„Hand auf‘s Holz, für uns bedeuten Bretter die Welt“ lautet das Motto der Berufsgemeinschaft der Tischler. Der lebendige Werkstoff Holz ist dank seiner Vielfältigkeit ein beliebtes Material. Tischler schaffen es, mit geschickten Händen und viel Vorstellungskraft, weit mehr als „nur“ Tisch und Stuhl zu fertigen.
Zum Arbeitsalltag vieler Tischler gehören mittlerweile eine Vielzahl an Maschinen und modernster Computertechnik. Das sogenannte Handwerk 4.0 beinhaltet beispielsweise neueste 3D-Konstruktionssoftwaren und ein stetig wachsendes Automationspotenzial. Viele Arbeitsschritte wurden in den letzten Jahren automatisiert, andere sind hinzugekommen. Dies bedingt eine kontinuierliche Weiterbildung nach Abschluss der Gesellen- oder Meisterprüfung, um auf dem heutigen Markt bestehen zu können. Nichtsdestotrotz fertigen Tischler nach wie vor individuelle Produkte nach Kundenwunsch an. Handwerkliche Qualität und Geschicklichkeit sind dabei Grundvoraussetzung. Das Südtiroler Handwerk ist dank seiner hervorragenden Qualität und seinen Eigenheiten international gefragt. Dies spiegelt sich auch in den zahlreichen Tischlerbetrieben in Südtirol wider. In derzeit 1016 Betrieben gehen 3355 Beschäftigte diesem traditionsreichen Handwerk nach. Im 14. Jahrhundert spaltete sich die Tischlerei von der Zimmerei ab und schon früh fanden sich Lehrlinge, Gesellen und Meister in einer Zunft zusammen. Ihnen war die Herstellung bestimmter Werkstücke vorbehalten. Dazu gehörten: Fenster, Türen, Wand- und Decken-Vertäfelungen, Möbel und ab dem 16. Jahrhundert die neu aufkommenden Särge.
Individuell und passgenau
Die Bandbreite der Tischlerei reicht heute von der Herstellung einzelner aufwendiger Designer-Möbel bis hin zum kompletten Innenausbau. Holz kann auf viele Arten bearbeitet werden, sei es klassisch oder modern. Der Beruf des Tischlers unterteilt sich in Entwurf, Herstellung, Einbau und Reparatur von Möbeln und Innenausbauten und in der Herstellung und Montage von Bauteilen, wie Türen, Fenster, Treppen oder Holzverkleidungen.
In beiden Bereichen geht das kreative Entwerfen eines Werkstückes – nach eigenen oder fremden Entwürfen – der händischen und/oder maschinellen Anfertigung voraus. Ein geschickter und vorsichtiger Umgang mit Maschinen und ein maßgenaues Arbeiten ist besonders wichtig. Dabei hantieren Tischler gekonnt mit Kreissägen, Kehl- und Fräsmaschinen, Pressen, verschiedenen Klebe- und Bindemitteln, aber auch mit modernsten CNC-gesteuerten Maschinen. Im sogenannten Bankraum werden die gefertigten Einzelteile zusammengesetzt und an ihrem Bestimmungsort montiert.
Vom Lehrling zum Gesellen
Von den angehenden Tischlern wird ein allgemeines gutes Handgeschick, Freude am Gestalten und handwerklichen Arbeiten, räumliches Vorstellungsvermögen, saubere Arbeitsweise, Sicherheit im Rechnen (vor allem in Geometrie), technisches Verständnis und ein fachliches Interesse an der Holzbearbeitung erwartet. Die Tischlerlehre ist im dualen System aufgebaut. Das theoretische Hintergrundwissen wird, während der 4-jährigen Ausbildung vorwiegend in der Berufsschule vermittelt, der ausbildende Tischlerbetrieb dient der Praxisvermittlung. Parallel wird so das Verständnis für Zusammenhänge zwischen Wissen und Anwendung gefördert. Die Effizienz der Ausbildung wird besonders an den Ergebnissen internationaler Berufsweltmeisterschaften sichtbar, bei denen regelmäßig Spitzenplätze erzielt werden. Zu den elementaren Inhalten der Ausbildung gehören neben Technik und Werkstoff-/Materialkunde auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse wie Arbeitsabläufe, Organisation und Kalkulation/Preisbildung. Nach dem positiven Abschluss der Ausbildung durch die Lehrabschlussprüfung erhalten die Lehrlinge ihren Gesellenbrief. Nach dem Spezialisierungsjahr gibt es die Möglichkeit, ein fünftes Jahr zur Vorbereitung auf die Matura zu besuchen oder aufbauend einen Meisterkurs. An Südtirols Berufsschulen können sich ausgebildete Tischler zudem von Experten weiterbilden lassen. Die Offenheit und Bereitschaft zur Weiterbildung und Innovation kennzeichnet viele erstklassige Tischlereibetriebe. Arbeitsplätze finden sich nach der Ausbildung in Tischlereien, Einrichtungs- und Möbelhäusern, in der Möbelindustrie, öffentlichen Dienstleistungsbetrieben oder im eigenen Betrieb.