„Eine der beeindruckendsten Ausstellungen auf Schloss Kastelbell“ – Gemeinschaftsausstellung bis 25. Juni 2023
Schloss Kastelbell ist für seine Ausstellungen bekannt. Die aktuelle Frühlingsausstellung stellt aber das Bisherige in den Schatten. Wenn Menschen Kunst berührt, kann sie seelisch heilen, soll Karl Grasser einmal gesagt haben. Ihm und zwei weiteren Vinschgauer Künstlern ist die Ausstellung gewidmet: Friedrich Gurschler und Martin Rainer.
Alle drei wurden im gleichen Jahr vor genau 100 Jahren geboren, stammen aus dem Vinschgau – Rainer und Gurschler aus Unser Liebe Frau im Schnalstal und Grasser aus Kortsch. Alle drei stellten in ihren Werken – vorwiegend Plastiken und grafische Arbeiten – das Leben mit all seinen Freuden und den leidvollen Stunden in den Mittelpunkt: „Vielleicht weil man selber nichts wert war, gelitten hat, spricht einen das Leid an“, wird Martin Rainer zitiert. „Nicht das Perfekte. Das Perfekte ist majestätisch und langweilig.“
Eva Gratl und Ursula Schnitzer haben die Ausstellung organisiert, keine Retroperspektive, keine Wiederholung ihrer Werke in chronologischer Form. Vier Kernthemen haben die zwei Kuratorinnen vielmehr gewählt, mit denen sich die drei Künstler zeitlebens intensiv beschäftigt haben: die Natur, und die Tiere, die Familie, das Sakrale, das Geistige im Menschen und das Leben in all seinen Facetten. Grasser, Gurschler und Rainer verbindet aber auch die Geschichte ihres Lebens. Gehören sie doch einer Generation an, die Armut, Not, Krieg und Leid am eigenen Leib erfahren, die große politische, soziale und ökonomische Umwälzungen erlebt hat. Alle drei absolvierten trotz der oft widerlichen Umstände an renommierten Akademien (Wien, München und Nürnberg) ihre Ausbildung und begannen ihre künstlerische Karriere in den 1950er Jahren. Die große Bedeutung der drei Künstler bis in unsere Zeit zeigte sich auch bei der Eröffnung der Ausstellung am 29. April, zu der Besucher aus dem ganzen Land gekommen waren. Gerold Tappeiner, Obmann des Kuratoriums von Schloss Kastelbell, war von den vielen Interessierten wohl selbst überrascht, die der Schlosshof gar nicht mehr zu fassen vermochte. Unter ihnen die Familienangehörigen, aber auch Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder und Ex-Landesrat Richard Theiner, der bestätigte: „Eine der beeindruckendsten Ausstellungen, die das Land je gesehen hat.“ Zeitlose Kunstwerke, die staunend den Blick nach innen führen, begegnen dem Besucher auf Schloss Kastelbell bis zum 25. Juni, erwandernd von Raum zu Raum. Einen posthumen Werkstattbesuch, fotografisch und installativ von der Meraner Künstlerin Elisabeth Hölzl gestaltet, ermöglicht in einem eigenen Raum einen Einblick in den Alltag der drei Künstlerleben. „Die Schilderung des inneren gelingt mir besser als die des äußeren Lebens, was wohl zum Teil davon kommen mag, weil ich mehr dachte und fühlte, als ich sah“: Friedrich Gurschlers Zitat trifft die Botschaft der wunderbaren Ausstellung auf Schloss Kastelbell am besten.