Denken Sie an eine Alm oberhalb von Tramin? Fehlanzeige! Jedoch ein absoluter Geheimtipp für Liebhaber einsamer, uriger Wege und stiller, unerschlossener Almen in wilder Bergkulisse.
von Christl Fink
Diese Alm liegt in den Sarntaler Alpen, unter der Tatschspitze und dem Tagewaldhorn und ist von Asten im hintersten Pensertal aus zu erreichen. Vom Bahnhof Bozen verkehren dorthin stündlich Busse.
Entlang rauschender Bäche
An der Endhaltestelle am Talschluss genießen wir zunächst das Ensemble der letzten Bauernhöfe, Häuser mit von der Sonne verbrannten Balkonen, ein weißes, schmuckes Kirchlein, gelbblaue Wiesen, auf denen noch Vergissmeinnicht wachsen dürfen, und in Richtung Penserjoch weiße, schneebedeckte Bergkuppen. Kein modernes Gebäude, das nicht in die Landschaft passt! Gleich an der Haltestelle entdecken wir die Wegweiser und unsere Markierung 13. Wir wenden uns nach rechts, nach links ginge es zum Penserjoch, und wandern auf einem Forstweg taleinwärts. Bald kommen wir erneut zu Schildern und zweigen nun rechts auf den Wandersteig ab.
Soldanellen und Krokusse
Ein erstes Bächlein wird auf einer einarmigen Brücke überquert, dann beginnt der Aufstieg. Schon geht es über einen zweiten kleinen Bach! Teils über Holztreppen, teils über Steinstufen gewinnen wir rasch an Höhe. Einmal müssen wir sogar an einem mächtigen Felsen vorbei und immer wieder läuten gleich zwei Arten von Soldanellen; die ersten Krokusse wagen sich aus der noch braunen Erde. Noch ein Stück aufwärts, dann haben wir die Forststraße und damit auch fast schon die Höhe erreicht. In der Ferne entdecken wir endlich die Almhütte, die sich, schutzsuchend, zu ducken scheint. Und ganz plötzlich stehen wir auch schon vor einem wahren Blütenwunder, der weiß-violett gesprenkelten Krokuswiese, die sich unterhalb der Hütte ausbreitet. Dazwischen sind noch große im Sonnenlicht glitzernde Schneeflecken, im Hintergrund, zur Traminer Scharte hin, ist es noch tief winterlich verschneit.
Verdiente Mittagsrast
Wir wandern nun links an der eingezäunten Wiese vorbei bis zu einem kleinen Kreuz oberhalb der Hütte und über den schneefreien, mit Alpenrosen bewachsenen Kamm auf die Hütte zu. Bald ist ein herrlicher Platz für die Mittagsrast gefunden. Eine große, fast unwirkliche Stille umgibt uns. Nur ganz leise und verhalten ist das Murmeln des Baches zu hören. Jenseits des Tales grüßen jetzt, Ende Mai noch schneebedeckte Bergketten über dem frischen, dunklen Grün der Wälder. Trotz des Feiertages keine Menschenseele, dafür ein paar Vierbeiner, die eilig flüchten. Waren es Rehe oder Gämsen? Wir konnten es nicht erkennen, zu schnell waren sie zwischen den Bäumen verschwunden. Wir umrunden die Krokuswiese noch einmal von der anderen Seite, ehe wir uns wieder auf den Weg machen.
Rückweg in weiter Runde
Der Rückweg geht, der Markierung 10 A und 10 folgend, leicht abwärts über den Forstweg und unterhalb der bewohnten Seebergalm vorbei. Bergseitig leuchten aus allen Felsspalten die roten Felsenprimeln, sogar der Duft des Seidelbasts kitzelt unsere Nasen. Vorbei an einer sehr schön eingezäunten Alm wandern wir talwärts und erreichen dann auch schon die Stelle, von der wir am Morgen auf den Steig abgebogen sind. Bald sind die ersten Blumenwiesen und die hintersten Bauernhöfe erreicht und schon stehen wir an der Bushaltestelle. Entweder ein kurzer Besuch im kleinen, sauberen Kirchlein etwas oberhalb, oder noch eine Kaffeepause im nahen Gasthaus Elisabeth etwas unterhalb des Weilers … und schon rollen wir talwärts, dankbar für den wunderbaren, stillen und farbenfrohen Tag.
INFO
Anfahrt: Vom Bahnhof Bozen mit dem Bus ins Sarntal bis nach Asten.
Ausgangspunkt: Endhaltestelle Asten (1523 m)
Ziel: Traminalm (2150 m)
Gehzeiten: insgesamt: 3 – 3 1/2 Std.
Asten – Traminalm: 1 ½ Std. und über den Forstweg zurück 1 ½ Std.
Beste Zeit: Mitte Mai bis Spätherbst; im Winter evtl. mit Schneeschuhen über den Forstweg.