Das Hotel Weisses Kreuz im historischen Ortskern von Burgeis wurde aufwendig umgebaut.
von Michael Andres
Wann das Weisse Kreuz im Zentrum von Burgeis erbaut worden ist, das lässt sich heute nicht mehr genau feststellen. Fest steht aber: Es befindet sich viel Geschichte in den Gemäuern. Schon immer war der Ort ein Platz der Begegnung, ob als Krämerladen oder jetzt als Hotel. Die Geschichte des Hotels ist eng mit jener der Familie Theiner verbunden und reicht auf das Jahre 1871 zurück, als Josef Theiner das Weisse Kreuz erstand und einen Krämerladen daraus machte. In den 1950er-Jahren bestand das Weisse Kreuz aus Landwirtschaft, Laden und einem weitum beliebten Gasthof. Ab den 1960er Jahren als der Fremdenverkehr auch im Obervinschgau Fahrt aufnahm, wurde das Weisse Kreuz stetig weiterentwickelt – immer der Tradition verpflichtet – und zu einem bekannten Hotel. 2011 wurde das Haus gegenüber, der rund 800 Jahre alte Ansitz zum Löwen, eines der wohl schönsten Häuser im ganzen Tal, saniert und umgebaut. In enger Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Denkmalamt schaffte das Architektenduo Stephan Marx und Elke Ladurner eine ganz besondere Symbiose aus historischer Bausubstanz und zeitgenössischer Architektur. Elke Ladurner vom Schlanderser Architekturbüro Marx/Ladurner zeigte sich auch für den kürzlich abgeschlossenen Um- und Ausbau des Weissen Kreuzes verantwortlich. Nach einer Bauzeit von rund 4 Monaten konnte das Projekt vor einigen Wochen rechtzeitig abgeschlossen werden, viele Gäste konnten sich bereits ein Bild von den gelungenen Arbeiten machen.
Integration an Bestand
Entstanden ist ein Schmuckstück im historischen Zentrum von Burgeis. „Mitten im Ortskern ist die Integration an den Bestand und das gesamte Ensemble besonders wichtig“, weiß Mara Theiner, die den Betrieb mit ihrem Partner und Küchenchef Marc Bernhart mittlerweile in 6. Generation führt. Das Traditionshaus, das mittlerweile längst ein modernes 4 Sterne-Hotel ist, verbindet Geschichte und Moderne und macht aus den 4 Häusern – dem Ansitz zum Löwen von 1236, dem Stammhaus aus dem 12. Jahrhundert, dem modernen Anbau aus dem Jahre 2013 und dem Umbau von 2022 – ein einzigartiges Ganzes. „Natürlich möchte man mit moderner und offener Architektur begeistern. Aber man möchte auf keinen Fall das Gesamtbild stören, da es das Zusammenspiel aus Alt und Neu ist, das Burgeis so besonders macht“, erklären Mara Theiner und Marc Bernhart. Blickt man auf das Entstandene, dann wird klar: Dies dürfte gelungen sein. Freilich, bauliche Herausforderungen habe es durchaus gegeben. Dies vor allem aufgrund der sehr engen und verschachtelten Lage in den Burgeiser Gassen. „Dies begann schon bei der Frage, wo zwei Baukräne aufgestellt werden können. Materialanlieferungen, Abstellmöglichkeiten und dergleichen, alles war ein enormer organisatorischer Aufwand. Auch der Anschluss an das Bestandshaus, auf insgesamt fünf Geschossen war eine riesige statische und bauliche Herausforderung“.
Hervorragende Zusammenarbeit, lokale Handwerker
Die Zusammenarbeit mit den Handwerkern habe schlussendlich aber reibungslos geklappt, „obwohl dieses Projekt sicherlich für alle aufgrund der schwierigen Voraussetzungen herausfordernd war“. Es sei ein großes Glück gewesen, „mit so guten, lokalen Firmen arbeiten zu können und alle Handwerker haben wirklich ihr Bestes gegeben, um dieses Bauvorhaben in diesem kurzen Zeitrahmen zu ermöglichen“, erinnert Mara Theiner.
Dass die Eröffnung pünktlich über die Bühne gehen könne, habe in so mancher Bauphase keiner mehr wirklich geglaubt – auch die Bauherren selbst nicht. „Dennoch haben alle einfach weitergemacht, täglich 150 Prozent gegeben und somit das Unmögliche doch noch möglich gemacht. Dafür sind wir sehr dankbar“. In Sachen Raumaufteilung wurde darauf geachtet, dass die Räume hell, offen und gemütlich werden. Die Bauherren entschieden sich daher bewusst dafür, mit ruhigen und zeitlosen Materialien und Farben zu arbeiten und Ruhe und Balance in die Räume zu bringen. „Wir haben uns auf wenige, hochwertige Einrichtungsdetails konzentriert und mit vielen Pflanzen gearbeitet“, erklärt Marc Bernhart.
Mehr Platz
„Durch diesen Umbau hat man nun das Gefühl, dass das Hotel als Ganzes komplett geworden ist“, freut sich die Gastgeberin. Der heimliche Star ist ein 20 Meter langer Infinity-Pool im neuen Garten. Dazu gekommen sind außerdem ein panoramaverglaster Wintergarten als Ruhebereich, ein Fitnessraum sowie ein Yoga-Meditationsraum. „Die Bestandsterrasse wurde erweitert und ein neuer, großzügiger Restaurantbereich für unsere Hausgäste geschaffen. Neu entstanden ist zudem das kleine, exklusive Fine Dining Restaurant „Mamesa“, welches auch für externe Gäste zugänglich ist.
Auch dieses besticht durch seine besondere Architektur und seine stilsichere Einrichtung. Der Name ist eine Kombination aus dem alten, rätoromanischen Wort für Tisch (Mesa) und unseren Vornamen“, sagt Mara Theiner. Bereits in den letzten Jahren erhielt die Küche von Marc Bernhart und der Service im Weissen Kreuz allerlei Auszeichnungen, unter anderem 3 Hauben im Gault-Millau 2021/2022. Die Grundidee des Umbaus sei es natürlich auch gewesen, „unser Haus qualitativ weiter zu steigern und unsere Stärken auszubauen. Es war uns ein großes Anliegen mehr Platz und Raum zu schaffen. Dies bei gleichbleibender Gästeanzahl, da wir nur eine Suite dazu gebaut haben. Es war uns besonders wichtig den persönlichen Umgang zu unseren Gästen und Mitarbeitern nicht zu verlieren.“
Authentisch und ursprünglich
Vor allem in Anbetracht der Lage ist die neue Großzügigkeit „wirklich großes Glück und macht uns einfach einzigartig“. Die Gäste schwimmen im neuen Infinity-Pool und sehen dabei von der Spitzigen Lun, über den Ortler, das Kloster Marienberg bis zur Burgeiser Pfarrkirche. Nebenbei bekommen sie auch noch das Dorfleben mit, können vom Pool, dem Garten oder der Terrasse aus, die Bauern bei der Arbeit beobachten, sehen Prozessionen, hören Platzkonzerte und erleben wie authentisch und wunderschön Burgeis ist. Ohnehin ist das Authentische, das Ursprüngliche, das Besinnen auf die eigenen Wurzeln und das Verschmelzen eines modernen Hotels mit dem historischen Dorf etwas Wesentliches im Konzept des Weissen Kreuzes. „Auf diese Kombination sind wir wirklich stolz“, betonen Mara und Marc abschließend.