Sobald die Temperaturen fallen, beginnt die Zeit des Heizens – wohlige Wärme will in den eigenen vier Wänden garantiert sein. Dabei gibt es einiges zu beachten, um Geld zu sparen und den Komfort zu steigern. Unterschiedliche Heizsysteme und technische Neuerungen sollen dabei helfen, energieeffizient durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
von Jasmin Maringgele
Effiziente bauliche Maßnahmen, sowie bewusstes Heizen und Lüften sind der beste Weg, um den Energieverbrauch zu senken. Knapp 70 % des gesamten Energieverbrauchs entfallen auf Heizung und Warmwasserbereitung in Wohngebäuden. Zudem liegt der Anteil des CO2-Ausstoßes für diesen Bereich laut Hochrechnungen bei knapp 60 Prozent. Kurzum: Jede Menge Einsparpotential. Tobias Staffler ist technischer Angestellter in einem Installationsbetrieb und beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren mit dem Heizen. Tobias Staffler fasst für die BAZ zusammen, was energieeffizientes Heizen ausmacht und welche technischen Neuerungen empfehlenswert sind.
Thema Neubau: Was ist bei der Heizungsplanung zu beachten?
Tobias Staffler: Zuallererst wird eine sogenannte Heizlastberechnung durchgeführt. Kurz gesagt, ist das ein Berechnungsverfahren zur Ermittlung der Energie, die benötigt wird, um ein Gebäude trotz Wärmeverlusten über die Gebäudehülle und das Lüften, auf der gewünschten Soll-Temperatur zu halten. Ein Fachmann findet dabei heraus, wie leistungsstark eine Heizung sein muss, um die Wohnung oder das Haus mit ausreichend Wärme zu versorgen. Danach wird geklärt, welches Wärmeabgabesystem für die jeweiligen Bedürfnisse passend ist. Im Neubau sind das Flächenheizungen, meist Fußbodenheizungen, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen betrieben werden können. Im sogenannten Komfortbereich – überall dort, wo man gezielt etwas mehr Wärme möchte – bieten sich zudem spezielle Wandheizungen an. Beispielsweise im Bad oder hinter dem Sofa. Sie wirken sich gezielt auf das Wohlbefinden aus und es fühlt sich bei einer generell niedrigeren Raumtemperatur trotzdem angenehm warm an. Abhängig vom gewählten Wärmeabgabesystem wird dann die Art der Heizanlage gewählt. Wärmepumpen etwa arbeiten besonders effizient im niedrigen Vorlauftemperaturbereich – nicht aber, wenn hohe Vorlauftemperaturen, wie zum Beispiel bei Heizkörpern, gebraucht werden. Hier wäre ein Gas-Brennwertkessel oder ein Pelletskessel die bessere Wahl.
Welche Heizsysteme sind gängig – wobei handelt es sich eher um „Auslaufmodelle“ oder Systeme, die weniger dem heutigen Standard entsprechen?
Hocheffiziente Gas-Brennwertkessel sind heute der Standard. Diese arbeiten in der Regel sauber und zuverlässig.
Das Preis-Leistungsverhältnis – auf das Heizen bezogen – ist hierbei meiner Meinung nach am besten. Die Technik ist recht kleingehalten und überschaubar unterzubringen. Eine moderne, wenn auch in der Anschaffung teurere Alternative, sind Wärmepumpen mit denen man nicht nur heizen, sondern im Sommer auch kühlen kann. Dabei unterscheidet man zwischen Luft-Wasser-Wärmepumpen, die die Energie aus der Umgebungsluft gewinnen und Geothermiewärmepumpen, welche diese aus dem Erdboden nehmen. Die so aus der Umwelt gewonnene Energie erwärmt ein Kältemittel, das sich bereits bei niedrigen Temperaturen in Dampf umwandelt. Ein Kompressor verdichtet diesen Dampf, wodurch dieser sehr warm wird und über einen Wärmetauscher zum Heizen verwendet werden kann. Dabei kühlt das Kältemittel ab und verflüssigt sich, womit der Kreislauf von Neuem beginnt. Das Ganze funktioniert auch in die entgegengesetzte Richtung und ermöglicht somit das Kühlen im Sommer. Wärmepumpen werden in Zukunft sicherlich noch relevanter, da sie kühlen und heizen können. Energieverluste werden bei modernen Bauten ausgeglichen und Steuerungen über Apps – SmartHomes – nehmen an Beliebtheit zu Hackschnitzelanlagen bieten sich dann an, wenn man selbst über ausreichend Holz verfügt. Pelettsheizungen vorrangig bei größeren Gebäuden und Platz für eine umfangreiche Anlagentechnik. Vor allem in alten Häusern bestehen noch Ölkessel. Diese sind allerdings im Bereich des Neubaus oder des Umstieges auf effizientere Heizsysteme nicht mehr relevant.
Wann bietet sich ein Austausch des Heizsystems an?
In erster Linie dann, wenn das alte Heizungssystem kaputt ist oder nicht mehr zufriedenstellend funktioniert. Allerdings rentiert sich nach gewisser Zeit auch der Austausch eines – zum Beispiel- alten Ölkessels gegen einen moderneren Gas-Brennwertkessel. Dieser ist umweltfreundlicher, verursacht weniger Emissionen, das Nachtanken des Heizöls entfällt und die Wartung und Instandhaltung ist generell einfacher.
Wie lassen sich die größten Fehler beim Heizen vermeiden – generell und unabhängig vom Heizsystem?
Der größte Fehler schlechthin ist das gleichzeitige Lüften und Heizen. Es empfiehlt sich in regelmäßigen Abständen stoßzulüften und die Fenster nicht gekippt zu lassen. Vom Energieverlust abgesehen, provoziert eine zu hohe Luftfeuchtigkeit die Bildung von Schimmel. Das ist auch dann zu beachten, wenn im Winter Räume zu sehr auskühlen, weil diese nicht genutzt werden. Minimal sollten Räume immer beheizt werden. Zudem Heizkörper, sofern welche in der Wohnung sind, nicht verstellen. Außerdem sollte die Wärme den Räumen angepasst sein. Das heißt im Wohnzimmer und Bad braucht es zumeist deutlich wärmere Temperaturen als im Schlafzimmer oder im Hobbyraum.
Gibt es in Hinsicht auf Flächenheizungen und Heizkörper Unterschiede, die man beachten sollte?
Bei Fußbodenheizungen gilt es, die Temperatureinstellung immer moderat zu halten und den Boden nicht komplett auskühlen zu lassen. Moderne Flächenheizungen sollten nur bei mehrtätiger Abwesenheit stark zurückreguliert werden. Ansonsten empfiehlt es sich, über Thermostate und Zeitschaltsysteme bedarfsgerecht zu regeln. Zum Beispiel: Am Tag etwas mehr heizen, in der Nacht weniger und Zeitschaltuhren so einstellen, dass sie selbstständig am frühen Morgen wieder die Temperatur hochregeln. Bei Fußbodenheizungen „puffert“ der Heizestrich, in dem das Rohr verlegt ist, die Wärme und beim kompletten Neu-Aufheizen kostet es viel mehr Energie, als wenn man die Heizung mit moderater Wärme laufen lassen würde.
Heizkörper reagieren schneller als eine Flächenheizung, daher kann man diese auch kurzfristig einschalten – sie kühlen allerdings auch rascher wieder aus. Flächenheizungen sind behaglicher, weil sie nicht nur die effektive Raumtemperatur erhöhen, sondern großflächig Strahlungswärme abgeben und so den Raum gleichmäßig erwärmen, während es bei Heizkörpern in unmittelbarer Nähe oft sehr heiß und weiter entfernt zu kühl ist.