Der 8. März wird auch im römischen Parlament dazu genutzt, um eine Bilanz der Situation der Frauen zu ziehen. Ein zentraler Aspekt dieser Bewertung ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt. In Italien ist die Zahl der erwerbstätigen Frauen in den letzten 10 Jahren um fast eine Million gestiegen und der Anteil der Frauen an der Erwerbsbevölkerung hat 53 % der erwerbstätigen Frauen erreicht. Dennoch liegt Italien weit unter dem EU-Durchschnitt von 69,3 %. Zusammen mit Malta und Griechenland bildet Italien das Schlusslicht.
Die Beschäftigungssituation von Frauen ist auch durch befristete Arbeitsverträge und einer stärkeren Präsenz in schlechter bezahlten Branchen gekennzeichnet: Frauen sind in Sektoren wie dem Gesundheits- und Bildungswesen deutlich in der Überzahl während sie in anderen besser bezahlten Sektoren, wie dem Finanz- und Versicherungswesen, dem Bereich der Informatik und dem Bauwesen weniger vertreten sind. Auch in Führungspositionen fehlen Frauen: Von 100 Führungskräften im öffentlichen und privaten Sektor sind nur 21 Frauen. Fast die Hälfte der Arbeitsverträge von Frauen sind Teilzeitverträge: 47,7 % gegenüber 17,4 % bei den Männern. Für sie ist die Teilzeit die einzige Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren. Unbezahlte Arbeit wird nach wie vor überwiegend von Frauen geleistet. Weniger Arbeitsstunden bedeuten auch weniger Lohn: Im Schnitt verdient eine Frau in Italien in der Privatwirtschaft 8000 Euro weniger als ein Mann, im öffentlichen Dienst steigt der Unterschied auf fast 10.000 Euro. All dies wirkt sich natürlich auch auf die Renten aus. Obwohl Frauen 52 % der Rentner ausmachen, erhalten sie laut Inps nur 141,4 Milliaren Euro der insgesamt 321 Milliarden Euro an Renten, gegenüber 180,4 Milliarden Euro bei den Männern. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Rente der Männer bei 1932 Euro, die der Frauen bei 1141 Euro. Frauen, die kein Einkommen haben, sind weniger frei und im Falle eines gewalttätigen Partners aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit verletzlicher. Weniger Frauen auf dem Arbeitsmarkt sind eine Verschwendung von Fähigkeiten für die Entwicklung einer Gesellschaft und für das Wirtschaftswachstum. Nicht zuletzt korreliert die Geburtenrate positiv mit der Frauenerwerbstätigkeit: Je höher die Erwerbsquote, desto höher die Geburtenrate. Auch hier liegt Italien mit 1,22 Geburten pro Frau weit hinter den meisten anderen europäischen Ländern. Die italienische Regierung und die Ministerpräsidentin erklären immer wieder diese Missstände beheben zu wollen. Dazu bedarf es jedoch gezielter Maßnahmen und finanzieller Anreize. Der so genannte Bonus mamme, der sich an Mütter mit zwei Kindern richtet, von denen eines das zehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hat, betrifft einen so kleinen Kreis von Begünstigten, dass er die Lage der Frauen nicht wirklich verbessern wird.