In Untermais, auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Maria Trost, wird ein neuer Schulkomplex entstehen. Der Baubeginn ist für Herbst 2022 geplant.
von Philipp Genetti
Auf einer über 23.000 m2 großen Fläche zwischen der Romstraße, der Trogmanngasse und dem Kinderspielplatz Maria Trost sollen ein neues deutsch-italienisches Schulzentrum, eine neue Turnhalle, eine Bibliothek, ein Verwaltungsgebäude und eine Tiefgarage mit 200 Stellplätzen entstehen. 2026 soll, alles fertiggestellt sein. Die BAZ sprach mit Stadtrat Stefan Frötscher, dem Architekten und Abteilungsleiter für „Bauwesen und technische Dienste“, Wolfram Pardatscher sowie mit Vizeobmann und Pressesprecher des SVP-Stadtkomitees von Untermais Reinhard Bauer über das neue Schulzentrum.
Herr Frötscher, Sie sind zuständiger Stadtrat für öffentliche Bauten. Welche Bedeutung hat dieses Großprojekt für die Gemeinde Meran?
Stefan Frötscher: Die Notwendigkeit einer angemessenen und modernen Bildungsstruktur für unsere Kinder und Jugendlichen in Untermais ist ein langersehnter und mittlerweile unabdingbarer Wunsch. Die derzeitigen Gebäude entsprechen seit Langem nicht mehr den Bedürfnissen. Das Gelände wird in mehreren Baulosen neugestaltet und soll u. a. eine neue Mittelschule (Rosegger/Negrelli), eine Aula Magna, eine Dreifachturnhalle und Raum für Begegnung umfassen.
Reinhard Bauer: Wie wichtig das Projekt für Untermais ist, erkennen wir auch an der unterschiedlichen Berichterstattung. Es betrifft einen Großteil der Untermaiser Bevölkerung. Die Vision geht aber weit über ein reines Schulzentrum hinaus, das Projekt muss in einem größeren Kontext betrachtet werden. Das Schulzentrum, mit fußläufiger, barrierefreier Erreichbarkeit bis in die Matteottistraße, der Romstraße sowie der Pfarrkirche und dem KIMM kann nicht nur ein schulisches, sondern wird auch ein gesellschaftliches Zentrum für die Untermaiser werden. Wir alle profitieren davon.
Als Leiter der Abteilung Bauwesen und technische Dienste begleitet Arch. Pardatscher das Projekt. In welchen Bauabschnitten wird das neue Schulzentrum realisiert? Wie viele Geldmittel stehen dafür zur Verfügung?
Wolfram Pardatscher: Geboren wurde die Idee unter Bürgermeister Günther Januth. Aus dieser Zeit stammt auch die technisch-wirtschaftliche Machbarkeitsstudie von Arch. Markus Scherer. Der Auftrag an die Wettbewerbssieger „AM3“ aus Palermo wurde mit der damals geschätzten Bausumme von 36 Millionen Euro erteilt. Im Mai hat genanntes Planungsbüro die technisch-wirtschaftliche Machbarkeitsstudie fristgerecht eingereicht. Aktuell gehen wir von Kosten von über 50 Millionen aus. Ob die aktuellen Preise bis zur definitiven Ausschreibung Gültigkeit haben werden, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Momentan sind Preiskalkulationen schwer vorhersehbar.
Warum braucht Untermais ein neues Schulzentrum?
Reinhard Bauer: Die bestehenden Gebäude sind teilweise über 100 Jahre alt und von Grund auf sanierungsbedürftig. Die Klassen sind dauerhaft überfüllt und entsprechen seit Langem nicht mehr dem Standard, den wir den Schülern zumuten sollten. Die Vorteile eines modernen Schulzentrums inmitten von Untermais, welches von Schülern und Eltern mit Kinderwagen zu Fuß erreichbar ist – die Mittelschule Rosegger liegt derzeit in der Stadt – sowie zahlreiche Abstellplätze für Fahrräder, Parkplätze und Freiraum für Familien sind unverkennbar.
Die deutsche und italienische Grundschule ist in Untermais seit vielen Jahren unter einem Dach vereint. Inwieweit wird die gelebte Zweisprachigkeit auch im neuen Schulzentrum gepflegt?
Wolfram Pardatscher: Grundsätzlich soll das bestehende System beibehalten bleiben. Allerdings bietet dieser neue Schulkomplex jede Unterrichtsform an, also kann man die Gruppen trennen, man kann sie jedoch auch zusammenführen. Das pädagogische Konzept ist sehr flexibel und entspricht den heute aktuellen Erkenntnissen.
Was passiert künftig mit den bestehenden Schulen?
Stefan Frötscher: Die Verlegung der Negrelli-Schule in das neue Schulzentrum ermöglicht ebenso die Umsiedlung der italienischen Grundschule „Giovanni Pascoli“ dorthin. Diese ist noch in der Weingartenstraße angesiedelt und die Gemeinde mietet dieses Gebäude an. Durch die Umsiedlung würden die heutigen Untermaiser Schulen auf einem Campus zusammengeführt.
Herr Bauer, als Untermaiser setzten Sie sich für das neue Schulprojekt ein. Wer waren die Initiatoren für das Projekt?
Reinhard Bauer: Es waren maßgeblich Bürgermeister Günther Januth und Stadtrat Luis Gurschler, welche die Verhandlungen mit dem Orden aufgenommen haben und dieses wunderbare Areal inmitten von Untermais für uns Meraner nutzbar gemacht haben. Die Verträge wurden bereits 2014 unterzeichnet. Die tatsächliche Ausschreibung erfolgte in der darauffolgenden Legislaturperiode, im Jahr 2017 unter Paul Rösch. Der Planungswettbewerb erfolgte im Jahr 2020 und im Herbst 2021 gab es dieses Siegerprojekt. Jeder der hier genannten Personen hat einen Anteil an der Realisierung.
Welchen Stellenwert spielte die Bürgerbeteiligung bei der Planung?
Reinhard Bauer: Die Bürgerbeteiligung hätte maßgeblich in den Jahren vor der Ausschreibung im Jahr 2017 erfolgen sollen. Leider war es unter dem damaligen Bürgermeister Rösch kein Thema, obwohl seine Liste dies heute immer wieder fordert. Es hätten sich viele Untermaiser gerne daran beteiligt, so auch ich persönlich. Ich war damals zwar noch nicht politisch aktiv, aber dennoch interessiert. Jetzt gibt es ein Siegerprojekt. Lassen Sie mich an dieser Stelle anmerken, dass dieses Projekt einen großen Mehrwert für ganz Untermais hat. In der bisherigen Berichterstattung wurde das Projekt häufig ins schlechte Licht gerückt, indem es Behauptungen gab, der bestehende Spielplatz würde ersatzlos entfernt. Dem ist absolut nicht so! Wir haben uns bereits vorab intensiv mit Lösungen befasst und diese auch gefunden. Viele Details sind auch heute noch Gegenstand der Planung. Mit Arch. Pardatscher haben wir hier einen Garanten zur lösungsorientierten Planung.
Welche baulichen Herausforderungen sind mit diesem Großprojekt verbunden?
Wolfram Pardatscher: Eine besondere bauliche Herausforderung kann ich nicht erkennen. Die größte Herausforderung besteht darin, die allgemeine Zustimmung der Bevölkerung zu bekommen bzw. dass der gesamte Komplex zwischen Matteottistraße und Pfarrkirche zu einem Ergebnis führt, das morgen eine Seele hat und diese Seele können nur die Menschen sein, die es mit Leben füllen.
Im November 2019 wurde der zweistufige Planungswettbewerb auf europäischer Ebene ausgeschrieben. Warum ein zweistufiger Wettbewerb?
Wolfram Pardatscher: Das entspricht heutigen Standards, es ist üblich, dass für die erste Phase alle diejenigen, welche die geforderten Voraussetzungen erfüllen, sich für die Teilnahme bewerben können. Aus diesen Bewerbungen wählt die Jury dann jene Teilnehmer aus, die die meist versprechenden Lösungen, sprich Vorschläge unterbreiten. Die Teilnehmer aus dieser Gruppe erstellen dann alle Unterlagen, die laut Wettbewerbsausschreibung gefordert sind. Aus dieser Gruppe wiederum geht dann das von der Jury bewertete Siegerprojekt hervor.
Inwiefern wurden auch lokale Planer in der Ausschreibung angesprochen?
Wolfram Pardatscher: Wie bereits erwähnt war der EU-weit ausgeschriebene Wettbewerb für alle, welche die Voraussetzungen hatten, offen. Es waren sowohl in der ersten als auch in der zweiten Phase lokale Büros mit dabei.
Das Architekturbüro AM3 aus Palermo hat schließlich gewonnen. Warum?
Wolfram Pardatscher: Dazu müsste man das Jury-Protokoll hier einfügen. Hervorheben darf man die städtebauliche Einbindung, die Schaffung eines Campus und ganz wichtig, deren pädagogisches Konzept. Noch einige Worte zum Campus: dieser liegt nun als verbindendes Element zwischen allen schulischen Einrichtungen von Untermais. Das sind: die Erkert- und Negrelli Schule, die italienische Musikschule, das zu errichtende Schulzentrum, der deutsche und der Italienische Kindergarten.
Herr Bauer, wie bewerten Sie das neue Schulzentrum in Hinblick auf Nachhaltigkeit?
Reinhard Bauer: Sprechen wir von Nachhaltigkeit, finden sich mehrere der bekannten Nachhaltigkeitsziele in diesem Projekt wieder. Eine moderne Bildungssstätte, mit besten Voraussetzungen zur Entwicklung unserer Schüler ist fundamental. Die Energieeffizienz moderner Gebäude ebenso. Es schmerzt bei jedem hochstämmige Baum, der gefällt werden muss. Doch dies ist gerechtfertigt, da zahlreiche Bedürfnisse für Untermais erfüllt werden. Es wird aber auch neue Grünflächen und einen Spielplatz mit solchen Bäumen geben. Durch das Schulzentrum besteht zudem die einmalige Möglichkeit einer teilweisen Untertunnelung der Pfarrgasse. Dies würde eine Verkehrsberuhigung zwischen der Etschmanngasse, der Bernhard-Johannes-Straße und der Romstraße bedeuten. Ein barrierefreier Raum und Begegnungspunkt für Familien und Senioren. Zudem wäre ein Untermaiser Festplatz realisierbar, den unsere Vereine ausgiebig nutzen könnten.
Ein Dorn im Auge war für viele Untermaiser die geplante Aula Magna, die auf dem Standort des heutigen Spielplatzes unmittelbar Nahe des Kindergartens Maria Trost entstehen soll.
Wolfram Pardatscher: Die Stadtregierung weiß um diesen Umstand. Sie weiß aber auch, dass der Spielplatz fertig gestellt sein muss, ehe der erste Spatenstich zum Schulzentrum erfolgt.
Stefan Frötscher: Für die Aula Magna haben wir mittlerweile eine Lösung im Hauptgebäude des Schulzentrums gefunden. Was den Spielplatz anbelangt, so wird es auch weiterhin einen Spielplatz auf dem Schulareal geben, nur eben etwas versetzt.
Inwieweit wird das Areal auch nach der Fertigstellung öffentlich zugänglich sein?
Stefan Frötscher: Aus heutiger Sicht wird der neue Spielplatz ganztägig zugänglich sein und so auch das Areal des Schulcampus soll für die Öffentlichkeit auch außerhalb des Schulbetriebes geöffnet und nutzbar sein.
Was ist aktuell der Stand der Dinge? Wann ist Baubeginn?
Wolfram Pardatscher: Von einem Baubeginn sind wir noch weit entfernt. Deswegen hat die Stadtregierung noch Zeit planerische Überlegungen anzustellen. Offene und mögliche Diskussionspunkte sind der Platz zwischen Schulzentrum und Pfarrkirche, die Aula Magna, Mensa und Verwaltung. An diesen Themen wird seitens der diversen Interessenvertreter, wie Schuldirektoren, Techniker, Verkehrsplaner, diskutiert, abgewogen, verworfen und neu angedacht. Es ist ein Entwicklungsprozess, der seine Zeit benötigt. Die Dinge müssen reifen und dazu muss man sich Zeit nehmen, denn die erste Idee kann, aber muss nicht immer die beste sein.
Welche Chancen bringt das neue Schulzentrum für Untermais?
Wolfram Pardatscher: Ich kann Ihnen versichern, dass mit diesem Projekt ein neues, zusammenhängendes Untermaiser Zentrum entstehen wird. Es bleibt zu hoffen, dass man in den kommenden Jahren auch die finanzielle Kraft und Möglichkeit haben wird, sich um das ehemalige, denkmalgeschützte Untermaiser Rathaus zu kümmern. Wenn ja, dann können wir von einem städtebaulichen Juwel sprechen.
Inwieweit wurde die unmittelbare Umgebung in die Planung miteinbezogen?
Wolfram Pardatscher: Es war bereits Aufgabe der Wettbewerbsteilnehmer, sich mit der unmittelbaren Umgebung auseinander zu setzen. So wurde an eine fußläufige Anbindung zur Matteottistraße gedacht und wie oben bereits erwähnt an einen verkehrsberuhigten Platz zu den Pfarrkirchen. Schule und Pfarrkirche werden im städtebaulich übertragenen Sinne König und Königin am städtischen Schachbrett darstellen.
Bis wann wird der neue Komplex fertiggestellt sein?
Wolfram Pardatscher: Für die gesamte Planung, mit allen notwendigen Genehmigungsverfahren werden wir ins Jahr 2024 schlittern. Für Bauarbeiten und Einrichtung in dieser Größenordnung würde ich drei Jahre ansetzen, also frühestens im Herbst 2026 könnte ein Schulbeginn in diesem Hause stattfinden.