Wer möchte nicht der ersten Hitze entfliehen, für einige Stunden den kühlen Wald genießen und beim Glockengeläute der Kuhschellen den Alltag vergessen? Dies alles ist auf dem Weg ins einsame Pfistradtal in Passeier möglich.
von Christl Fink
Vom Tourismusbüro in St. Leonhard, wo auch die Haltestelle ist, gehen wir über die Überführung der Straße hinauf zur Kirche, den Happergweg aufwärts bis vor den Sonnenhof.
Über den alten Plattensteig
Der Wegweiser (Mark. 13) führt nun über einen alten Plattensteig zwischen Trockenmauern aufwärts. Immer wieder überqueren wir erst die Asphalt- später die Forststraße. Einmal kommen wir an einem alten Bildstock vorbei, dann wieder am Hinweisschild zum Schnitzerhof. So geht es erst ziemlich steil, aber dafür sehr abkürzend ins vorerst noch sehr enge Pfistradtal hinein. Die uralten Pflastersteine zeugen von einem Weg, der seit Jahrhunderten begangen wurde. In der Nacht hat es noch geregnet, und so „raucht“ der Wald.
Hubertuskapelle am Schintleregg
An ihr müssen wir vorbei, sie stammt aus dem fernen Jahr 1710. Immer wieder gibt eine Baumlücke den Blick auf die andere Talseite frei. Schließlich kommen wir auf die Forststraße, die wir weiter gehen. Ein fester Holzzaun gibt auf der steilen Talseite Schutz und Sicherheit. Wir kommen zu einem Wegweiser, der auf eine Abzweigung für eine andere Runde nach St. Leonhard zeigt, die wir am Rückweg nehmen werden. Nun führt unser Weg über eine Brücke auf die andere Bachseite. Jetzt wird das Tal weiter und weniger steil und schafft Raum für Almweiden. Ein Wasserfall stürzt zu Tal, Blumen schmücken die saftigen Almwiesen.
Pfistradhof und St. Anna
Die kleine, aber sehr schmucke Kapelle im Pfistradtal mit der gleichnamigen Alm daneben wird nun bereits sichtbar. Somit haben wir unser Ziel für heute erreicht! Das einfache, aber gute Gasthaus ist noch geschlossen, da es ja in diesem Winter besonders viel Schnee gab. Doch es wird auch bald wieder öffnen. Informationen diesbezüglich gibt gerne der Tourismusverein Passeier. Vom Martinitag bis zu Maria Lichtmess fällt kein Sonnenstrahl in dieses einsame Hochtal. Umso mehr blüht es in den Sommermonaten.
Die alte Kaser
Sie ist ein Bau aus dem fernen Mittelalter, der heute vom Museum in Passeier als Außenstelle geführt wird. Hier stand einst eine ganzjährig bewohnte Hofstelle. Zu Unrecht denken wir bei Kaser an einen Ort zur Käseverarbeitung, das Wort kommt aus dem romanischen „casa“, eben Haus. Jahrhundertelang war die Alm im Besitz der Herren der Jaufenburg, und – wer würde es für möglich halten? – heute gehört sie Bauern aus dem fernen Latsch im Vinschgau. Ober der Kaser führt ein nicht markierter Steig nahe an den tosenden Wasserfall heran.
Zum Wasserfall
Ein Bild, das immer neu fasziniert! Dann queren wir weglos hinunter zum Forstweg, auf dem wir gekommen sind. Nun wandern wir zu der bereits gesichteten Abzweigung auf den Steig mit der Markierung 12. Nach rechts abwärts, durch ein Gatter und dann über die Brücke des Pfistradbaches müssen wir. Ein wunderbarer Waldweg entschädigt uns hundertfach für den Forstweg zuvor und das dann unvermeidliche Teilstück der Asphaltstraße. Erst aber genießen wir den Weg bis zur Abzweigung. Jetzt geht es etwas steiler abwärts kurz durch den Wald, dann an einem Hof vorbei und auf eine asphaltierte Straße, die nach Wanns führt.
Hinunter nach St. Leonhard
Nun heißt es auf Markierung 12 eine gute Viertelstunde die Asphaltstraße abwärts tippeln. Höfe kleben wie Schwalbennester an den unvorstellbar steilen Wiesen. In einer Kurve steht ein mächtiges Kreuz zum Dank aus Kriegszeiten. Daran vorbei geht es weiter abwärts, bis unmittelbar vor der Brücke rechts der Fußsteig den Wald hinunter abzweigt. Auf Markierung 20 wird es wieder richtig romantisch. Ein alter Weg führt durch den Wald an Felswänden und einem verwitterten Kreuz vorbei ins Tal.
Sobald wir die Straße erreichen, wandern wir unter der Jaufenburg vorbei zurück nach St. Leonhard.
INFO
Anfahrt: Von Meran entweder mit dem Linienbus oder mit dem Auto bis nach St. Leonhard in Passeier.
Ausgangspunkt: Tourismusbüro
Beste Zeit: Später Frühling bis zum ersten Schneefall
Gesamtgehzeit: rund 4 – 4,30 Std. St. Leonhard > Pfistradalm: 2 Std.Pfistrad > St. Leonhard: 2,15 Std.