Die Südtiroler Amateurastronomen haben ihren Verein nach Max Valier benannt. Auch eine Schule und eine Sternwarte tragen seinen Namen und gleich vier Straßen im Burggrafenamt – in Meran, Lana, Rabland und Marling.
Wie praktisch wäre es, wenn jeder Mensch neben seiner Muttersprache noch eine zweite sprechen könnte – und diese zweite Sprache für alle dieselbe wäre. Dann könnten sich Aborigines, Burggräfler, Chinesen, Dschibuter und Ecuadorianer problemlos miteinander unterhalten. Leider scheitert dieses Ansinnen schon daran, dass man sich nicht einig ist, welche Sprache diese völkerverbindende Aufgabe übernehmen soll. Zu sehr sind die meisten ihrem eigenen Kulturraum verhaftet.
Überwunden werden könnte diese Schwierigkeit, so die Meinung einiger, durch eine einfach zu erlernende künstliche Sprache. Doch die meisten dieser Welthilfssprachen verschwanden so schnell wie sie aufgetaucht waren.
Die bekannteste und am meisten verbreitete unter ihnen ist Esperanto. Am 3. November 1919 kündigten die Innsbrucker Nachrichten „[i]n Würdigung der gegenwärtigen Zeit, in welcher (…) sich die Völker zur Förderung ihrer wirtschaftlichen Interessen einander nähern“ einen Esperanto-Vortrag an. Referent auf der vom Esperanto-Klub Innsbruck organisierten Veranstaltung war Klubmitglied Max Valier.
Raketen und Science Fiction
Max Johann Edmund Valier, so hatte es der Taufpriester im Kirchenbuch vermerkt, wurde am 9. Februar 1895 in Bozen geboren. Seine Eltern waren der aus Wien stammende Konditor Edmund Valier und die Boznerin Olga Wachtler. Als sein Name das erste Mal in einer Zeitung erwähnt wird, war er vierzehn Jahre alt und wurde als Vorzugsschüler der 4. Klasse am Franziskanergymnasium genannt. Schon wenige Jahre später entwarf der begeisterte Astronom übersichtliche Sternkarten, und verkaufte sie für 50 Heller pro Stück (das entspricht heute in etwa 3 Euro). Nach der Matura studierte er in Innsbruck Astronomie, Mathematik und Physik und begann sich für die Luftfahrt zu interessieren. Er experimentierte mit Raketenantrieben und erzielte einige beachtliche Erfolge. Nebenher verfasste er Fachartikel für lokale Zeitungen und schrieb eine Science-Fiction-Kurzgeschichte mit dem Titel „Spiridon Illuxt“, die jedoch bei Kritikern auf wenig Gegenliebe stieß. Nach schwierigen Jahren fand er 1927 in Fritz von Opel einen finanzkräftigen Unterstützer für seine Raketenpläne. Grundlegende Meinungsverschiedenheiten beendeten die Zusammenarbeit aber schon bald.
Mit einem selbstgebauten Auto erreichte er 1929 eine Geschwindigkeit von 400 km/h und forderte seinen Konkurrenten Henry Segrave öffentlich heraus.
Als er am 17. Mai 1930 in Berlin ein neuartiges Triebwerk ausprobieren wollte, explodierte eine Brennkammer und tötete Valier mit nur 35 Jahren. Segrave starb vier Wochen später bei einem Rekordversuch mit einem Boot.
Breitgefächerte Interessen
Heute kennt man Max Valier vor allem als Raketenpionier und Astronomen. Weniger bekannt ist, dass er sich – wie oben erwähnt – auch für das völkerverbindende Projekt Esperanto einsetzte und Vorträge darüber hielt. Erfunden wurde die Kunstsprache 1887 von dem polnischen Augenarzt Ludwig Zamenhof, der einen Beitrag gegen Rassismus und für den Weltfrieden leisten wollte. Die Grammatik ist möglichst einfach gehalten und kennt nur sechzehn Regeln. Der Wortschatz besteht hauptsächlich aus romanischen und germanischen Wörtern. Weltweit soll es heute etwa zwei Millionen Sprecher geben. In Bozen wurde sogar eine Straße nach der Sprache benannt. Oder auf Esperanto: En Bozen eĉ strato ricevis la nomon de la lingvo.
Christian Zelger