Entgegen allen Vorhersagen hat Elly Schlein die Vorwahlen gewonnen und wurde neue Vorsitzende der Demokratischen Partei. Zum ersten Mal wird die wichtigste Regierungspartei und die wichtigste Oppositionspartei von einer Frau angeführt.
Elly Schlein ist 37 Jahre alt und hat eine politische Geschichte als Außenseiterin: Sie wurde 2014 für den PD ins Europäische Parlament gewählt, verließ diesen jedoch aus Protest gegen Renzi, kandidierte als Unabhängige bei den Wahlen im September 2022 und nahm erst vor einigen Wochen wieder die Mitgliedschaft des PD an. Niemand hat mit ihrem Sieg gegen den Präsidenten der Emilia-Romagna Stefano Bonaccini, einen langjährigen Parteifunktionär, gerechnet. Bonaccini genoss die Unterstützung der meisten ParlamentarierInnen, BürgermeisterInnen und aller Regionalpräsidenten. Doch die WählerInnen, die bei den Vorwahlen ihre Stimme abgaben, zogen dem von Bonaccini perfekt verkörperten Parteisoldaten diese junge Frau vor, die sich selbst stolz als Feministin, Grüne und Linke bezeichnet. Mit ihrem Votum haben die PD-WählerInnen eine Vorsitzende gewählt, die sich entschlossen für linke Themen wie Beschäftigung, BürgerInnenrechte, Geschlechtergleichstellung und Umwelt einsetzt. „Wir werden ein großes Problem für die Regierung sein“, sagte Schlein und warf Giorgia Meloni den Fehdehandschuh hin. Meloni verstand sofort, dass die junge PD-Sekretärin für sie eine viel stärkere Gegnerin sein würde als Bonaccini. Schließlich weiß niemand so gut wie die Ministerpräsidentin, dass die ItalienerInnen unkonventionelle Figuren, die authentisch sind und ihren Ideen treu bleiben, mögen. Die Wahl von Elly Schlein zur PD-Vorsitzenden ist ein Paukenschlag, wie ihn nur die unberechenbare italienische Politik liefern kann.