Wollen Sie so richtig urige Almen erleben? Wege, die begleitet sind vom Rauschen des Wassers und dem Klang der Kuhglocken, eine echte, einsame „Waldkirche“und einen idyllischen, kleinen See, dann kommen Sie ins Wanser Tal.
von Christl Fink
Wir fahren mit dem Bus 240 nach St. Leonhard und weiter mit dem Bus 239 bis nach Innerwalten.
Wans und Johannes Nepomuk
Wir starten beim Gasthaus Innerwalten und gehen ein kurzes Stück die Straße entlang bis zur sechsten Kehre. Ein breiter Weg führt geradeaus direkt in den Wald. Diesen nehmen wir und wandern in leichtem Auf und Ab taleinwärts. Zuerst haben wir einen schönen Blick ins Sailertal, später sehen wir schon das Wanser Kirchlein. Es ist dem Brückenheiligen St. Nepomuk geweiht. Der Weiler ist bekannt dafür, dass hier noch heute am Festtag des Heiligen eine Nepomukstatue in Prozession zum Wanser Bach getragen und in dessen Wasser versenkt wird, um daran zu erinnern, dass der Heilige in Prag in die Moldau geworfen und ertränkt wurde, weil er das Beichtgeheimnis nicht brechen wollte.
Über die Wanser Alm
Nach dem Besuch des liebevoll gepflegten Kirchleins geht es auf Markierung 14 weiter taleinwärts. Bis zur Alm ist das Läuten der Kuhglocken unser ständiger Begleiter, denn rechts und links des Almweges grasen friedlich zahlreiche Kühe, die hier saftige Weiden vorfinden. Links könnte man zur Moser Alm aufsteigen, aber das sparen wir uns für ein anderes Mal auf. Ganz allmählich steigt der Weg an, und nachdem wir den Wanser Bach überquert haben, erreichen wir auch schon die urige, kleine Alm. Noch vor der Hütte finden wir unseren weiteren Weg (14 A). Er wird zum Gebirgssteig, der nur bei trockenem Wetter zu empfehlen ist. Zuerst noch fast eben, durch ein Gatter, dann immer steiler ansteigend, geht es in trittsicheren Spitzkehren hinauf zum bewaldeten Sattel.
Zu den „Sümpfen von Vannus“
Hier wartet eine Überraschung auf uns: Waldkirchen! Ein ebener Platz mitten im Wald, liebevoll eingezäunt, ein Altar mit Kreuz und etwas abseits auf einem Baumstamm, die Erklärung dazu. Ein Ort wie geschaffen für eine Bergmesse mit viel fröhlichem Gesang. Die „Sümpfe von Vannus“ nannte man die Gegend früher, als das Gebiet noch nicht bewaldet war und es viele sumpfige Seen gab. Heute sind sie alle verschwunden, aber ein Hauch von damals ist geblieben. Wir wandern auf dem bewaldeten Übergang hinunter ins nächste Tal. Vorher erreichen wir noch einen kleinen, idyllischen See. Wie geschaffen für unser Picknick aus dem Rucksack. Die köstlichen Schwarzbeeren als willkommener Nachtisch runden die Mahlzeit ab. Hier zweigt auch der Steig zur Seebergspitz ab.
Über die Seebergalm
Direkt unterhalb des kleinen Sees liegt die Seebergalm, die seit 40 Jahren von demselben Hirten bewirtschaftet wird. Er und die Alm scheinen ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten zu sein. Zügig geht es hinunter ins Sailertal. Eine Abzäunung mit einem originellen Überstieg ist zu überwinden, dann zweigt bald rechts mit der Markierung 15 der Weg nach Wans ab, den wir nehmen. So vermeiden wir die öde Asphaltstraße talauswärts nach Walten. Nun geht es zunächst über die Brücke des Sailerbaches und dann – eine Hofstelle am Waldrand umrundend – wieder zurück zum Kirchlein von Wans.
Zum Gasthaus Innerwalten
Von hier aus wandern wir auf dem Weg, den wir am Morgen gekommen sind, bis zu einer Abzweigung nach links. Nun geht es auf einem ebenen Wiesensteig mit herrlicher Sicht talauswärts und zurück bis vor einen Hof, von wo aus wir wieder auf dem Vormittasweg zurückkehren. Bald haben wir die Jaufenstraße erreicht und beenden unsere Wanderung mit einem guten Trunk im Gasthaus Innerwalten gegenüber der Bushaltestelle. Glücklich, wieder ein Stück Heimat erkundet zu haben, fahren wir mit dem Bus wieder zurück.
Info:
Anfahrt: Von Meran mit dem Linienbus 240 bis nach St. Leonhard in Passeier und von dort mit dem Bus 239 weiter bis Innerwalten.
Ausgangspunkt: Gasthaus Innerwalten (1430 m) Höchster Punkt: Übergang vom Wanser Tal ins Sailertal (ca. 1800 m)
Gesamtgehzeit: 3,15 – 3,30 Std. Bushaltestelle > Wans: 30 Min. > Wanser Alm: 45 Min. > Seebergalm: 50 – 60 Min. > Wans: 40 Min.> Bushaltestelle Innerwalten: 30 Min.
Beste Zeit: je nach Schneelage ab Ende Mai bis zum ersten Schneefall.
Besonderheit: Der Wanserhof beim Kirchlein wird bereits im 12. Jh. urkundlich erwähnt.