elterlichen Betrieb übernehmen wollen.“
Du musst es im Blut haben!
„Auf die Leute zugehen, damit jeder spürt, dass er für dich wichtig ist, freundlich sein, aber auch auf das Einhalten gewisser Regeln achten, das musst du einfach im Blut haben“, dies meint Luis Piazzi, wenn man ihn nach dem Geheimnis seines gutgehenden Gasthauses fragt.
Mit den 10 Gastzimmern zählt der Betrieb zu den wirklich kleinen im Land. Doch gerade diese Kleinstrukturiertheit, die einen persönlichen Bezug zu jedem Gast gewährleistet, ganz gleich ob Übernachtungsgast oder einfach an der Theke – hat große Vorteile. So freut es Luis und Ilse, dass Gäste bereits fast 50 Jahre kommen, dass viele Stammgäste ihre reichhaltige Speisekarte zu schätzen wissen, ebenso, dass das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.
Ausgleich zum Beruf
Darauf angesprochen, leuchten seine Augen, denn die Tierwelt am Raingut ist seine große Freude. „Tiere sind wirklich eine Therapie“ meint er, und wann immer ihm ein Ärger über die Leber kroch oder er sich irgendwie ausgelaugt fühlte, fand er auf dem Hof seiner verstorbenen Tanten, den er in eine kleine Tier-Oase umgewandelt hat, Erholung und Ruhe. Dort tummeln sich frei und glücklich alle möglichen heimischen Tiere, auch ganz alte Rassen, die man sonst kaum mehr sieht, ebenso wie „Ausländer“. Inzwischen ist „die Tierwelt“ längst zu einem Geheimtipp für Familien, ebenso wie für Schulklassen geworden und die meisten sind gerne zu einer freiwilligen Spende für das Futter bereit.
Heute ist Luis ein Quasi-Rentner und genießt es, soviel Zeit wie möglich bei den Tieren am Raingut zu verbringen. Aber, wenn seine Hilfe am Gfriller Hof benötigt wird, weil dort wieder einmal alle Hände gebraucht werden, oder eine Hilfskraft ausfällt, ist er auch dort immer noch mit seiner Tatkraft und seinem Lächeln zur Stelle.
von Christl Fink