Für die einen ist es nur ein Handwerk. Für Hans Kaserer bedeutet der Beruf des Tischlers Kreativität, Faszination und Präzision zugleich. „Wir erschaffen mit unseren eigenen Händen nachhaltige Werte und hauchen ihnen Leben ein“, sagt der Plauser. Mit Holz zu arbeiten, einem der vielfältigsten Werkstoffe auf unserem Planeten überhaupt, hat ihn schon von klein auf fasziniert. Mit 15 trat er eine Tischlerlehre in Naturns an, seitdem hat Holz ihn nicht mehr losgelassen. „Wir lernten damals von der Pike aus alles, was ein guter Tischler können muss, von Zäunen bis Balkongeländern“, schmunzelt der heute 69-Jährige. 7 Jahre arbeitete Hans beim internationalen Naturnser Unternehmen „Schweitzer“ im Ladenbau, bis er sich 1977 zum Schritt in die Selbständigkeit entschloss. In Tschirland-Naturns mietete er vorerst eine Tischlerei und spezialisierte sich auf die Herstellung von Holzprodukten im Außenbereich. „Damals haben wir auch viele Wohnungen getäfelt“, erinnert sich Kaserer. Während die ersten Jahre sehr gut verliefen und ihm viele Aufträge bescherten, waren die frühen 1980er Jahre von einer großen Wirtschaftskrise gezeichnet. Zum Glück ging es aber nach einigen Jahren wieder aufwärts. 1990 wurde in der Handwerkerzone in Plaus ein Grundstück ausgewiesen, das Kaserer erwarb, um dort seinen Familienbetrieb mit Werkstatt und Wohnhaus zu errichten. Früh stiegen seine Söhne Roland und Hanspeter in den Betrieb mit ein.
Alles begann mit einem Zirbelherzen
„Ein Handwerk ist ohne Kreativität nicht vorstellbar“, sagt Kaserer. Und so ist sein Hobby zur „Berufung“ geworden. Begonnen hat alles mit einem Herzen aus Zirbelholz. Die Zirbe hat es ihm angetan: Waren es anfangs ein paar dekorative Arbeiten für Freunde und Bekannte, „erschafft“ Hans heute von Zirbelbetten, Schränken, Tischen und Bänken über Schalen, Schüsseln ein riesiges Sortiment an Dekorativem fürs Zuhause. Alles, was ihm durch den Kopf geht, wird aus seinem Lieblingsholz dann gemacht. Vor drei Jahren eröffnete er sein Geschäft „Die Zirbe“ am Algunder Pfarrplatz und zählt mittlerweile Einheimische und viele Gäste zu seinen Kunden. So einige Zirbelbetten, Tische und Bänke haben seitdem ihren Weg nach Deutschland gefunden, freut sich der rüstige „Senior“, für sich selbst aber das kreative Arbeiten mit Zirbelholz gefunden hat. „Die Brotkiste ist am meisten gefragt“, sagt Kaserer. Zirbelholz ist für ihn das typischste Südtiroler Produkt und sein Duft ist unverwechselbar, er bleibt in Erinnerung.
Im Alter kreativ sein
„Jede Holzart, jedes Holzstück hat eigene charakteristische Besonderheiten, die man mit handwerklichem Können herausarbeiten kann“, sagt Hans, aber am liebsten ist ihm die Zirbel. Aus ihren Zapfen macht er dann auch seinen „Zirbellikör“, für liebe Freunde, Bekannte und Kunden. Die Rückbesinnung auf Tradition und Handwerkskunst ist in einer Welt, die immer schneller wird, ein guter Gegenpol, weiß Hans Kaserer und plant schon seine nächste Idee.