Wolfsfrei wird Südtirol nicht, aber es braucht Möglichkeiten zur Entnahme und Populationskontrolle. Darüber hat die „Arbeitsgruppe Großraubwild“ heute (28. November) bei einem Treffen diskutiert.
Auf mehreren parallelen Schienen in Rom und in Brüssel möchten Politik, Verwaltung, Bauern und Jäger arbeiten, um die Wolfspopulation und die damit verbundenen Schäden und Gefahren einzugrenzen. „Kurzfristig zielen wir darauf ab, Einzelabschüsse umzusetzen, mittelfristig arbeiten wir daran, eine Regulierung des Bestands zu erreichen. Wolfsfrei wird Südtirol nicht werden, wir müssen als Gesellschaft mit dem Wolf leben lernen“, sagte Land- und Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler heute (28. November) bei einem Treffen der Arbeitsgruppe Großraubwild.
Feilen an FFH-Richtlinie in Brüssel
Mit Gleichgesinnten in benachbarten italienischen Regionen, aber auch in anderen EU-Ländern soll versucht werden, den Druck auf Rom und Brüssel zu erhöhen. Dabei stehen die Zeichen derzeit gut – in Rom und in Brüssel. In Brüssel zielt die Intervention auf eine Änderung des Artikel 16 der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie ab, in dem der Schutzstatus des Wolfes geregelt wird. Parallel dazu soll in Rom dafür sensibilisiert werden, dass Südtirol und andere Regionen des Nordens entlang des Alpenbogens durch ein eigenes Gesetz nicht auf ein positives Gutachten der ISPRA (Oberstes Institut für Umweltschutz und -forschung) angewiesen sind, wenn es um Entnahmen geht.
Expertenrat aus Juristen und Wildbiologen einsetzen
In Brüssel hat das Plenum des EU-Parlaments erst vergangene Woche eine Resolution verabschiedet, wonach die EU-Kommission über eine Absenkung des Schutzstatus des Wolfs befinden soll. EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann, der dem Treffen digital zugeschaltet war, meinte zwar, dass eine Entscheidung nicht unmittelbar zu erwarten sei – „dennoch haben wir jetzt ein Druckmittel in der Hand. Die Kommission kann sich über eine Zweidrittel-Mehrheitsentscheidung nicht so einfach hinwegsetzen“. Notwendig sei aber, Allianzen zu schmieden – darüber waren sich alle Teilnehmer einig. Am Tisch saßen Benedikt Terzer, Geschäftsführer des Jagdverbands, Leo Tiefenthaler, Sigfried Rinner und Antonia Egger für den Südtiroler Bauernbund und die Bäuerinnenorganisation, SVP-Landtagsabgeordneter Manfred Vallazza, zudem Günther Unterthiner (Direktor der Landesabteilung Forstwirtschaft), Florian Blaas (Direktor des Landesamtes für Forstverwaltung) und Dominik Trenkwalder vom Amt für Jagd und Fischerei. Zugeschaltet war Martin Ganner (Vertreter der Besitzer von Eigenjagden). Ebenso Mitglieder der Arbeitsgruppe sind die Südtiroler Parlamentarier in Rom. Politik und Interessensvertreter werden nun mit ihren Kolleginnen und Kollegen entlang des Alpenbogens in Italien und Europa sprechen und versuchen, Vorschläge zu erarbeiten. Für prioritär erachtet wurde die Einsetzung eines Expertenrats, in dem Juristen und Wildbiologen sitzen. Sie sollen Daten und Fakten zum Vorkommen von Wölfen in Südtirol erarbeiten und in der Folge juridische Wege zur Entnahme beziehungsweise zur Bestandsregulierung aufzeigen.
Herdenschutz: Zoneneinteilung der Almen läuft
In Rom laufen bereits seit längerer Zeit Gespräche mit dem Obersten Institut für Umweltschutz und -forschung ISPRA und den Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt. Vor allem die nördlichen Regionen entlang des Alpenbogens haben Probleme mit dem Wolf und wollen eine Lösung. Die Landesabteilung Forstwirtschaft ist derzeit schon dabei, eine Zoneneinteilung von Almen vorzunehmen. Es wird erhoben, wo welche Herdenschutzmaßnahmen überhaupt möglich und wirtschaftlich sinnvoll sind. Aktuell sind diese nämlich eine wichtige Voraussetzung für die Genehmigung des Abschusses von Problemtieren durch die ISPRA. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe werden sich nun jeder in seinem Aufgabengebiet an die Arbeit machen und in einigen Wochen erneut zu einer Arbeitssitzung treffen. (uli)