Sie ist das Aushängeschild eines ganzen Tals, eines ganzen Landes. Im Rodeln ist sie Gesetz. Die Rede ist von Evelin Lanthaler. Dass die 30-Jährige aus dem Passeiertal die Nummer 1 in Naturbahnrodeln ist, stellte sie kürzlich bei den 29. FIL-Europameisterschaften in Laas im Vinschgau einmal – oder besser gesagt zweimal – unter Beweis. In eindrucksvoller Manier sicherte sie sich die Goldmedaillen sowohl im Einzelrennen als auch im Teamwettbewerb. Die Passeirerin, die in dieser Saison alle vier bisherigen Weltcuprennen gewinnen konnte, war auch in Laas eine Klasse für sich. Die Titelverteidigerin holte sich in 2.05,16 Minuten ihren vierten Europameistertitel in Serie. Schlussendlich hatte Lanthaler einen Vorsprung von 1,14 Sekunden auf die Laaserin Greta Pinggera. Rang drei ging an die Österreicherin Tina Unterbeger (+1,30 Sek.), Platz vier an die Russin Jekaterina Lawrentjewa (+2,07). Im ersten Lauf fuhr Lanthaler einen neuen Bahnrekord. Damit unterbot sie den bis dato stehenden Bahnrekord der Herren, aufgestellt von Thomas Kammerlander im vorigen Jahr mit einer Zeit von 1.02,73 Minuten. Am Tag darauf wurde dieser Bahnrekord von den Herren wieder unterboten (den hält nun Alex Gruber mit 1.01,69) aber mit ihren Laufzeiten hätte sich Lanthaler auch bei den Herren unter den besten sechs Rodler eingereiht.
„Der erste Lauf war wirklich perfekt, im zweiten Lauf wusste ich, dass ich nicht mehr voll riskieren muss“, erklärte Lanthaler nach ihrem Sieg. Nun gelte es den Fokus auf die noch bleibenden Weltcupetappen zu richten. Alles sieht nach einem weiteren Gesamtsieg von Lanthaler aus, in Stein gemeißelt ist das aber noch nicht. „Ich muss die Konzentration hoch halten“, so die Passeirerin.
Auch ihre Rivalinnen waren voll des Lobes. „Nach dem ersten Lauf war ich schon sauer, im zweiten Lauf konnte ich aber meine Leistung abrufen und bin sehr gut gefahren. Komplimente an Evelin (Lanthaler), die wäre auch mit zwei super Läufen nicht zu biegen gewesen“, zollte Greta Pinggera der alten und neuen Europameisterin Respekt. Auch Tina Unterberger zog vor Lanthaler den Hut: „Diese Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen.“ Eine weitere Goldmedaille sicherte sich Lanthaler im abschließenden Teambewerb. Hier setzte sie sich als Team Italien mit dem Villanderer Alex Gruber in 2.06,80 Minuten gegen Österreich (Unterberger/Scheikl) durch. Die Bronzemedaille ging an Russland (Lavrenteva/Egorov).
Michael Andres