Er ist ein Bildhauer, der wie wenige andere mit der Stadt Meran verbunden ist und ihr seinen Stempel aufgedrückt hat: der gebürtige Ultner Blasius Mayrhofer. In Obermais trifft man ihn auf einem Straßenschild.
„In einem Auslagefenster der Jandl‘schen Buchhandlung ist gegenwärtig eine hübsche Holzschnitzerei (…) ausgestellt. Der Verfertiger dieser Arbeit ist ein junger Ultner, namens Blasius Mayrhofer, welcher ohne jedwede künstlerische Vorbildung, jedoch ausgestattet mit einem vorzüglichen Talente, solch‘ schöne Erzeugnisse der Schnitzkunst liefert. Der junge, begabte Mann hofft, durch den Verkauf seines Werkes in die Lage zu kommen, sich in der Bildhauerkunst weiter ausbilden zu können.“ – so schreibt der „Burggräfler“ im Mai 1897. Zu diesem Zeitpunkt war Mayrhofer bereits 27 Jahre alt und von „ohne jedwede künstlerische Vorbildung“ kann keine Rede sein. Bereits zehn Jahre zuvor hatte er sich an der k. & k. Fachschule für Holzindustrie in Bozen eingeschrieben und als 1894 die neue Kirche in Vellau erbaut wurde, hat er mit der Dreifaltigkeitsgruppe, den Aposteln Petrus und Paulus, zwei Engeln sowie der Pietà seine Spuren hinterlassen. Er gehört neben Josef Wassler und Alois Schmider zu den drei bedeutenden Künstlern des Burggrafenamtes.
Ein Leben für die Kunst
In der Kirche von St. Walburg im Ultental wird am 18. Jänner 1870 ein Kind getauft. Die Eltern heißen Johann Mairhofer und Theresia Sonnenburger und haben sich für die Namen Blasius Franziskus entschieden. Es ist ihr drittes Kind nach Johann und Kreszenz. Obwohl der Familienname später mit „y“ geschrieben wird, scheint er hier noch in der Schreibweise mit „i“ auf.
Nach dem Besuch der Volksschule in Algund kehrte Blasius auf den heimatlichen Viertelhof zurück. Schon früh zeigte sich sein künstlerisches Talent. Nach seiner Zeit an der Fachschule in Bozen lernte er bei Josef Wassler. Er war es auch, der ihm den Auftrag für die erwähnte Dreifaltigkeit am Altar in Vellau vermittelte. Mit dem Honorar konnte er sich ab 1898 eine weitere Ausbildung an der Kunstakademie in München finanzieren. Nach gut zwei Jahren zog es ihn wieder nach Südtirol. In Meran eröffnete er in der Habsburger Straße (heute: Freiheitsstraße) ein eigenes Atelier. In seiner Arbeit ist er kreativ, neugierig und unermüdlich, privat hingegen „nicht einer, der viel von sich reden macht, sein Bekanntenkreis ist klein, fast unbekannt“, schreibt Bruno Pokorny zum 60. Geburtstag. In den Werken zeigt sich sein Gespür für das Material, egal, um welches es sich handelt, wie auch sein Sinn für Proportion und Maß. Allein seine wichtigsten Arbeiten aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Genannt werden sollen hier exemplarisch das Plattatscher-Grabmal in Algund, der Eiserne Michl, die Christus-Figur im Meraner Rathaus und das Trogmann-Denkmal in Untermais. Letzteres schuf er 1909 zu Ehren des Maiser Schützenhauptmanns Blasius Trogmann. In der Zeit des Faschismus wurde das Bildnis gewaltsam vom Sockel gerissen und beseitigt. 50 Jahre sollte es dauern, bis es im Auftrag der Untermaiser Schützen neu gegossen wird.
Die Kunst lebt weiter
Davon hat Mayrhofer nichts mehr mitbekommen. Er starb am 10. März 1944 im Alter von 74 Jahren im städtischen Krankenhaus. Das „Bozner Tagblatt“ veröffentlichte einen kurzen Nachruf: „Ueberall im Land verstreut finden wir seine Werke und zahlreiche haben den Weg nach Deutschland, Holland und die anderen nordischen Staaten genommen. Seine Werke sind wie sein Charakter ohne jede Ziererei und Unechtheit, sie atmen den Geist der Heimat, die Verbundenheit mit Mensch und Tier, Berg und Wald, sie sprechen die Sprache des echten Tirolers.“ Um ihn trauerten sein Sohn Hans – damals im Krieg –, seine Tochter Anna, die Schwester Maria und seine Enkelkinder Max und Hansi. Seine Frau Anna Götsch war ihm bereits elf Jahre zuvor vorausgegangen. Erst 1980, zu Mayrhofers 110. Geburtstag, fand im Meraner Kurhaus eine Gedächtnisausstellung statt, in der rund 60 Werke zu bewundern waren. Gottfried Oberthaler hat im selben Jahr eine Monographie über den Künstler herausgegeben – und die Stadt Meran hat eine Gasse in Obermais nach ihm benannt.
Christian Zelger