Anlässlich des Gedenktages der Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar gedenkt die Gemeinde Meran seit Jahren der Opfer des Nationalsozialismus. An zwei Orten finden die Gedenkfeiern statt: in der Otto-Huber-Straße vor der Statue des „Betenden Mädchens“ und im Gewerbegebiet „Luis Zuegg“ in Untermais, dem Standort der ehemaligen Bosin-Kaserne, wo 1943 eine Außenstelle des Konzentrationslagers Bozen errichtet wurde.
von Philipp Genetti
An den beiden Gedenkveranstaltungen mit Kranzniederlegung nahmen Bürgermeister Dario Dal Medico, der ehemalige Präsident der Jüdischen Kultusgemeinde Meran, Federico Steinhaus, Vizepräsident Mirko Wenter, der Kommandant des Alpini-Regiments „Julia“, Oberst Alberto Baessato, sowie zahlreiche zivile und militärische Behörden teil. Auftakt der traditionellen Gedenkfeier machte die Kranzbeilegung auf dem Areal der ehemaligen Bosin-Kaserne in Untermais. Hier wurde am 27. Januar 2010 ein sogenannter „Ort des Gedenkens“ feierlich eröffnet. Eine Anschlagtafel an den Resten der Befestigungsmauer der Kaserne zeugt heute noch von der Geschichte des berüchtigten Standortes. Von 1938 bis 1939 befand sich hier eine Militäranlage des italienischen Grenzkommandos für den 13. Abschnitt des Alpenwalls und kennzeichnete die Befestigungslinie zwischen dem Vinschgau und dem Passeiertal. Bevor die Kaserne den Namen des italienischen Alpini-Hauptmannes Leone Bosin erhielt, war sie anfangs noch „Venosta“ benannt worden.
Leone und Anna Clauser Bosin
Der 1941 an der griechisch-albanesischen Front gefallene Hauptmann Bosin ging allen voran als Träger der silbernen Ehrenmedaille in die Geschichte Italiens ein. Weniger bekannt, aber dafür nicht weniger spannend, ist die Geschichte seiner verbliebenen Frau Anna Clauser Bosin.
Der Tod ihres Gattens und Vaters ihrer drei Kinder im Krieg löste in ihr eine unheimlich tiefe Abneigung gegen den Faschismus aus. Diese ging dabei so weit, dass Anna wenige Jahre später, und zwar im Frühjahr 1944, sich dazu entschloss, Teil der Partisanenverbände im Fleimstal zu werden und durch ihre Mithilfe bei Versorgung- und Verbindungsaufgaben die Gründung des dortigen Befreiungskomitees voranzutreiben. Anna wurde im selben Jahr jedoch noch zusammen mit ihrer Schwester, ihrem Schwager und ihrem Onkel verhaftet. Annas Familie wurde am 18. Dezember zwar wieder freigelassen, sie selbst hingegen unter der Häftlingsnummer 8077 ins Lager von Bozen deportiert. Dort blieb sie bis Kriegsende als Gefangene inhaftiert. Nach ihrer Befreiung kehrte sie in ihre Heimat zurück und starb 1968 in Cavalese im Fleimstal.
Das Außenlager des KZ-Bozens
In der Zeit zwischen 1943 und 1945 wurde die Ex Bosin-Kaserne zum Satellitenlager des Lagers von Bozen der Deutschen Wehrmacht. Wie es die Informationstafel am Standort beschreibt, gelang es um Weihnachten 1944 zwei jungen Frauen über die Umzäunungsmauer zu klettern und mithilfe von einigen Bürgern aus Meran zu fliehen. Die Rede ist von Ernesta Sonego und Albertina Brogliati. Auf ihre Geschichte bezog sich bei den diesjährigen Feierlichkeiten auch Merans Bürgermeister Dal Medico. „Das Schicksal dieser beiden Frauen ist eine Seite des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte“, beteuerte Dal Medico, „dieses Mal mit einem glücklichen Ende.“ Gleichzeitig sei sie aber auch eine unausweichliche Warnung an uns heute, uns allen Formen der Intoleranz zu widersetzen, und zwar von Anfang an. Meran dürfte deshalb Antisemitismus, Rassismus, Hass und Aufwiegelung keinen Raum geben. Dies sei die Verpflichtung, die uns in der Achtung vor dem Gedenken an alle Opfer der Shoah und der nazifaschistischen Untaten vereinen muss. Vor eben jenen, die gekämpft und sogar ihr Leben geopfert hatten, um den abscheulichen Verbrechen gegen die Menschheit ein Ende zu setzen, so der Appell des Bürgermeisters.
Vom Militärareal zum Wirtschaftsstandort
Das Ende der Bosin-Kaserne, Anfang der 1990er Jahre, leitete in Untermais die Möglichkeit zur Erweiterung des Gewerbegebiets entlang der Luis-Zuegg-Straße ein. Seitdem hat sich die Zone zu einem attraktiven Standort für zahlreiche lokale Betriebe entwickelt.
Erreichbarkeit des Standortes
Klimafreundlich erreichbar ist der Wirtschaftsstandort in Untermais mit dem Bus Nr. 6 oder mit dem Rad über den übergemeindlichen Fahrradweg der Bezirksgemeinschaft. Für Besucher, die mit dem Auto unterwegs sind, bietet die Zone ausreichende Parkmöglichkeiten.
Für Familien mit Kindern ist der Standort entlang der Luis-Zuegg- Straße in Untermais vor allem für den großräumigen „Wielander“-Spielplatz bekannt. Sein Name bürgt für den vermeintlich ältesten Betrieb im Ortsteil. Für die aktuelle Ausgabe der BAZ haben wir uns diesmal etwas südlicher umgeschaut und uns einen Eindruck über ein unterschätztes Stadtgebiet der Stadt Meran verschafft.
Sozialgenossenschaft Albatros – Soziale Mission
In der Sozialgenossenschaft Albatros empfängt uns Direktorin Monika Thomaser. Sie leitet den Betrieb seit 17 Jahren mit viel Herzblut und Leidenschaft. Mit Begeisterung erzählt sie uns, wie sich Albatros in diesen Jahren entwickelt hat. Die Kernkompetenz der Genossenschaft liegt bis heute in der Begleitung von benachteiligten Menschen zurück in die Arbeitswelt. Praktisch gelebt wird das in den drei Tätigkeitsbereichen: Reinigung, Gartenbau und Tischlerei. Da der bürokratische Aufwand von öffentlichen Wettbewerben immer komplexer und aufwändiger geworden ist, liege der Fokus inzwischen fast gänzlich auf den privaten Bereich, erklärt uns Thomaser. Das hatte aber auch zur Folge, dass die Qualität der Leistungen der Sozialgenossenschaft in den vergangenen Jahren angestiegen ist. Was das Konzept für Kunden besonders macht, ist das „Soziale“-Plus, das von Albatros bei ihrer Arbeit mitgeliefert wird. Ein besonderes Projekt im klerikalen Kontext war die Fertigung des Bischofstabs einer der letzten beiden Bischöfe. Es steht exemplarisch für viele weitere Projekte in den unterschiedlichsten Bereichen, die Albatros seit ihrer Gründung 1994 realisiert oder begleitet hat. Bereiche die trotz der sozialen Komponente des Betriebes für eine beachtliche Leistungsqualität zollen.
Olina Küchenstudio – Die Einrichtungsprofis
Wenig entfernt von der Auffahrt zur Marlinger Brücke befindet sich Südtirols exklusiver Standort der „Olina“-Küchenstudios. Geführt wird es in der Luis-Zuegg-Straße von den beiden Jungunternehmern Alexander und Johanna Prossliner. Es ist der zweite Versuch, den wir wagen, um mit Alexander selbst zu sprechen. Doch ohne Vormerkung ist das an Tagen wie diesen nicht immer so einfach. Umso mehr freut es uns, dass sich Johanna spontan für uns Zeit nimmt, um uns etwas mehr über ihr Unternehmen zu berichten. „Die individuelle Beratung der Kunden genießt bei uns einen außerordentlich hohen Stellenwert“, erklärt uns die Unternehmerin, „deshalb kann ein Termin auch schon mal länger dauern.“ An der modernen Schauküche lädt sie uns ein zum Kaffee und führt einen brandneuen Trend vor: eine Heißwasser Armatur. Was man darunter versteht? Ein Zubehör beim Wasserhahn, das es ermöglicht sofort kochend heißes Wasser, oder sogar Sprudel abzufüllen. Seit vergangenem Herbst verfügt das Küchenstudio über einen erweiterten Ausstellungsbereich, in dem „Olina“ auch ihre raumplanerischen Kompetenzen im Wohnbereich und Schlafzimmer zeigen möchte. Denn modern ist heute, wenn sich in der Einrichtung ein roter Faden durch die gesamte Wohnfläche zieht.
Herzblatt – die Suche nach dem richtigen Partner
Man möchte meinen, dass durch das Internet die Partnersuche um einiges einfacher geworden ist. Auf unserem Besuch bei der Partnervermittlung „Herzblatt“ in der Zone erfahren wir von Tanja Raffl, dass dieser Schein leider oft trügt. Was die Partnerwahl heute so schwer macht, seien vor allem die immer höheren Ansprüche, die wir nicht nur an uns selbst, sondern auch an unsere Mitmenschen haben. Die vielen Trennungen, die es heute gibt, hätte jemand vor 50 Jahren wohl nicht für möglich gehalten. Wir leben heute in einer völlig anderen Zeit. Und doch lohnt es sich dranzubleiben. Davon ist Raffl überzeugt. Dass es in vielen Fällen nämlich doch „funkt“, erlebt sie in ihrer Agentur hautnah mit. Eines der wichtigsten Dinge auf der Suche nach dem richtigen Partner ist für die Expertin, dass man zuerst auch mit sich selbst auskommt und dann die Offenheit bereitlegt, ein Gegenüber im eigenen Leben zuzulassen. Was uns bei „Herzblatt“ auffällt, ist die herzliche und ehrliche Art von Frau Tanja Raffl. Man spürt, sie nimmt ihre verantwortungsvolle Arbeit sehr ernst. Das macht Mut für den ersten Schritt. Der Erfolg für eine anhaltende Beziehung liegt aber wohl oder übel am Ende dann doch auch an einem selbst.
Stadtwerke Meran, seit über 90 Jahren in Meran
Seit dem 7. November 2022 befindet sich in der Luis-Zuegg-Straße der neue Sitz der Stadtwerke Meran. Auf der Suche nach einer Alternative zum bisherigen Standort in der Europaallee fand man 2018 die ideale Lösung im damals sanierungsbedürftigen Gebäude an der Kreuzung zwischen Luis-Zuegg-Straße und Albertina-Brogliati-Straße. Das heutige Ergebnis lässt sich sehen: eine auf 1500 m2 ausgelegte Betriebsfläche, bestehend aus Büros, schallisolierten Nischen, einer großräumigen Eingangshalle sowie einem ansehnlichen Sitzungssaal, der in Zukunft auch lokalen Vereinen für Veranstaltungen oder anderweitige Zusammenkünfte zur Verfügung stehen soll. „Dieses offene Konzept unterstützt uns dabei, neue Ansätze von Führung, Kooperation und Zusammenarbeit zu etablieren“, beteuert Stadtwerke-Präsident Hans Werner Wickertsheim in einem Interview mit dem Meraner Stadtanzeiger. In unmittelbarer Nähe des neuen Sitzes, in der Albertina-Brogliati-Straße, befindet sich außerdem seit September 2022 auch ein neuer Minirecyclinghof, der den Meranern eine weitere Möglichkeit zur Abgabe von Recycling-Materialien bietet.
Fliesen 2000 – Keramische Wand- und Bodenbeläge
Es geht für uns weiter zum Firmensitz von „Fliesen 2000“, der Adresse vor Ort, wenn es um „fantasievolle Konzepte für die Badraumgestaltung im Trend der Zeit“ geht, so heißt es auf der Webseite. Gegründet wurde der Betrieb 1978 von Herrn Raffl Senior. Seit mittlerweile 10 Jahren führt Tochter Petra mit ihrem Mann das Unternehmen weiter und bietet eine breite Palette an keramischen Wand- und Bodenbelägen für Innen und Außen. Besonders gefragt seien zurzeit vor allem Optik-Fließen, erfahren wir von Petras Mann. Das versteht man sofort, denn mit dem bloßen Auge sehen die Ausstellungsstücke der Holz-Optik Fließen auf dem Ersten Blick Naturholz unfassbar ähnlich. Der Vorteil gegenüber echtem Holzboden liegt bei Keramikfließen nicht nur daran, dass sie pflegeleichter sind, sondern, dass sie bei Bodenheizungen auch schneller Wärme abgeben, erklärt der Fachmann. Auf der zweistöckigen Ausstellungsfläche finden wir aber auch Naturbeläge und einige Beispiele von Anwendungen, die bei der Wahl für die eigene Raumgestaltung durchaus weiterhelfen. Für alles Übrige berät Familie Raffl und ihre Mitarbeiter mit Erfahrung und Kompetenz.
Tischlerei Comploj – seit über 90 Jahren in Meran
Mit über 90 Jahren Erfahrung ist die Tischlerei „Comploj“ samt eigenem Möbelhaus, mit Abstand das Unternehmen mit der längsten Tradition auf unserer Entdeckungsreise durch die Luis-Zuegg-Straße. Gegründet im Jahr 1932, führt heute Veit Comploj in zweiter Generation die Tischlerei mit angrenzendem Möbelhaus. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht für die Möbel, die wir herstellen, möglichst naturbelassene Materialien zu verwenden, um den Rohstoff Holz so zu zeigen, wie er gewachsen ist, wenn man so sagen möchte: in seiner lebendigen Natürlichkeit“, erklärt uns der Geschäftsführer. Der Name „Comploj“ bürgt im Burggrafenamt für Qualität und ist für all jene der richtige Kontakt, die eine etwas bodenständigere Einrichtung suchen. Was „Comploj“ alle mal interessant macht, ist: als selbst produzierendes Möbelhaus erhält man hier Originale, die nach individuellem Maß und Idee handwerklich gefertigt werden. Wir sind uns sicher, dass wir hier wiedermal vorbeikommen.