Uu Beginn der Pandemie führte die damalige Regierung Conte den Superbonus 110 % ein, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Energieeffizienz des Gebäudebestands zu verbessern. Der Staat gewährte allen Hauseigentümern, die Renovierungsarbeiten zur Verbesserung der Energieeffizienz ihrer Liegenschaften durchführten, einen Steuernachlass von 110 % der ausgegebenen Summe. Der Staat bezahlte praktisch die gesamten Renovierungsarbeiten. Entsprechend hoch war die Nachfrage.
Laut ISTAT trugen die Bauinvestitionen in den Jahren 21/22 zu zwei Dritteln des italienischen BIP-Wachstum bei. Auch die Beschäftigung ist gestiegen: 170.000 neue Arbeitsplätze sind auf die Bonus-Initiative zurückzuführen. Private Haushalte, die von den Renovierungsarbeiten profitiert haben, sparen Schätzungen zufolge alle zwei Jahre 9 Milliarden Euro an Stromkosten.
Allerdings sind erst 4 % aller Gebäude des Landes saniert worden und das ohne Kostenlimit und durch veilfachen Missbrauch mit geschätzten Kosten in Höhe von 220 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Staat gibt jährlich 220 Milliarden Euro für das gesamte Gesundheitssystem (130 Milliarden) und für alle Schulen, Kindergärten und Universitäten des Landes (80 Milliarden) aus.
Die Regierungen Draghi und Meloni haben daher versucht, die Höhe der Förderungsbeträge zu begrenzen, Minister Giorgetti hat sogar ein entsprechendes Notdekret erlassen. Es besteht die Gefahr, dass die Regierung im nächsten Haushaltsgesetz die Steuern erhöhen oder andere Leistungen kürzen muss, um diese Ausgaben zu decken.
Vor kurzem hat Europa die Richtlinie über die Energieeffizienz von Gebäuden verabschiedet. Das Ziel ist ähnlich wie beim Superbonus 110: die CO2-Emissionen zu reduzieren, die durch Energieverluste in alten Häusern entstehen. Die Richtlinie, die vorerst nicht bindend ist, sieht vor, dass jeder Mitgliedstaat die Mittel für die Sanierungen selbst aufbringen muss. Im Falle Italiens, wo 61 % der bewohnten Häuser renoviert werden müssten, belaufen sich die berechneten Kosten auf 270 Milliarden Euro, die zu den Ausgaben von 220 Milliarden Euro für den Superbonus 110 hinzukommen würden. Italien ist damit neben Ungarn das einzige Land, das gegen die Richtlinie gestimmt hat, sie aber nicht verhindern konnte.